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ADB:Richel, Theodosius

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Artikel „Richel, Theodosius“ von J. Braun in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 429–430, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Richel,_Theodosius&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 21:38 Uhr UTC)
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Richel: Theodosius R., der Bruder des Josias Richel, druckte in Straßburg nach der Trennung von seinem Bruder in den Jahren 1555 bis 1625. Seine Druckerei scheint einen über das Gewöhnliche hinausgehenden Umfang gehabt zu haben, da er sich seine eigenen Formschneider halten konnte, wie aus einem Streit hervorgeht, den R. mit dem Gericht der Zunft zur Stelze zu bestehen hatte, weil die genannte Zunft ihm die Beschäftigung eines Formschneidergesellen untersagen wollte. Von den aus seiner Presse hervorgegangenen Büchern ist der größte Theil neue Auflage, Fortsetzung oder Uebersetzung des schon von seinem Vater gedruckten Historienwerkes von J. Sleidan. Zu dem im „Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels“ (Bd. V, S. 142, 143) enthaltenen Verzeichniß seiner Druckwerke sind noch nachzutragen: „Ambrosii Schureri Analysis dialectica 4 libr. institut. imperial. cum praefat. D. Lud. Grempfii, 1567 und 1593; „M. Melchior Specker vber das 25. cap. Matth. Darinnen die fürnembste geheimnusse vnsers Christlichen Glaubens gehandelt werden“, 1568; „Dietmarische Krieg | so König Friderich in Dännemark | auch Johan vnnd Adulff Hertzogen zu Schleßwick | Holstein geführet u. s. w.“, 1569; „Catalogus librorum per Joh. Oporinum excusorum“, 1569; „Archidoxa Philippi Theophrasti Parachelsi Bombast. Des hocherfahrnen, vnnd berühmtesten Philosophj vnd beyder Artzney Doctoris, Von heymlichkeyten der Natur, Zehen Bücher“, 1570; „Aristot. Rhetoricorum libri 3 latine conuersi, et scholiis explicati a Joan. Sturmio, 1570; „D. M. Lutheri vnd anderer Gottseligen Lehrer außerlesene Psalm vnd geistliche Lieder“, 1569; „Egesippi fünff Bucher von dem Jüdischen Krieg erstmals verteutscht durch Conradum Lautenbach“, 1571; „Flavii Josephi Historien vnnd Bücher von alten Jüdischen Geschichten zwentzig, sampt seinem Leben“, 1574; „Tetrapolitana, das ist das [430] Glaubensbekenntniß der vier Stette Constanz, Memmingen, Lindau und Straßburg“, 1579; „Corpus doctrinae Christianae“, Argentorati 1580; „Nouum Testamentum graece et latine. Des. Erasmo Rot. interprete“, s. a.; „Livius vnd L. Florus, Von Ankunfft vnd Ursprung des Römischen Reichs. Mit vielen schönen Holzschnitten von Tob. Stimmer“, 1605. Ueber die näheren Lebensverhältnisse Richel’s ist ebenso wenig etwas bekannt, wie über seine Beziehungen zu den anderwärts thätigen Buchdruckern gleichen Namens. Gleichzeitig mit den R. in Straßburg gab es einen Buchhändler Konrad R. in Wittenberg, der vermutlich ein dritter Sohn von Wendel R. war. Derselbe wird in Harder’s Meßmemorial vom Jahre 1569 angeführt, und soll nach Bartsch (Peintre-grav. VII, 474) Bürgermeister von Wittenberg und Formschneider gewesen sein. Im J. 1556 erscheint er als Verleger eines bei den Erben des Georg Rhaw daselbst gedruckten Buches und 1587 als solcher bei einem von den Joh. Krafft’schen Erben gedruckten Werkes (Eichsfeld, Wittenberger Buchdrucker, S. 113, 144). Im J. 1561 hatte er zur Herausgabe von Luther’s Bibel ein Privilegium erhalten, und auf einem Druck von Joh. Krafft dem Aelteren lautet die Firma: „Johannes et Conrad Rühel fratres“. Ein späterer Sprosse aus der Familie Richel, und zwar ein Enkel des Wittenberger Buchhändlers scheint Johann Richel gewesen zu sein, der 1638–1640 in Rostock einige Werke gedruckt hat (s. Leich, Orig. typogr. p. 52 und Mohnike, Geschichte d. Buchdr. in Stralsund, S. 21) und 1640–1686 in Kiel als Buchdrucker und Verleger vorkommt. Bei der Ungewöhnlichkeit des Namens Richel eine Verwandtschaft der sämmtlichen genannten Personen vorausgesetzt, hat die Buchdruckerfamilie Richel von 1468–1686, also über zwei Jahrhunderte hindurch in Basel, Straßburg, Wittenberg, Rostock und Kiel die Druckkunst ausgeübt und müssen diese Typographen zu den hervorragendsten ihrer Zeit gerechnet werden.

Vgl. Archiv f. Geschichte d. deutsch. Buchhandels, V, S. 32–46, 96 bis 102. – Kapp, Geschichte, S. 92 ff. – Klemm, Katalog, S. 155. – Nagler, Monogramm. II, Nr. 2373. V, S. 167. – Nagler, Künstler-Lexikon, XII, S. 378. XIV, S. 10. – Roth-Scholtz, Thes. symb. ac embl. Nr. 490. – Serapeum 1863. S. 205. – Clessius, Elenchus I, p. 14, 17, 74, 210, 213, 422, 437, 449, 499, 503. II, S. 91, 93, 218, 219, 221, 236, 290 u. s. w.