ADB:Richel, Josias
Wendel Richel in Straßburg (s. u.), hatte nach dem Tode seines Vaters in Gemeinschaft mit seinem Bruder Theodosius dessen Officin von 1555–1557 fortgeführt, dann aber von 1558 bis 1609 eine eigene Druckerei betrieben, und während dieser Zeit eine bedeutende Anzahl von Verlagswerken veröffentlicht. Als im J. 1525 die Einwohner Hagenaus ihren gelehrten Landsmann Wolfgang Kapito von Straßburg beriefen, damit er die Organisation der neuen Kirche leiten solle, taufte er am Palmsonntage, ohne die üblichen katholischen Ceremonien anzuwenden, das Söhnlein des Buchdruckers Wendel Richel, welches von dem Wiederhersteller des israelitischen Gottesdienstes den Namen Josias erhielt. Wir erfahren also hierdurch, daß Josias R. bereits 30 Jahre zählte, als er 1555 die väterliche Druckerei übernahm. R. druckte im Wesentlichen für den Schulgebrauch bestimmte Bücher, setzte aber daneben auch den Verlag seines Vaters fort. Ein Verzeichniß seiner Druckwerke findet sich im Archiv für die Geschichte des deutschen Buchhandels (B. V, S. 143–145), das jedoch sehr unvollständig ist, und mögen deshalb hier wenigstens einige der dort fehlenden Drucke aufgeführt werden: „Mirandula, Octav., illustrium poëtarum flores. Acc. de poetica virtute etc. auth. A. Mancinello“, 1559; „Thucididis bellum Siculum. Cum praef. E. Regii“, 1561; [429] „Platina’s Chronica von der Bäpst und Keyser leben“, 1566; „Disciplinae moralis libri duo qui magna Moralia inscribuntur, Graece“, 1566; „Noni de omnium particularium morborum curatione liber per Hieremiam Martinum Augustanum“, 1568; „Euripidis Alcestis graece seorsim“, 1568; „Henr. Schori Speciales vniuersitatis discipl. tabulae, ex Petri Rami operibus collectae“, 1568; „Mathiae Holtzwarten, Lustgarten newer teutscher Poeterey in fünff Bücher beschrieben“, 1568; „Andreae Hoppenrods Stambuch aller namhaften Fürsten u. s. w.“, 1570; „Jephtes oder Gelübdt, ein Tragedia Buchanani verteutscht“; „Phil. Cominei gründliche Beschreibung aller namhaften Sachen, so sich bey Regierung Ludwigen II. u. s. w. haben verlaufen“, 1580; „Joan. Bapt. Rosarii de victoria Christianorum ad Echinadas Oratio. Item Joan. Sturmii eadem de re Epistolae duae“, 1572; „J. L. Hauenreuter’s Sprichwörter-Sammlung“, 1573; „Das große Planetenbuch“, 1590. – Auch von Joseph Lang (s. A. D. B. XVII, 602) druckte R. einige Werke, wie dessen: „Adagia sive Sententiae Proverbiales Graecae, Latinae, Germanicae. Ex praecipuis autoribus collectae“, 1591 und dessen „Anthologia sive Florilegium“, die 1598 und 1605 unter dem Titel „Loci communes sive Florilegium Rerum Et Materiarum Selectarum Praecipue Sententiarum Apophthegmatum Similitudinum Exemplorum Hieroglyphicorum“ bei J. R. erschien. Ueber das Leben und den Tod Richel’s ist nichts bekannt.
Richel: Josias R., der älteste Sohn des- Vgl. Archiv f. d. Geschichte d. deutsch. Buchhandels V, S. 32–40. – Kapp, Geschichte, S. 92 ff. – Röhrich, Geschichte der Reformation im Elsaß I, S. 393. – Freher, Theatrum II, p. 942. – Clessius, Elenchus I, p. 35, 275, 317, 336, 347, 360, 362, 418, 420, 430, 433, 451, 461, 466, 471, 473, 483, 484, 489, 512, 513; II, p. 190, 194, 201, 210, 231, 247, 285. – Roth-Scholtz, Thes. symb. ac embl. No. 175 u. s. w.