ADB:Römer
Reinmar von Zweter, und diese gröblichste Entstellung des viel gemißhandelten Namens wird sich in Nürnberg vollzogen haben. Denn dort stand der höchst angesehene Zwickauer Bürger Martin R. durch Familienbeziehungen wie durch Stiftungen in gutem Andenken. Martin R., durch den Schneeberger Bergbau zu unerhörtem Reichthum gelangt, überschüttete seine Heimathstadt Zwickau, als deren Bürger er seit 1462 erscheint, mit einer Fülle von Wohlthaten; namentlich dankte sie ihm neben Stiftungen an Kirche und Schule eine Anzahl stattlicher öffentlicher und privater Gebäude. 1467 trat R. in den Rath ein; Kaiser Friedrich III. erhob ihn Februar 1470 in den Adelstand; er starb am 5. April 1483 als kurfürstlicher Amt- und Hauptmann der Aemter Zwickau und Werdau. Erst nach seinem Tode ist die Verwechslung mit Reinmar von Zweter (Remer von Zweten) irgend glaublich. Während nun die Singschulen Reinmar’s echten berühmten Fraun-Ehrenton dem Ehrenboten vom Rhein zuwiesen, galt ihnen als des Römer’s Hauptton seine „Gesangweise“, die junge, wenig verkünstelte Copie einer Strophenform, welche Meister Boppe zum Urheber zu haben scheint; Reimar von Zweter ist an ihr sicher ebenso unschuldig wie an der Schrankweise und einigen anderen Tönen, die unter dem Namen des Römer’s von Zwickau umgingen.
Römer von Zwickau heißt in der meistersingerischen Tradition des 16. Jahrhunderts einer der zwölf alten Meister. Gemeint ist ohne Zweifel Niemand anders als- Roethe, Die Gedichte Reinmar’s von Zweter, S. 159–166.