ADB:Rinck, Friedrich Theodor
Winer, Hdb. d. theol. Lit., Bd. II, S. 734.
Rinck: Friedrich Theodor R. (Rink?), geb. am 8. April 1770 zu Slave (Schlawe) in Pommern, 1792 Privatdocent, 1800 ord. Professor der Theologie zu Königsberg, 1801 Dr. theol., Oberpfarrer an der Dreifaltigkeitskirche zu Danzig, † am 27. April 1821.R. war ein Schüler des berühmten holländischen Arabisten Albert Schultens[WS 1], dessen Gedächtniß er nach seinem Tode eine besondere Schrift widmete (1794), in der auch einige Briefe von Sch. mitgetheilt sind (vgl. Eichhorn, allg. Bibl. d. bibl. Lit. Bd. 7, S. 952). Mit großem Eifer sammelte er auf seinen gelehrten Reisen arabische Handschriften. Ein Verzeichniß derjenigen, welche er bis dahin in seinen Besitz gebracht hatte, ist der eben genannten Schrift als Anhang beigefügt. Ebenso machte er sich durch die Herausgabe werthvoller arabischer Handschriften verdient. So erschien 1790 Macrizi’s Geschichte der islamitischen Herrscher von Abessinien nebst Abulfeda’s Beschreibung von Nigritien, nach einer Handschrift der Bibliothek zu Leiden von ihm herausgegeben. Er gab in dieser Ausgabe zuerst eine geographische Einleitung, in der er Abessinien nach dem damaligen Umfange des Reiches beschrieb, dann folgte der arabische Text des Macrizi, an den er eine lateinische Uebersetzung schloß. Zuletzt kam der arabische Text des Abulfeda (vgl. Eichhorn a. a. O. Bd. 6, S. 769–771). – Im J. 1791 erschien der arabische Text der tabulae geographicae des Abulfeda, welche bisher nur aus Reiske’s lateinischer Uebersetzung bekannt waren (vgl. Eichhorn a. a. O. Bd. 6, S. 772–776). Im J. 1792 veröffentlichte R. „Zusätze, Varianten und Verbesserungen zu Schultens’ historia imperii Joctanidarum“ aus zwei von ihm neu verglichenen Handschriften der Leidener Bibliothek [626] (vgl. Eichhorn a. a. O. Bd. 6, S. 776 f.). – Interessant war auch die Mittheilung über eine zu Mannheim gefundene arabische Uebersetzung der Genesis mit malaiischer Interlinearversion, von welcher R. auch Proben gab (Eichhorn a. a. O. Bd. 3, S. 666–669), wenn auch aus den letzteren hervorging, daß dieser Fund ohne Bedeutung für die Textkritik des A. T.’s war. Auch eine griechische Handschrift der vier Evangelien fand R. auf der damals kurfürstlichen Bibliothek zu Mannheim, signirt No. XIX A, welche er bei Eichhorn a. a. O. Bd. 3, S. 646–654 beschreibt und aus der er S. 655–665 Varianten mittheilt. – Um den Unterricht im Arabischen und Aramäischen machte er sich durch ein mit Vater zusammen herausgegebenes „Arabisches, syrisches und chaldäisches Lesebuch“ 1802 verdient (s. Titel bei Nestle[WS 2], syrische Grammatik 1888. Litteratura I no. 124), welches theilweise noch Unedirtes und eine für die damalige Zeit ziemlich vollständige Bibliographie der arabischen Litteratur enthielt. – Auch dem Aethiopischen hat R. seinen Fleiß zugewendet. Er bearbeitete de Sacy’s[WS 3] Notice du livre d’Enoch 1801 (s. den Titel in Meyer’s Gesch. der Schrifterklärung Bd. 5, S. 94, Anm. 97) und gab dadurch damals den Deutschen eine bessere Vorstellung von diesem Werke der äthiopischen Litteratur, als sie Joh. Dav. Michaelis in der oriental. u. exeget. Bibl. Bd. 6, S. 224–232 verbreitet hatte. – Der alttestamentlichen Litteratur gehörte sein „Commentarii in Hoseae vaticinia specimen primum eorum caput complectens“ 1789 an, worin er Beweise seiner vielseitigen Gelehrsamkeit gab, vgl. Eichhorn a. a. O. Bd. 2, S. 1069 f. Das neue Testament streifte seine Dissertation de πνεύματι ἁγίῳ ex mente Christi 1799, in der er den Zusammenhang des πνεῦμα ἅγιον mit dem (רוּחַ יְהוָה) ruach Jahve[WS 4] des A. T.’s untersuchte.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Albert Schultens (1686–1750), Verfasser der „Origines Hebraeae“
- ↑ Eberhard Nestle (1851–1913), Herausgeber eines griechischen Neuen Testaments
- ↑ Antoine Isaac, Baron Silvestre de Sacy (1758–1838), französischer Philologe/Orientalist
- ↑ Ruach Jahwe=Geist Gottes, siehe z. B. Genesis 1.2