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ADB:Rieß, Joseph Florian

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Artikel „Rieß, Florian“ von Paul Beck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 582–583, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rie%C3%9F,_Joseph_Florian&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:50 Uhr UTC)
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Rieß: Jos. Florian R., Dr. phil., tüchtiger katholischer Theologe und Begründer des katholischen Zeitungswesens in Württemberg, geboren zu Tiefenbach, Oberamts Neckarsulm, am 5. Februar 1823, † als Jesuit am 30. December 1882 in Feldkirch, studirte auf der Universität Tübingen Theologie und Philosophie, trug im J. 1844 den wissenschaftlichen Preis seiner Facultät und im J. 1842 auch den zweiten homiletischen Preis davon, wurde im selben Jahre zum Priester geweiht und das Jahr darauf Repetent am Wilhelmsstift zu Tübingen, der Bildungsanstalt an der Landeshochschule für katholische Theologen und hielt als solcher auch philosophische Vorlesungen, bis das Jahr 1848 ihn und andere bestimmte, nach vielen Schwierigkeiten zur Vertheidigung der katholischen Interessen hauptsächlich in seinem Heimathlande und den Nachbarländern Baden und den hohenzollernschen Fürstenthümern, ein Tagesorgan, das „Deutsche Volksblatt“ in Stuttgart ins Leben zu rufen und zu leiten, welchem er zwei Jahre später das „Katholische Sonntagsblatt“ und den „Katholischen Volks- und Hauskalender“ anreihte. Auch gab er noch kurze Zeit mit Laib und Schwarz den „Kirchenschmuck“ heraus. Nachdem er diesen noch bestehenden periodischen Preßerzeugnissen neun Jahre unter vielen schweren Kämpfen seine [583] volle Kraft gewidmet, trat er im J. 1857 weltmüde in den Jesuitenorden zu Gorheim ein, kam später nach Vollendung des Noviziates nach Maria-Laach und nahm die schriftstellerische, insbesondere die publicistische Thätigkeit wieder auf; namentlich gab er den Anstoß zur Gründung einer katholisch-wissenschaftlichen Revue: er ist der Haupt- und Mitbegründer der noch bestehenden „Stimmen aus Maria-Laach“, deren 1. Serie er mit der Erklärung des „Syllabus“, deren 2. Serie (1869) er mit dem „Oekumenischen Concil“ begann und an deren ferneren Serien er lebhaften Antheil nahm. Im J. 1870 wurde er zum Professor der Kirchengeschichte in Maria-Laach ernannt, in welcher Stellung er auch während des Exils zu Ditton in England fast bis zu seinem Ableben verblieb. Rheumatische Schmerzen zwangen ihn, sein Lehramt im Herbste 1882 niederzulegen; doch setzte er selbst dann noch unter heftigen Schmerzen seine schriftstellerische Thätigkeit fort. – R. zeichnete sich durch Geistesschärfe und Klarheit der Sprache aus und schrieb eine schneidige gewandte Feder, welche den tüchtigen, einst in der Hegel’schen Philosophie geschulten Dialektiker nicht verläugnet. R. schrieb außer in die von ihm redigirten Blätter und Zeitschriften noch Manches, so die „Kirchenpolitischen Blätter aus der oberrheinischen Kirchenprovinz“ (Stuttgart 1853), „Die württembergische Convention, eine Studie“ (Freiburg 1858) und lieferte mehrere Beiträge in die Tübinger theologische Quartalschrift und in die beiden ersten Bände des Kirchenlexicons von Wetzer und Welte. – Der „Katholische Volks- und Hauskalender“ von 1884 enthält (auf S. 37) sein Bildniß in Holzschnitt.

Jos. Kehrein, Biograph-lit. Lexicon der kath. deutschen Schriftsteller etc. II, S. 54 (Zürich, Stuttgart und Würzburg, Verlag von Leo Wörl 1871) und die daselbst gegebenen Nachweise etc.