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ADB:Schauer, Johann

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Artikel „Schauer, Johann“ von J. Braun in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 621–622, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schauer,_Johann&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 16:37 Uhr UTC)
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Schauer: Johann S. (auch Froschauer[WS 1] genannt), ein sogenannter „wandernder“ Buchdrucker, erscheint zum ersten Male zu Greiz im Voigtlande, wo er um 1465 das Werk „Joannis de Turrecremata expositio brevis et utilis super toto psalterio. Cracis impressa“ (nach Bernhart’s Angabe in Aretin’s Beiträgen V, 49) gedruckt haben soll. Bandtke, Falkenstein und Zapf allerdings glauben, daß dieses schöne, mit gothischer Schrift gedruckte Werk in Krakau erschienen ist, und zwar halten die beiden ersteren es für einen Druck Haller’s, letzterer für ein Product der Presse Günther Zainer’s. In München war S. als derjenige Drucker, welcher Gutenbergs Kunst in der Hauptstadt Baierns zur Einführung brachte, von 1482–94 thätig. Sein erstes Werk ist vom 28. Juni 1482 datirt; noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts wußte man nichts hiervon. Als 1794 der zweite Band von Panzer’s Annales typographici erschien, galt als erster Druck das undatirte Werk Paul Wann’s „Quadragesimale“, in dem Johannes Schopser als Drucker angegeben ist. Nun druckte aber J. Schopser bis 1498 zu Augsburg, und sein erstes mit Jahreszahl versehenes Buch, welches in München erschien, war eine lateinische Rede des Angelis Fundius, datirt von 1500. Im günstigsten Falle könnte also der von Panzer erwähnte Münchener Erstlingsdruck, das Quadragesimale Wann’s, erst im Jahre 1499 gedruckt sein. Es war dem fleißigen Incunabelforscher J. B. Bernhart († am 20. Juni 1821) vorbehalten, Münchens ersten, und dazu genau datirten Druck aufzufinden. Im Kloster Tegernsee fand er unter den mannichfachen deutschen Uebersetzungen der so vielfach verbreiteten „Mirabilia urbis Romae“, welches Buch S. nach Falkenstein’s Angabe im J. 1482 neben der [622] deutschen „Das geist- und weltliche Rom“ betitelten Ausgabe auch in lateinischer Sprache, und zwar mit Lettern Günther Zainer’s gedruckt hat, ein kleines Quartbändchen, welches auf der Rückseite des ersten Blattes beginnt: „Item in de püchlein stet geschriben, wie Rom gepaut ward vnd vo de ersten kunig auch vo yegliche kunig zu rome, wie sie gevieret habn“ etc. Die Rückseite des letzten Blattes gibt den Geburtstag der Buchdruckerkunst in München in der Schlußschrift folgendermaßen an: „Also hat diss púchlin ain end. Jhesus vn Maria unsern Kumer wend. Gedruckt vnd volendet von Hans Schawer zu Minchen. Anno Domini M.cccc. Lxxxij, iar an Sant Peter vnd Sant Pauls abent“. Demnach ist also das Buch am 28. Juni 1482 erschienen und somit nicht Schopser, sondern Schauer der erste Drucker Münchens. Seine Officin befand sich in der Rosenstraße Nr. 10, an welchem Hause im J. 1882 gelegentlich der 400jährigen Jubiläumsfeier eine Gedenktafel angebracht wurde. Der kostbare, bis jetzt noch in keinem zweiten Exemplar bekannte Druck kam im J. 1803 aus der Bibliothek des Klosters Tegernsee in die damalige königl. Hofbibliothek.

Aus welchem Grunde S. die Stadt München verlassen hat, ist nicht bekannt, man weiß nur, daß daselbst nach 1494 ein Druckwerk von ihm nicht mehr erschienen ist, während in dem gleichen Jahre in Augsburg ein Drucker Johann S. erscheint, der daselbst bis 1520 seine Kunst ausübte. Er nannte sich daselbst zuweilen auch Froschauer, weshalb Falkenstein annimmt, daß beide Drucker nicht mit einander identisch seien. Da aber Zapf und in neuester Zeit Klemm und Kapp beide Namen als einen Drucker bezeichnend acceptirt haben, so stehe auch ich nicht an, den Augsburger Typographen für denselben anzusehen, von dem München seinen Erstlingsdruck erhalten hat. Obgleich Panzer in seinen Annalen fünf Augsburger Drucke des S. aus den Jahren 1481–90 aufführt, welche er sämmtlich nach einem Katalog des österreichischen Klosters Lilienfeld citirt, so bleibt es doch mehr als zweifelhaft, daß diese Drucke wirklich existiren, da kein Bibliograph, wie auch Panzer selbst nicht, eines dieser Werke zu Gesicht bekommen hat. Von den wenigen bekannten Drucken aus seiner Augsburger Presse seien erwähnt; „Titulus in libellum sancti Methodij martyris et episcopi Partinensis ecclesie prouincie grecorz continens in se revelationes“ etc. 1496. Diese lateinische Ausgabe der „Offenbarungen“ des Methodius enthält noch den ausführlichen Commentar über dieselben, welchen Wolfgang Aytinger, Clericus zu Augsburg verfaßte. Auch einen der ältesten deutschen Musikdrucke, das „Lilium musicae planae“, in dem aber die Noten mittelst Holzschnitten hergestellt wurden, druckte S. in Augsburg, bei dem 1518 auch eine von den 13 in diesem Jahre erschienenen Ausgaben der Schrift: „Ein Sermon von Ablaß und Gnade“ herauskam. Das Germanische Museum in Nürnberg besitzt ein „Cantzley buchlin. Wie man eim yeden schreiben sol“ aus dem Jahre 1519, das vermuthlich der letzte Druck Schauer’s sein dürfte. Ueber das weitere Leben desselben, sowie über seinen Tod ist nichts bekannt. Am 28. August 1520 wurde den Augsburger Druckern vom Rath befohlen, ohne dessen Wissen nichts zu drucken, das sich mit den „irrungen die sich haben zwischen den geistlichen und doctoren der heiligen geschrift“ befaßt. Unter den zu diesem Zwecke Vorgeladenen befindet sich S. noch, aus späterer Zeit ist aber nichts mehr von ihm bekannt.

Vgl. Falkenstein, Geschichte S. 160, 192, 304. – Lorck, Geschichte S. 130, 396. – Kapp, Geschichte S. 175, 412. – Klemm, Katalog S. 264, 265. – Archiv f. Geschichte d. deutsch. Buchhandels VI, 251. – Mohr, Jubelfeste S. 96–98. – Börsenblatt 1882, Nr. 135. – Panzer, Ann. 123, 125, 126 u. s. w.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Möglicherweise handelt es sich um zwei verschiedene Personen (Johann Schauer † 1504, Erstdrucker in München, Johann Froschauer † um 1523, Drucker in Augsburg), deren Vitae hier vermischt wurden.