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ADB:Rieger, Karl Heinrich

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Artikel „Rieger, Karl Heinrich“ von Theodor Schott in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 544–545, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rieger,_Karl_Heinrich&oldid=- (Version vom 30. Dezember 2024, 16:13 Uhr UTC)
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Rieger: Karl Heinrich R., der jüngere Sohn von Georg Konrad R., wie sein Vater bekannt als tüchtiger Theologe und Prediger, wurde am 19. Juni 1726 in Stuttgart geboren, starb auch daselbst am 15. Januar 1791. Die gewöhnliche Laufbahn des württembergischen Theologen, den Aufenthalt in den niedern Seminarien (Blaubeuren, Bebenhausen) und im Stipendium in Tübingen theilte auch er. Das Vorbild seines frommen Vaters, die ganze Tradition seiner Familie führte ihn zum Pietismus, indessen erst, wie er selbst erzählt, nach ernstlichen inneren Kämpfen. Nach vollendeter Studienzeit (1747) wurde er Informator des einzigen Sohnes des Seniors Urlsperger von Augsburg, welcher in Tübingen studirte, 1749 nahm er ein Vicariat an, 1750 wurde er Repetent in Tübingen, 1754 Diaconus in Ludwigsburg; im Sommer 1751 unternahm er eine Reise durch Deutschland, wobei er besonders die Francke’schen Stiftungen in Halle, und ähnliche derartige Anstalten besuchte. 1757 wurde er Hofcaplan in Stuttgart, 1779 Hofprediger und 1783 Consistorialrath. Der stille bescheidene Mann, welcher das Wirken in einer einfachen Landgemeinde allen Ehren vorgezogen hätte, behauptete würdig die dornenvolle schwierige Stellung eines evangelischen Hofpredigers an dem üppigen Hofe des katholischen Herzogs Karl Eugen, seine streng orthodox gehaltenen Predigten waren offene aber nicht gehässige Zeugnisse gegen das frivole Treiben am Hofe, er trug schwer an der brutalen Gewaltherrschaft seines älteren Bruders Philipp Friedrich (s. d. Art.) während der Tage seines Glückes, nicht minder aber an der schrecklichen grausamen Gefangenschaft, welche derselbe auf dem Hohentwiel erdulden mußte; er hatte nie Gnaden noch Gunst von seinem allmächtigen Bruder begehrt, um so rührender sind die Bittgesuche für ihn an den Herzog, die Briefe an den Bruder selbst. Eine Hauptstütze des Pietismus, stand er mit den Stillen in [545] und außer Württemberg (z. B. Lavater, Roos etc.) in inniger Verbindung und war Mitbegründer der deutschen Christenthumsgesellschaft. Seinem positiven Standpunkt getreu nahm er Stellung gegen die aufklärerischen Tendenzen, welche durch seinen Collegen Griesinger im Consistorium Eingang gewannen; die ihm aufgetragene Ueberarbeitung der sog. Kinderlehre hat er in altkirchlichem Geiste durchgeführt (sprachlich sind seine Aenderungen nicht glücklich). Nicht mit dem Maße von Geisteskraft ausgestattet wie sein Vater, weniger vielseitig und originell, aber besonnen, ruhig und klar, war R. sehr einflußreich durch seine Predigten wie durch seine ganze amtliche Wirksamkeit, noch jetzt gehören seine Schriften, welchen die strenge Schulung des Verfassers durch Bengel überall anzumerken ist, zu den unter den württembergischen Pietisten verbreitetsten und gelesensten. Während seines Lebens veröffentlichte der demüthige Mann nur die Auslegung einiger biblischer Bücher über die Vesperlectionen in den württembergischen Summarien; sein Sohn Gottlieb Heinrich († 1814 als Decan in Stuttgart) gab 1793 einen Jahrgang Predigten heraus; 1828 erschienen die Beobachtungen über das Neue Testament (öfters aufgelegt), 1835 Betrachtungen über die Psalmen und die 12 kleinen Propheten. Am 20. November 1757 hatte sich R. mit Marie Sophie Beate Bischof, Tochter des Stadtapothekers in Ludwigsburg, verheirathet, zwei Söhne und eine Tochter überlebten den Vater.

S. Lebensabriß in: R. Betrachtungen über das Neue Testament.