Zum Inhalt springen

ADB:Reslhuber, Wolfgang

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Reslhuber, Wolfgang“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 247–249, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reslhuber,_Wolfgang&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 08:15 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Rest, Quirin
Band 28 (1889), S. 247–249 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Augustin Reslhuber in der Wikipedia
Augustin Reslhuber in Wikidata
GND-Nummer 116449284
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|28|247|249|Reslhuber, Wolfgang|Siegmund Günther|ADB:Reslhuber, Wolfgang}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116449284}}    

Reslhuber: Wolfgang oder – mit dem Klosternamen – Augustin R., Astronom und Meteorologe, geboren im Dörfchen Saaß unweit Steyr in Oberösterreich am 5. Juli 1808, † zu Kremsmünster am 29. September 1875. Sechs Jahre alt, kam der Bauernsohn in die Pfarrschule zu Aschach a. d. Donau; der Pfarrer nahm sich des aufgeweckten Knaben an, unterrichtete ihn privatim im Lateinischen und bewirkte so, daß derselbe bereits 1820 in das Stiftsgymnasium von Kremsmünster aufgenommen werden konnte. R. blieb diesem Kloster getreu und ließ sich, nachdem 1826 die philosophischen Studien beendet waren, daselbst als Novize aufnehmen, doch hatte er als solcher noch längere Zeit Theologie zu betreiben. Zu diesem Zweck ging er zunächst an das Lyceum in Linz und von [248] da an die Wiener Universität über, an welcher er drei Jahre verblieb und unter J. v. Littrow und A. v. Ettingshausen in den sein Interesse immer mehr erweckenden exacten Wissenschaften einen tüchtigen Grund legte. Zurückgekehrt, that er am 20. September 1832 Profeß in dem heimischen Benedictinerkloster, am 15. Juli 1833 empfing er die Weihen, und gleich darauf wurde er als Aushilfspriester in die Stadt Ried gesandt. Seines Bleibens war jedoch daselbst nicht lange, denn das Stift Kremsmünster hat es von jeher verstanden, seine Leute auf den richtigen Platz zu stellen, und so ward denn auch R. schon nach Jahresfrist als Adjunct des Astronomen heimberufen. Hier wirkte er nun lange Jahre mit aufopferndem Eifer an der altehrwürdigen Sternwarte, deren Direction er von 1847 an dreizehn Jahre lang selbständig führte; nebenher bekleidete er seit 1841 die Professur der Naturgeschichte an der mit dem Stifte verbundenen philosophischen Lehranstalt. Am 2. October 1860 wählten seine Brüder den auch in weltliche Geschäften wohlerfahrenen Mann zu ihrem Abte, als welcher er 1861 auch Abgeordneter zum Linzer Landtage, 1867 Stellvertreter des Landeshauptmannes von Oesterreich ob der Enns und 1873 sogar lebenslänglicher Pair des Kaiserreiches wurde. Zahlreiche Decorationen schmückten Reslhuber’s Brust, im J. 1865 überreichte ihm die Hochschule Wien das Diplom eines Ehrendoctors der Philosophie, und der Marktflecken Hall hatte ihn schon früher zu seinem Ehrenbürger ernannt. – Was R. als Mann der Wissenschaft und als ein Arbeiter von seltener Emsigkeit auf allen Gebieten der Astronomie und physikalischen Geographie geleistet hat, muß ziemlich mühsam durch das Durchforschen von Zeitschriften festgestellt werden, da die Verabfassung größerer Werke im allgemeinen nicht seine Sache war. Direct in Buchform erschienen nur die „Resultate aus den auf der Sternwarte zu Kremsmünster angestellten meteorologischen Beobachtungen“ (Linz 1857–70) und die Monographie „Ueber das magnetische Observatorium in Kremsmünster und dessen bis 1850 erlangte Resultate“ (Wien 1854). Daneben kamen als Separatdruck aus erstgenannter Schrift noch die „Untersuchungen über den Druck der Luft; ein Beitrag zur Klimatologie Oberösterreichs“ (Linz 1858) in den Buchhandel, und aus dem Selbstverlage des Verfassers konnte man die sehr inhaltreiche Studie „Ueber die wäßrigen Niederschläge aus der Atmosphäre“ (1863) beziehen, in welcher R. sowohl über diese verschiedenen Ausscheidungsformen des atmosphärischen Wasserdampfes, als da sind Thau, Reif, Rauchfrost, Glatteis, Regen, Schnee, Graupeln und Hagel, sowie über die entsprechenden Beobachtungsmethoden neue und dankenswerthe Mittheilungen macht, als auch mit Rücksicht auf die vom Freinberge und von Kirchdorf gelieferten Correspondenznachrichten wichtige Beiträge zur klimatischen Charakteristik des Kronlandes gibt. Abgesehen hiervon muß man Schumacher’s „Astronomische Nachrichten“, den Jahresbericht des Museum Francisco-Carolinum zu Linz, Jahn’s „Unterhaltungen“, verschiedene Volkskalender und vor allem die verschiedenen Veröffentlichungen“ der k. k. Akademie in Wien zu Rathe ziehen, wenn man sich über Reslhuber’s Vielseitigkeit ausreichend orientiren will. Alle Probleme der Erdphysik zogen seine Theilnahme auf sich; er schrieb über Ozongehalt der Luft, über Nordlichter, Wetterleuchten, magnetische Constanten u. s. w., und wenn schon diese Arbeiten weniger, als sie es verdienen, bekannt geworden sind, so ist letzteres noch mehr zu bedauern hinsichtlich der Untersuchungen, welche R., einer der ersten, über die Temperatur von Quellen anstellte. In dem genannten Hauptjournale der Astronomen hat R. eine Fülle von Beobachtungen veröffentlicht, die sich sowohl auf Kometen als auch auf die alten und neuen Planeten beziehen, und zwar bediente er sich dabei durchgängig des Stampfer’schen Lichtpunktmikrometers, dem er auch eine besondere Abhandlung (in den Wiener Sitzungsberichten) widmete. Wie sehr ihm die Planetoiden [249] (zwischen Jupiter und Mars) am Herzen lagen, mag daraus erhellen, daß er für nicht weniger als 25 derselben genaue Ortsbestimmungen bekannt gab: für Ariadne, Bellona, Ceres, Egeria, Europa, Flora, Fortuna, Harmonia, Hebe, Irene, Iris, Isis, Juno, Kalliope, Massalia, Melpomene, Metis, Mnemosyne, Pandora, Parthenope, Phokaea, Proserpina, Thetis, Urania und Victoria. Schließlich wäre noch zu bemerken, daß R., ähnlich wie Steinheil in München und K. v. Littrow in Wien, auf dem Landhausthurme zu Linz ein trefflich fungirendes Feuer-Toposkop einrichtete.

A. Baumgarten, Biographische Skizze von R., Oberösterreichischer katholischer Volkskalender, 1866. – v. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 25. Theil, Wien 1873, S. 310 ff. – S. Fellöcker, Geschichte der Sternwarte Kremsmünster, Linz 1864.