ADB:Schöningh, Ferdinand
[157] Errichtung des Geschäfts, erfolgte die Gründung des „Westfälischen Kirchenblattes“, aus welchem nach kurzer Zeit das „Westfälische Volksblatt“ hervorging; letzteres erschien seit 1862 als selbständiges Organ zweimal, später dreimal wöchentlich, und erscheint seit 1. April 1875 täglich; das Wachsthum des Blattes ist in stetem Steigen begriffen; dasselbe zählt jetzt 22 000 Abonnenten. Weiter erfolgte die Gründung der jetzt noch bestehenden Predigt-Zeitschrift „Chrysologus“, 1861, der „Broschüren-Cyklus für das katholische Deutschland“, 1886, der „Blätter für kirchliche Wissenschaft und Praxis“, 1869, der Zeitschrift „Gymnasium“, 1883, die des „Jahrbuchs für Philosophie und speculative Theologie“, der „Monatsschrift für katholische Lehrerinnen“, der theologisch-praktisch-wissenschaftlichen Monatsschrift „Seelsorger“ und der „Katholischen Lehrerzeitung“. Um eine noch größere Verlagsthätigkeit entfalten zu können, wurde das Sortimentsgeschäft im J. 1876 an J. Esser abgetreten, welcher dasselbe unter seinem Namen weiterführte. Einen bedeutenden Zuwachs erhielt die Firma im Januar 1885 durch die Uebernahme der Nasse’schen Verlagshandlung. Letztere wurde in Soest im Jahre 1815 gegründet, eine Zeit lang, bis zum Jahre 1849, von Ferd. Sch., dem Gründer der Paderborner Firma, geführt, in welchem Jahre der Schwager desselben, Albrecht Ziegler, das Geschäft übernahm. Letzterer siedelte nach Verkauf des Sortimentsgeschäftes, des Verlages des „Soester Kreisblattes“ und der Buchdruckerei 1873 mit dem Verlage nach Münster über. 1882 übernahm Ferdinand Schöningh jun. denselben und führte ihn selbständig bis zur Vereinigung mit dem väterlichen Geschäfte fort. Unter der Firma „Ferdinand Schöningh“ wird die frühere Nasse’schen Verlagshandlung in Münster als Zweiggeschäft weiter geführt, da es als nötig erachtet wurde, in Münster, der Hauptstadt und dem Mittelpunkte des geistigen und litterarischen Lebens der Provinz Westfalen, eine selbständige Vertretung zu etabliren. Am 1. Januar 1888 ging das Sortimentsgeschäft B. Wehberg in Osnabrück durch Kauf an die Firma Schöningh über, die dasselbe unter eigenem Namen und für eigene Rechnung weiterführt.
Schöningh: Ferdinand Sch., geboren am 16. März 1815 in Meppen (Hannover) als Sohn des Justizamtmannes Dr. jur. Jakob Schöningh und der Frau Josephine, geb. Poppenrath, † am 18. August 1883 zu Paderborn infolge eines Herzschlags. Die Verlagshandlung von Ferdinand Schöningh in Paderborn und Münster ist in Verbindung mit einem Sortimentsgeschäft im J. 1847 zu Paderborn begründet, also zu einer Zeit, welche derartigen Unternehmungen nicht besonders günstig war, und in einem Orte, welcher für litterarische Bestrebungen an sich nicht das geeignete Feld bot. Hervorgegangen aus kleinen Anfängen und dann im beständigen Kampfe mit der Ungunst der Verhältnisse, hat sie sich durch die Umsicht und unermüdliche Thätigkeit ihres Begründers zu einer der hervorragendsten Verlagsbuchhandlungen in Rheinland-Westfalen und zu einer der bedeutendsten Norddeutschlands emporgeschwungen. Die Thätigkeit der Verlagsbuchhandlung erstreckte sich anfänglich fast ausschließlich auf das Gebiet der theologischen Litteratur, indessen wiesen später auch der philosophische und schönwissenschaftliche Verlag gewichtige Autornamen auf. Aber nicht lange bewegte sich die Thätigkeit des Gründers in diesem engen Rahmen; jedem Zweig der Wissenschaften und des öffentlichen Lebens wendete er seine Aufmerksamkeit zu, sodaß es zur Zeit kein Fach der Litteratur im Schöningh’schen Verlage giebt, welchem der Inhaber nicht seine Fürsorge und Förderung gewidmet hätte. Den Hauptbestandtheil des Verlegers bilden außer theologischen und schönwissenschaftlichen Werken zahlreiche Arbeiten auf dem Gebiete der wissenschaftlichen und der Schulphilologie, der Pädagogik und der Rechtswissenschaft. Im Anschluß an eine reiche Auswahl von griechischen und lateinischen Lehrbüchern veröffentlichte die Verlagshandlung eine reichhaltige Sammlung griechischer und römischer Classiker sowohl in Text wie in commentirten Ausgaben, welche fortwährend noch vermehrt wird und von hervorragenden Gelehrten und Schulmännern Bearbeitung findet. Die Zahl der für den deutschen Unterricht bestimmten Lehrbücher ist sehr groß und die Höhe der Auflagen, welche die meisten dieser Werke aufzuweisen haben, zeugt für ihre große Beliebtheit und deren Verbreitung. Im J. 1848, ein Jahr nach