ADB:Saurius, Andreas

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Saurius, Andreas“ von Johannes Bolte in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 420, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Saurius,_Andreas&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 00:35 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Saur, Abraham
Nächster>>>
Sausen, Franz
Band 30 (1890), S. 420 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand November 2015, suchen)
Andreas Saurius in Wikidata
GND-Nummer 10422388X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|30|420|420|Saurius, Andreas|Johannes Bolte|ADB:Saurius, Andreas}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=10422388X}}    

Saurius: Andreas S. aus Cottbus, neulateinischer Dichter, 1606–1609 in Straßburg nachweisbar, später Syndicus zu Aalen. Als Lehrer am Straßburger Gymnasium veröffentlichte er außer einigen Gedichten („Nux, elegia parabolica“ 1606, „Epigramma ad J. C. Carolum“, 1609) 1607 eine Tragödie „Conflagratio Sodomae“, die am 8. Juli 1607 von den Schülern gespielt und von Wolfhart Spangenberg (1607) und von J. C. Merck (Ulm 1617) verdeutscht wurde. Da die sündigen Bewohner Sodoms, deren Untergang im biblischen Berichte mit der Geschichte Abraham’s und Loth’s verflochten ist, hier in den Mittelpunkt der Handlung treten, muß der Dichter die Ueberlieferung durch eigene Erfindung ergänzen, während er Abraham möglichst zurückdrängt und Sara’s Abwesenheit mit Krankheit entschuldigt. Er führt einen ziemlich schematischen König Bera mit seiner Frau und seinem Rathe ein, denen er Verführer und Warner beigiebt. Hier rathschlagen die Teufel über das Verderben der Sodomiter, dort beklagt Poenitentia vergebens ihre Unbußfertigkeit. Ein versoffener Mathematicus, der sich selbst einen Politicus (vgl. Goedeke² 3, 280 f.) nennt, unterweist die Jugend im Lebensgenuß, ein als Krämer verkleideter Teufel reizt zur Schlemmerei und zum Kleiderluxus, wobei satirische Seitenhiebe auf die Zeitgenossen des Dichters fallen. Loth’s Warnungen werden verachtet. Die Tugenden ziehen aus und die Laster ein. Der König proclamirt Aufhebung aller Gesetze, Güter- und Weibergemeinschaft, die Königin nächtliche Orgien der „Wahrheit“. Das Stück ist weit entfernt von Langweiligkeit; lebendig und glänzend wirken die Massenscenen, die Schlägerei der Hirten, das Kriegsgetümmel und die Plünderung Sodoms, das wiederholte Gelage und der Tumult beim Untergange der brennenden Stadt, dessen Effect bei der Aufführung freilich durch die Vorsorge der städtischen Behörde etwas abgeschwächt wurde. Geschickt sind ältere Motive, wie der Gegensatz von Stadt- und Landleben, der Miles gloriosus, der Bauer, der seinen Sohn zur Schule bringt, der Teufel, der das Pergament des Sündenregisters ausreckt, um alles aufzeichnen zu können, verwerthet. Aber die Zeichnung der Hauptcharaktere, etwa von Loth’s Weib abgesehen, reicht nicht über das Durchschnittsmaß hinaus, und der Aufbau der Handlung wie der einzelnen Acte ist von der straffen Energie eines Brülow noch weit entfernt, woran allerdings der spröde Stoff mit schuld ist.

Jundt, Die dramat. Aufführungen im Gymnasium zu Straßburg. Programm 1881, S. 43, 59, 64. – Lorenz und Scherer, Gesch. des Elsasses³, S. 316.