ADB:Resinarius, Balthasar

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Artikel „Resinarius, Balthasar“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 245–246, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Resinarius,_Balthasar&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 12:01 Uhr UTC)
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Resinarius: Balthasar R., ein berühmter kirchlicher Tonsetzer des 16. Jahrhunderts aus Jessen (Jecinus, wie er schreibt) gebürtig, der um 1544 Bischof in Lippa (Leipa?), einer Stadt an der böhmischen Grenze, zwischen Dresden und Prag, war und nach der Aussage des Buchdruckers Rhau in Wittenberg 1544 sich schon im Greisenalter befand. Als Knabe war er an der kaiserlichen Hofkapelle Chorknabe unter Isaac’s Leitung und studirte später Theologie. R. gab 1543 eine Sammlung „Responsorium Numero Octoginta, De Tempore et Festis juxta seriem totius anni. Libri duo“ in Wittenberg bei Georg Rhau heraus und ebenso veröffentlichte derselbe Drucker 1544 in seinem Sammelwerke: 123 neue deutsche Gesänge für die gemeinen Schulen, 26 deutsche drei- und vierstimmige [246] geistliche Lieder, nebst einem „Te Deum deutsch“. Das erste Werk befindet sich in der Stadtbibliothek in Augsburg und königl. Bibliothek in Berlin, das letzte in Berlin, Zwickau, Hamburg und Kassel. Johannes Bugenhagen und Rhau leiten die Responsorien von 1543 mit zwei Vorworten ein, in denen sie den Componisten feiern. Rhau scheint persönlich gut bekannt mit ihm gewesen zu sein, denn er nennt ihn „unseren emsigen Pastor“ und er lobt an den Gesängen ihre Einfachheit und Ungezwungenheit. Bugenhagen dagegen wünscht ihnen mehr „Heilsamkeit und Erbaulichkeit“, d. h. wol, sie sind ihm zu einfach und inhaltsleer. Winterfeld in seinem evangelischen Kirchengesange (I, 191) spricht sich über seine deutschen geistlichen Lieder sehr günstig aus und theilt in der Musikbeilage die beiden vierstimmigen Lieder „Christ lag in Todesbanden“ und „Nun bitten wir den heiligen Geist“ mit, doch fehlt ihnen meiner Ansicht nach die begeisternde Erhebung. Sie bewegen sich in den im 16. Jahrhundert gebräuchlichen Ausdrucksmitteln, doch ist der Ausdruck selbst matt und die Einfachheit grenzt an Unbedeutendheit. Seine Bedeutung wächst nur in dem Maaße, als er ein fleißiger Mitbegründer der neuen evangelischen Lehre war und seine Kräfte dem neu ersprossenden Kirchengesange widmete. In diesem Sinne wurde er auch von den Wittenbergern mit Freude und Dank aufgenommen und wir müssen ihn daher nicht von Seiten der Kunst aus betrachten, sondern als thätigen Mitarbeiter an der Begründung des evangelischen Kirchengesanges.