Zum Inhalt springen

ADB:Ruhland, Reinhold Ludwig

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ruhland, Reinhold Ludwig“ von Gustav Karsten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 608, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ruhland,_Reinhold_Ludwig&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 10:26 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Rühle, Hugo
Band 29 (1889), S. 608 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Nach Wikipedia-Artikel suchen
Reinhold Ludwig Ruhland in Wikidata
GND-Nummer 115526889
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|29|608|608|Ruhland, Reinhold Ludwig|Gustav Karsten|ADB:Ruhland, Reinhold Ludwig}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=115526889}}    

Ruhland: Reinhold Ludwig R., geboren am 16. April 1786 in Ulm, † daselbst am 23. April 1827, war der Sohn des damals reichsstädtischen Bauverwalters in Ulm. Bei schwächlichem Körperbau entwickelte R. schon während seiner Schulzeit gute geistige Anlagen und konnte mit dem 18. Jahre die Universität wohl vorbereitet beziehen. Er studirte erst in Würzburg, dann in Landeshut Medicin und erwarb sich hier 1809 die Würde eines Doctors der Medicin und Chirurgie (Disputation de nutritione plantarum). In demselben Jahre machte sich R. bereits durch zwei Abhandlungen in Gehlen’s Journal vortheilhaft bekannt: 1) Ueber eine neue Art Luft zu galvanisiren und galvanische Ketten mit plus und minus elektrisch gestalteten Pflanzenwurzeln; 2) über den Gegensatz der Elektricität und des Chemismus. Namentlich die letztere Abhandlung wurde von J. W. Ritter mit sehr anerkennenden Worten begleitet.

Zunächst widmete sich R. in München unter Leitung des Leibarztes Dr. v. Harz der medicinischen Praxis. Als er aber 1810 die Stelle eines Eleven für Botanik und Zoologie bei der Akademie der Wissenschaften erhalten hatte, änderte er seine Studienrichtung und verließ die praktische Medicin gänzlich. 1813 wurde er auf Kosten der Akademie zu seiner weiteren Ausbildung, vorzüglich in der Botanik, nach Paris gesendet. Hier aber verließ er wiederum das Fach der Botanik und legte sich vorzugsweise auf das Studium der Physik und Chemie, worin er sich auch bald so sehr auszeichnete, daß er vom Könige von Baiern „in Betracht er den Erwartungen auf eine rühmliche Weise entsprochen, die Achtung in- und ausländischer Gelehrten erworben“ 1814 zum Adjuncten der Königl. Akademie in München ernannt wurde. In dieser Stellung hat R. bis zum Jahr 1817 eine erhebliche Zahl von Schriften und Abhandlungen verfaßt, von denen die von der Berliner Akademie preisgekrönte Schrift: „Ueber die polarische Wirkung des gefärbten heterogenen Lichtes“ (Denkschriften 1817) und das „System der allgemeinen Chemie oder über den chemischen Proceß“, Berlin und Stettin 1818, hervorzuheben sind.

Leider entwickelte sich während dieser Zeit bei R. eine Anlage zur Hypochondrie, die in Größen- und Irrwahn von steter Verfolgung überging, so daß von einer geistigen Thätigkeit nach 1817 nicht mehr die Rede sein konnte. Ein Jugendfreund, der Apotheker Reichard in Ulm, nahm ihn in sein Haus und pflegte den dem Irrsinn Verfallenen lange Jahre hindurch bis zu dessen 1827 erfolgendem Tode.

S. Pogg. biogr.-lit. Wörterbuch II, 717 und Reichard, Nekrolog Ruhland’s in Buchner’s Repertorium für die Pharmacie XXVIII, 443, Nürnberg 1828; in letzterem Aufsatze sind die Schriften Ruhland’s vollständig angegeben.