ADB:Schilling, Wenceslaus

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Artikel „Schilling, Wenceslaus“ von Hugo Liepmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 261–262, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schilling,_Wenceslaus&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 07:50 Uhr UTC)
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Schilling: Wenceslaus S., protestant. Mystiker, blühte in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts. Nannte sich in einigen Schriften: Sigwart [262] Gargethemus[1]. Geboren zu Kethmannshausen in Thüringen. Spät zu wissenschaftlichen Studien gelangt, machte er schnell Fortschritte, wurde von der Schule genommen, weil man geistige Ueberspannung fürchtete. Auf seine Angabe aber, daß er eine innere Stimme höre, die ihn ermahne, seine Studien wieder aufzunehmen, wurde ihm der Besuch der Universität Helmstedt durch Unterstützung des Grafen von Schwarzburg ermöglicht. Hier studirte er Theologie und legte den Grund zu umfassender Sprachkenntniß, die er auf größeren Reisen vervollkommnete. Auf diesen Reisen rühmt er sich, wunderbare Proben göttlichen Beistandes erfahren und die häufigen Anfechtungen von Geistern und Gespenstern siegreich bestanden zu haben. Als Schüler des Helmstedter Prof. Daniel Hoffmann, der der Philosophie den Krieg erklärt hatte – und sie gänzlich der Theologie unterordnen wollte, bekämpfte auch S. in Gemeinschaft mit Werdenhagen und Cramer die aristotelisch-scholastische Lehre, zu Gunsten einer unmittelbaren inneren religiösen Erleuchtung und der heiligen Ueberlieferungen. Diese Angriffe auf die Metaphysik und die Leugnung einer natürlichen Erkenntniß Gottes verwickelte ihn nicht nur in heftige Fehden, namentlich mit dem Wittenberger Professor Jak. Martini, dessen Partei die Wittenberger Facultät nahm, sondern hatte auch seine Excludirung von der Helmstedter Universität zur Folge. Er erhielt nun eine Pfarre in Rudolstadt, wohin ihn der Graf von Schwarzburg berufen hatte. Hier verfiel er während des dreißigjährigen Krieges den Mißhandlungen von Soldaten, infolge deren er verstarb. Er schrieb: „Ecclesiae metaphysicae visitatio“ ect. Magdeb. 1616. – „Grundbüchlein, dadurch man die Philosophos, so nach irdischer Weisheit Jesum Christum schätzen wollen, widerlegen kann,“ 1617. – „Der Lügen-Mantel Jacobi Martini“ ect.… und Anderes.

Arnold’s Kirchen-Historie Th. II, Bd. XVII, C. VI. – Brucker, Kurtze Fragen a. d. phil. Hist. VI, S. 1320. – Univers.-Lexikon aller Wiss. u. K. u. s. w. (Zedler) Leipzig und Halle 1732–50.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 262. Z. 1 v. o. l.: Garguthenius. [Bd. 33, S. 799]