ADB:Rudtorffer, Franz Xaver Ritter von

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Artikel „Rudtorffer, Franz Xaver Ritter von“ von Ernst Gurlt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 584–586, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rudtorffer,_Franz_Xaver_Ritter_von&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 04:37 Uhr UTC)
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Rudtorffer: Franz Xaver Ritter v. R., zu Wien, war daselbst am 8. Februar 1760 als Sohn eines Gewerbsmannes mit zahlreicher Familie geboren, sollte nach Bestimmung seines Vaters Wundarzt werden, trat demgemäß, nach [585] dem Besuche des Jesuitengymnasiums bei einem Chirurgen in die Lehre, besuchte während seiner Lehrzeit auch die Vorlesungen des Professors Ferdin. v. Leber über Anatomie und Chirurgie und erlangte nach Verlauf von drei Jahren, 1777, den Freibrief. Er kehrte nun in das väterliche Haus zurück, um sich ungestört dem anatomisch-chirurgischen Studium zu widmen, wobei er sich namentlich der Unterstützung des Professors an der Universität Thomas Knauer, des Assistenten von Leber und des Joh. Brockmüller, Ordinarius im Bürgerspital, zu erfreuen hatte, indem es ihm durch deren Verwendung gestattet wurde, den häuslichen Ordinationen Leber’s und den anatomischen Untersuchungen Knauer’s beizuwohnen. Er besuchte auch die praktisch-chirurgische Lehranstalt in dem damals bestehenden vereinigten spanischen und heiligen Dreifaltigkeitsspitale, unter Professor Raphael Steidele, erlangte bereits zu Anfang des Jahres 1779 das Diplom als Magister der Chirurgie und wurde wegen seines Fleißes und Eifers noch in demselben Jahre zum Assistenten an dem genannten k. k. unirten Spitale ernannt. Nachdem er 1781 seine Assistentenstellung hatte aufgeben müssen, wurde er in dem 1784 eröffneten allgemeinen Krankenhause als Secundar-Wundarzt angestellt, auch mit der chirurgischen Besorgung der Irren und den gerichtlichen Leichenöffnungen betraut, der er eifrig bis zum Anfange des Jahres 1793 sich unterzog, wo er zum Primar-Wundarzt für die medicinischen Abtheilungen des Krankenhauses ernannt wurde. Im J. 1801 wurde ihm die Leitung der zweiten chirurgischen Abtheilung übertragen; er gab nun einen von vielen jungen Aerzten besuchten Privatuntericht über chirurgische Operationen und Verbände, den er indessen auf Befehl seiner mißgünstigen Vorgesetzten bald wieder einstellen mußte, bis er 1802 durch Regierungsdecret die Erlaubniß erhielt, ihn wieder aufzunehmen. Bald darauf erschien seine erste litterarische Leistung: „Ueber die einfachste und sicherste Operationsmethode eingesperrter Leisten- und Schenkelbrüche“ (2 Thle., Wien 1805–1808 mit Kupf; neue Ausg. 1817), eine Arbeit, welche den von der Monikhoff’schen Gesellschaft zu Amsterdam ausgesetzten Preis erhielt und ins Holländische (1807) übersetzt wurde. Ueber die Steinschnittmethode des italienischen Chirurgen Pajola, der persönlich nach Wien gekommen war, um dieselbe zu demonstriren, schrieb er: „Abhandlung über die Operation des Blasensteins nach Pajola’s Methode“ (1808, m. 5 Kupf.; neue Aufl. 1817; 1818) und erhielt für diese Schrift und einige andere, der Würzburger medicinischen Facultät eingesendeten Arbeiten die medicinisch-chirurgische Doctorwürde. Die feindliche Invasion des Jahres 1809 machte seinen Vorlesungen ein Ende; dafür mußte er von den 2000 im Allgemeinen Krankenhause untergebrachten Verwundeten allein den vierten Theil zur Behandlung übernehmen, wobei er sich, mit Hintansetzung seiner eigenen Gesundheit so auszeichnete, daß sein Name bereits unter den Chirurgen ersten Ranges in der Hauptstadt genannt wurde. Nach dem Tode Leber’s erhielt er die Lehrkanzel der theoretischen Chirurgie an der Universität, eröffnete am 10. Januar 1810, nachdem er mit Beginn des Jahres das Allgemeine Krankenhaus verlassen hatte, die Reihe seiner öffentlichen Vorlesungen und schrieb für dieselben: „Kurzer Abriß der speciellen Chirurgie für angehende Wundärzte“ (Wien, Bd. 1 1812, neuer Abdruck 1818), ein Werkchen, welches indessen keine Fortsetzung fand; dagegen erschien mehrere Jahre später sein Hauptwerk: „Armamentarium chirurgicum selectum oder Abbildung und Beschreibung der vorzüglichsten älteren und neueren chirurgischen Instrumente“ (1817, 30 Taf. Folio; neue Aufl. 1819–21, 32 Taf.). Zu seinen Verdiensten gehört auch die Verbesserung des Rettungsapparates beim Scheintod, über den er eine „Abhandlung zur Verbesserung der zur Wiederbelebung der Scheintodten erforderlichen Instrumente, Geräthe und Nebenerfordernisse, nebst einer kleinen Uebersicht des Rettungsverfahrens“ (Wien 1821) [586] schrieb. Zu Ende des Jahres 1821, wo er von heftigen gichtischen Leiden befallen wurde, trat er nach 43jähriger Dienstzeit in den Ruhestand, führte aber noch 1823 die Aufstellung der Sammlung chirurgischer Instrumente und Verbände der Wiener Universität nach seinem Armamentarium chirurgicum aus. 1809 war er für seine Verdienste in den Adel-, 1822 in den Ritterstand vom Kaiser Franz I. erhoben worden. Die ihm noch verbleibende Lebenszeit bis zu seinem am 13. Februar 1833 erfolgenden Tode, brachte er in beschaulicher Ruhe zu, indem er immer noch mit den Erscheinungen auf dem Gebiete der Litteratur sich auf dem Laufenden zu halten versuchte. Das Endurtheil über R. lautet dahin, daß er ein guter praktischer Chirurg und Lehrer war, von dem jedoch epochemachende Erfindungen oder Verbesserungen nicht ausgegangen sind.

Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 11 1833. I, 107. – v. Wurzbach, Biograph. Lexikon des Kaiserth. Oesterreich XXVII, 228. – Callisen, Medicin. Schriftsteller-Lexikon XXXII, 34.