Zum Inhalt springen

ADB:Rivander, Zacharias

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Rivander, Zacharias“ von Hugo Holstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 705–706, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rivander,_Zacharias&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 10:00 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Ritzsch, Gregorius
Nächster>>>
Rive, Andreas
Band 28 (1889), S. 705–706 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Nach Wikipedia-Artikel suchen
Zacharias Rivander in Wikidata
GND-Nummer 124820514
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|28|705|706|Rivander, Zacharias|Hugo Holstein|ADB:Rivander, Zacharias}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=124820514}}    

Rivander: Zacharias R. (Bachmann), lutherischer Geistlicher und Dramatiker, geb. 1553 zu Leisnig, † am 17. November 1594 zu Bischofswerda. Er war zuerst Diakonus in Groß-Salze bei Magdeburg, dann zu Luckenwalde, wurde dann Superintendent in Forst und endlich in Bischofswerda. Außer einer „Thüringischen Chronik“ (Frankfurt 1581), einer Schrift „de arte amandi oder Freierbüchlein d. i. Auslegung über Genesis 24 u. 34“ (Wittenb. 1594), sowie einem „Promptuarium exemplorum d. i. Historien- und neu Exempelbuch von Gottes erschrecklichem Zorn und Gerichte“ (Eisleben 1592), gab er mehrere theologische Schriften: „Lupus excoriatus oder Schafpelz öffentlicher und heimlicher Calvinisten“ (Wittenb. 1582), elf Predigten über das 53. Capitel des Jesaias [706] (Wittenb. 1586), sechs Weihnachtspredigten (Eisleben 1590), Passional in 42 Predigten (nach seinem Tode erschienen, Halle 1601) heraus und verfaßte ein deutsches Drama „Lutherus redivivus. Eine newe Comödia von der langen und ergerlichen Disputation bey der Lehre vom Abendmal derer, so man lutherisch und calvinisch, sowohl als der anderen, so man philippisch und flacianisch heißt“ o. O. 1593. 100 Bl. Als ein strenger Lutheraner gab er mit diesem langathmigen, weitschweifigen Drama ein Zeugniß für den Eifer, mit welchem damals die Gegner der Calvinisten und Philippisten für die lutherische Orthodoxie stritten. Das Ganze ist nichts weiter als ein in Reime gesetzter historischer Bericht des langwierigen Abendmahlsstreites unter Benutzung von mehr als 300 darüber erschienen Streitschriften, wie das vorangestellte Argument sagt:

„Der ganzen Komödia Inhalt
Ist mit einem Wort darauf gestalt:
Sie ist eine Narration
Der ärgerlichen Tractation
Derer, so sich im Sacrament
Von den Lutherischen han gewendt,
Von Lutheranern und Calvinisten,
Flacianern und Philippisten,
Und wie sein Sach ein jedes Part
Von Anno vierundzwanzig hat
Geführet bis auf dies, welches war
Der mindern zweiundneunzig Jahr.

R. widmete sein Drama allen gottseligen Christen augsburgischer Confession mit der naiven Erklärung: da er keinen Verleger habe finden können, so hoffe er durch dieses Mittel der Dedication um so eher seine Kosten wieder ersetzt zu erhalten. Im ersten Act erscheinen alle, welche eine von Luther abweichende Ansicht über das Abendmahl aufgestellt haben. In der Regel führt Brenz den historischen Bericht weiter; durch Luther’s und Melanchthon’s Tod wird der Streit nicht etwa beschlossen, vielmehr fortgesetzt von Beza bis zur Concordienformel. Im dritten und vierten Act streiten sich die Laien. Infolge der Ausbreitung des Calvinismus werden die strengen Lutheraner Polykarp Leyser, Dr. Georg Müller und Nicolaus Selneccer aus ihren Aemtern vertrieben. Zuletzt treten die beiden Reformatoren auf, aufgeweckt durch das Gebeiße der Theologen. Luther stellt unter Verurtheilung des Calvinismus die Beendigung des Streites bei der Wiederkunft zum Gericht in Aussicht. Während Melanchthon, der sich nun auch zu Luther’s Lehre bekennt, wieder in das Grab steigt, bleibt Luther am Leben, denn „das ist der Mann, durch den Gott alles hat gethan“. An eine Aufführung seines Dramas hat der Verfasser nicht gedacht; sie ist auch bei dem eigenthümlichen Charakter desselben von vornherein ausgeschlossen; es war ihm nur um eine Verherrlichung Luthers und der lutherischen Kirche zu thun, eine Aufgabe, die er vielleicht in der Abfassung eines dogmatischen Werkes besser gelöst haben würde. R. hatte ein tragisches Ende. Er starb erst 41 Jahr alt an Gift, das ihm nebst seiner Frau und seinem Sohn auf Anstiften des Superintendenten Peter Streuber in Sorau, mit dem er sich über dogmatische Fragen verfeindet hatte, durch einen als Hauslehrer bei ihm lebenden Studenten beigebracht sein soll.

Jöcher III, 2120. – Goedeke, Grundriß II, 370. – Holstein, die Reformation im Spiegelbilde der dramat. Litt. Halle 1886. S. 229 f.