ADB:Rosenbaum, Georg August Wilhelm Julius
[201] Gesellschaft zu Halle. Von seinen Veröffentlichungen ist am bekanntesten die „Geschichte der Lustseuche im Alterthume für Aerzte, Philologen und Alterthumsforscher dargestellt“ (Halle 1839, 4., unveränderter Abdruck, ebendas. 1888), am werthvollsten in wissenschaftlicher Beziehung die Abhandlung: „Zur Geschichte und Kritik der Lehre von den Hautkrankheiten, mit besonderer Rücksicht auf die Genesis der Elementarformen“ (Halle 1844), eine ebensosehr durch Gründlichkeit der Untersuchung wie durch die Fülle des gebotenen historischen Materials sich auszeichnende Monographie. – Die von R. unternommene Herausgabe der 4. Auflage des bekannten großen Sprengel’schen Geschichtswerks ist leider nicht über den ersten Band hinausgekommen (Leipzig 1846, mit überaus umfangreichen und die riesige Belesenheit Rosenbaum’s documentirenden Berichtigungen und Zusätzen). Seine sonstigen Arbeiten sind in der nachfolgenden Quelle verzeichnet. Einige der in vorliegender Lebensbeschreibung gemachten Angaben verdanken wir den mündlichen Mittheilungen des zur Zeit in Berlin noch lebenden Sohnes Rosenbaum’s, des Fabrikanten Franz R.
Rosenbaum: Georg August Wilhelm Julius R., Arzt, ist als ältester Sohn des Arztes und Stadtphysicus Dr. Friedrich August R. († 1857 zu Coburg) am 7. September 1807 in Burg bei Magdeburg geboren. Er besuchte die Schulen zu Zerbst und Wittenberg und erhielt seine fachwissenschaftliche Ausbildung seit 1828 zu Halle, wo er am 28. October 1832 mit der Dissertation „De sexuali organismorum fabrica disquisitionum anatomico-historicarum spec. 1“, einer ziemlich umfangreichen und gelehrten Abhandlung, welche bereits die Vorliebe Rosenbaum’s für historische Forschungen documentirte, die Doctorwürde erlangte. Nachdem er im April 1834 seine Staatsprüfungen vollständig absolvirt hatte, ließ er sich in Halle als Arzt nieder. 1836 habilitirte er sich mit einer historischen Schrift über den Kaiserschnitt („Analecta quaedam ad sectionis Caesareae antiquitates“) als Privatdocent an der Universität daselbst, gab aber 1844 aus eigenem Antriebe die akademische Laufbahn auf und schied aus der Reihe der Privatdocenten aus, nachdem er 9 Jahre lang dieser Stellung seine Kräfte nutzlos geopfert und eine außerordentliche Professur nicht erlangen gekonnt hatte. Diese Angelegenheit, welche übrigens auf die damaligen Mitglieder der Hallenser medicinischen Facultät kein günstiges Licht wirft, schilderte R. in einer besonderen kleinen Schrift, welche den Titel führt: „Neun Jahre aus dem Leben eines Privatdocenten. Ein Beitrag zur inneren Geschichte der medicinischen Facultät zu Halle“ (Leipzig 1847). 1841 wurde R. zum auswärtigen Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Paris ernannt. Er widmete sich fortab der ärztlichen Praxis in Halle und starb einen Tag vor zurückgelegtem 67. Lebensjahre am 6. September 1874. – R. war ein rastlos thätiger und gelehrter Arzt von ehrlichem und lauterem Charakter. Wenn er auch äußerlich keine seiner würdige Stellung erlangte, so hat er doch durch seine gediegenen und zahlreichen litterarischen Leistungen, besonders auf dem Gebiete der historischen Pathologie, sich einen weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinausgehenden Ruf verschafft. Er erhielt 1847 in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Arbeiten die königlich preußische goldene Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft und war außerdem Mitglied der medicinischen Gesellschaften zu Brüssel, Dresden, Hamburg, St. Petersburg, Breslau, Brügge, Zürich und der naturforschenden- Biogr. Lexicon hervorragender Aerzte, herausgegeben von A. Hirsch, V, 83.