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ADB:Rouvroy, Johann Theodor Freiherr von

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Artikel „Rouvroy, Johann Theodor Freiherr v.“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 407–409, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rouvroy,_Johann_Theodor_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 13:37 Uhr UTC)
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Rouvroy: Johann Theodor Freiherr v. R., k. k. Feldzeugmeister, Commandeur des Militär-Maria-Theresien-Ordens und Inhaber des zweiten Artillerieregiments, von altfranzösischer Abstammung, wurde im J. 1727 im Luxemburgischen geboren und starb am 30. September 1789 zu Semlin. Dessen Vater war Artillerieoberlieutenant in kursächsischen Diensten. Er selbst brachte es in Kursachsen zum Stuckhauptmann, worauf er mit Erlaubniß des Hofes im Jahre 1753 von der österreichischen Artillerie in gleicher Eigenschaft übernommen wurde. Zu diesem Wechsel wurde R. ausschließlich durch das Verlangen nach Thätigkeit unter größeren Verhältnissen bewogen, in welchem er sich denn auch den bleibenden Ruf eines hochverdienten Artilleriegenerals zu erwerben wußte. Schon bei Domstadtl am 30. Juni 1758 errang er sich durch sichere, dauernd wirksame Führung der Artillerie das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresia-Ordens nebst dem Anrechte auf die Freiherrnwürde. Nach seinem braven Verhalten bei der Einnahme von Peitz am 27. August 1759 ward er zum Major ernannt. Bezüglich Landshuts am 23. Juni 1760 gab ihm Feldmarschall Laudon das Zeugniß und Lob, daß er mit der Artillerie die beste Disposition getroffen, ihm [408] mit Rath und That an die Hand gegangen und daß ohne seine Hülfe und Beistand ein so vollständiger Sieg nicht erfochten worden wäre. Ueberdies zeichnete ihn Laudon mit dem Auftrage aus, die erbeuteten Siegeszeichen nach Wien zu bringen, wo R. zum Obersten ernannt wurde. Kurz nachher stand R. wieder im Angesichte des Feindes bei Glatz als Commandant der Artillerie des linken Flügels und erfolgte durch ihn und den Sappeurmajor Bechard am 26. Juli 1760 das Zurückdrängen des Gegners bis an den Eingang der Außenwerke. Laudon schrieb damals an Minister Kaunitz: „den Rouvroy recommandire Eurer Excellenz zu Gnaden, er wird noch große Dienste thun“, auf welche Empfehlung Kaunitz im Hinblicke auf die Stellung Rouvroy’s als Artilleriedirectors Laudon’s diesem antwortete: „wobei Euere Excellenz versichert sein wollen, daß ich das meinige mit Freuden beitragen werde, dero wackeren Handlanger Herrn Obersten v. Rouvroy die verdiente Allerhöchste Gnade zuzuwenden“. Auch bei Breslau, Juli bis 5. August, sowie bei Liegnitz am 15. August 1760 hat sich R. standhaft gehalten und namentlich am letztgenannten Tage durch richtige Postirung der Artillerie den Feind an der Verfolgung aufgehalten. Als Theilnehmer an der Eroberung von Schweidnitz am 1. October 1761 gebührt ihm ferner die Anerkennung durch wohlbedachte und kühn eingeleitete Maßnahmen, dann durch geschickte Verwendung des in den Vorwerken vorgefundenen feindlichen Geschützes gegen die Stadt, den Erfolg des Tages wesentlich gefördert zu haben. R., welcher zu den Besten des Heeres im siebenjährigen Kriege zählt, wurde nun 1763 zum Generalmajor, 1765 zum Commandeur des Militär-Maria-Theresien-Ordens erhoben; 1772 erfolgte dessen Ernennung zum Inhaber des neuerrichteten 2. Artillerieregiments, 1775 zum Feldmarschalllieutenant. Während des bairischen Erbfolgekrieges 1778–1779 befand sich R. als Commandirender der Artillerie im Hauptquartier in Böhmen; im Türkenkriege 1788–1790, seit 1787 Feldzeugmeister, bei der operirenden Armee, deren Artillerie er unter oft widrigen, schwierigen Verhältnissen umsichtig und zweckentsprechend leitete. Ueber sein Verhalten bei Sabacz am 24. April 1788 schrieb Kaiser Josef II. an Feldzeugmeister Claudius Lamoral Fürsten de Ligne: „Wir haben eben Sabacz eingenommen. Unser Verlust war unbedeutend. Feldzeugmeister R., dessen Tapferkeit sie kennen, erlitt eine leichte Verwundung an der Brust, welche ihn aber nicht hindert, sich anzukleiden und auszugehen“. Den denkwürdigen 30. September 1789, an welchem die Vorstädte von Belgrad erobert wurden, für deren Bewältigung R. in jedweder Hinsicht vorgesorgt hatte, sollte er jedoch nicht mehr erleben; er starb an demselben Tage kurz vor dem Ausgange des Kampfes an einem hitzigen Fieber. Hiermit wurde zwar die ihm schon früher bestimmte Verleihung des Großkreuzes des Militär-Maria-Theresien-Ordens vereitelt, dennoch ließ Kaiser Josef der Wittwe des verdienstvollen Generals die dem genannten Ordensgrade gebührende Pension zuweisen. R., der im Felde stets den jeweiligen Kampfesverhältnissen entsprechend mit Einsicht und Nachdruck zu wirken wußte, hatte auch großen Einfluß auf die Organisation, Ausrüstung und Manövrirfähigkeit der Artillerie gewonnen; sein im J. 1762 entworfener, 1776 erneuter Vorschlag zur schnellen Umwandlung der ordinären Geschütze in fahrende Cavalleriegeschütze bei Einführung von gepolsterten Pritschen (später Wurst genannt), Schleppseilen, verbesserter Bespannung u. s. w. wurde nebst den von ihm neu bearbeiteten Exerciervorschriften im J. 1778 bei der ganzen Armee in Anwendung gebracht. – Seinem Vater ähnlich war auch Karl R., welcher 1770 zu Großenhain zur Welt kam und am 15. November 1816 als Feldmarschalllieutenant und bewährter Artilleriegeneral starb. Für das Artilleriewesen schriftstellerisch thätig waren ferner Rouvroy’s Neffen: Friedrich Gustav R., Oberst und Director der sächsischen Artillerie, † 1839, und Wilhelm Heinrich [409] R., geboren 1799 zu Torgau, Generalmajor und Commandant der sächsischen Artillerie, in welcher er bis 1861 thätig war.

Mittheilungen des k. k. Kriegs-Archivs, Wien 1885. – Schweigerd, Oesterreichs Helden u. s. w., 3. Bd., Wien 1884. – Wurzbach, Biogr. Lex. des Kaiserth. Oesterreich, 27. Th., Wien 1874. – (Kepler), Thaten u. s. w. berühmter öst. Feldherren, Wien 1808. – Hirtenfeld, Der Militär-Maria-Theresien-Orden, Wien 1857. – Teuffenbach, Vaterländ. Ehrenbuch. Wien 1877.