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ADB:Schindler, Christoph

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Artikel „Schindler, Christoph“ von Georg Buchwald in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 287–289, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schindler,_Christoph&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 15:03 Uhr UTC)
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Schindler: Christoph S., evangelischer Theologe (1596–1661). – Christoph S. ward am 31. Juli 1596 als der Sohn des Steigers auf dem St. Andreasstollen zu Schneeberg geboren. Frühzeitig zeigte sich in dem Knaben ein „fehig Ingenium“ und große Lust zum Lernen. Die Eltern brachten ihn deshalb in die Schneeberger lateinische Schule, welche gerade damals außerordentlich tüchtige Lehrkräfte besaß. Schindler’s Lehrer waren M. Johann [288] Förster, später Dr. theol. und Professor zu Wittenberg, M. Nikolaus Balhorn, dann in Meißen thätig, M. Johann Scheffer, später Pfarrer in seiner Heimath Langensalz, M. Johann Zechendorf, ein berühmter Orientalist, der 1617 von Schneeberg in das Rectorat der Zwickauer Schule berufen wurde, und endlich der spätere Pfarrer zu Lochau, M. Andreas Seydel. Unter solcher Leitung brachte der junge S. es denn so weit, daß „er im 14. Jahre seines Alters unterschiedliche Chrias und Declamationes gehalten und abgeleget“. Seit September 1612 weilte er in Nürnberg, wo die Mutter Freundschaft hatte. Dort nahm sich insbesondere nach dem Tode von Schindler’s Vater der Oberprediger zu St. Lorenz, M. Johann Schröter, des Jünglings an. 1613–1614 studirte derselbe in Altdorf, sodann anderthalb Jahre in Leipzig, bis die Nothlage ihn zwang, eine Hauslehrerstelle in Halle anzunehmen. Von dort wandte er sich jedoch bald nach Prag und ließ sich unter dem Rector Julius Graf Schlick und dem Kanzler D. Johann Jessenius von Jessen als Student der Rechte inscribiren. Als Informator einiger jungen Studenten war es ihm vergönnt, die Städte Augsburg, Ulm, Regensburg, München, Ingolstadt, Speyer, Straßburg, Heidelberg und Amberg zu besuchen.

Bereits bei Ausbruch des 30jährigen Krieges war S. ein gesuchter Advocat in Prag, „maßen er dann nach dem aller Welt kundbaren Fenster-Auswerffen zu Prag, so am heiligen Abend der Himmelfahrt Christi 1618 den 23. Maji zu Mittag zwischen 11 und 12 Uhr geschehen, als bey solcher entstandener Unruhe aus denen drey Ständen des Königreichs Böhmen Directores verordnet worden, bey welchen die Einwohner der Stadt und auffm Lande sich Rath und Hülffe zu erholen und die Königliche Stadt Außig an der Elbe auch viel gravamina wider die sub una gehabt, er gemeldter Stadt Außig bedient gewesen und ihre Sachen bey denen Landständen und Directoribus dermaßen geführet und soweit gebracht, daß die Außiger ihr freyes Exercitium religionis erlanget, der Papistische Rat abgeschaffet und ein Evangelischer durch absonderliche Commissarien gesetzet, die große Stadtkirche daselbst denen Papisten oder sub una und viel anders mehr entzogen und denen evangelischen Lutherischen eingeräumet worden.“ Trotz dieser Erfolge wandte sich S. dem Studium der Theologie zu. Nachdem er eine Zeitlang ein Lehramt in Prag bekleidet hatte, wurde er am 14. Januar 1620 zum Diakonus an der Stadtkirche zu Außig erwählt. Am Palmsonntag trat er dieses Amt an. Bereits ein Jahr später mußte er vor den Kaiserlichen fliehen. Im Herbste 1621 finden wir ihn in seiner Heimath Schneeberg. Ungefähr ein Jahr später, am 27. October 1622, übernahm er das Diakonat zu Frauenstein. 1626–1635 finden wir ihn als Pfarrer in Claußnitz. Auf sein Ansuchen versetzte ihn 1635 das Consistorium aus der wüste gewordenen Gegend nach Wolkenstein, wo er bis 1645 treulich wirkte. Seit 8. Juni 1645 war S. Pfarrer zu Schneeberg, als Nachfolger seines Schwiegervaters M. Fabian Heyde. Hier wirkte er, eine Berufung als Superintendent nach Weida ablehnend, bis an sein Ende. S. genoß um seiner außerordentlichen Predigtgabe und seines trefflichen Charakters willen großes Ansehen im ganzen Erzgebirge. Viele seiner Predigten, insbesondere der Bergpredigten, erschienen im Druck. Oft spricht S. von den Kriegsdrangsalen, die er erlebt hatte. Besonders übel war es ihm als Pfarrer in Claußnitz im J. 1634 „von denen feindseligen Kroaten, so im Monat Februario über den Commetauer Paß herausgefallen, von welchen grausamen Völckern auch sein lieber Nachtbar, Georg Franck, Pfarrer zu Klein-Waltersdorff, in Stücken zerhauen und seinem Kettenhunde vorgeworfen worden“. Am 20. Febr. kamen die Kroaten auch nach Claußnitz, geführt von Olas Peter. S. war gerade in der Kirche, als die Feinde einbrachen und ihn gefangen nahmen. Sie schleppten ihn mit nach Böhmen, [289] und gaben ihn erst gegen 190 Thaler baar und mehrere Fuhren Lebensmittel, die er von Freiberg kommen ließ, frei.

S. starb am 3. Juni 1661. Drei seiner Söhne waren bereits in angesehenen Aemtern: Friedrich, M. und Conrector zu Schneeberg, Christoph, M. und Rectorsubstitut an der Fürstenschule zu Grimma, Christoph Friedrich, altenburgischer Bergmeister und Markscheider zu Saalfeld. Von Schindler’s Predigten, soweit sie insbesondere für die Kenntniß seines Lebensganges von Wichtigkeit sind, heben wir hervor: „Oliva tripla in einer Hochzeit-, Raths- und Valet-Predigt zu Wolckenstein erklärt“, Zwickau 1646; „Prob-, Anzugs-, Reconvalescentz– und Glückwünschungs-Predigten“, Zwickau 1663.

Schindler’s Leichenpredigt in der Zwickauer Rathsschulbibliothek. – Buchwald, Böhmische Exulanten im sächsischen Erzgebirge zur Zeit des 30jährigen Krieges. Barmen 1888.