ADB:Schindler, Anton

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Artikel „Schindler, Anton Felix“ von Theodor Frimmel von Traisenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 287, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schindler,_Anton&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 17:45 Uhr UTC)
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Schindler: Anton Felix S., Musiker und Schriftsteller, geboren 1795 zu Medl bei Mährisch-Neustadt, † am 16. Jan. 1864 zu Bockenheim bei Frankfurt a. M. Zeigte ursprünglich viel Talent für Musik, studirte aber am Gymnasium zu Olmütz und absolvirte die damalige „Philosophie“. Nebstbei beschäftigte er sich leidenschaftlich mit Musik, was ihn nach Wien geführt haben dürfte. 1814 war S. sicher schon in Wien. Ende Februar 1815 kam er als Erzieher nach Brünn. Später kehrte er wieder nach Wien zurück, wo er in Beethoven’s Kreise eintrat und Jahre lang eine Art unbesoldeter Secretär des genannten Tonmeisters war, der sich für ihn zu interessiren begann, als S. in Brünn unverdienter Weise mit der Polizei in Berührung kam. S. war dem, damals schon sehr schwerhörigen, in allen praktischen Dingen unbehülflichen Beethoven Jahre lang eine wirkliche Stütze und dem Meister aufrichtig ergeben. Eine ernstliche Störung erlitt das Verhältniß nur vorübergehend im J. 1824 nach der denkwürdigen Akademie im Mai. Schon im Herbst desselben Jahres war alles wieder beim Alten. Und S. hielt denn auch bei Beethoven (wenn auch nicht ohne jede Klage) aus, bis zu dessen Tode (1827). 1831 verließ S. Wien, um als Musikdirector nach Münster zu gehen. 1835 ging er als „Musikdirector und Professor der Tonkunst“ nach Aachen, kehrte 1842 aber wieder nach Münster zurück. Später finden wir ihn in Bockenheim bei Frankfurt a. M., wo er 1858 auch die Vorrede der dritten Auflage seiner Beethovenbiographie verfaßte und wo er (1864) starb.

Schindler’s Bedeutung liegt weder in seinem Musikerthum, noch in seinen schriftstellerischen Arbeiten, wohl aber in seinen nahen Beziehungen zu Beethoven. Der große Componist hatte in seinen letzten Stunden seine Freunde Rochlitz und St. v. Breuning zu seinen Biographen bestimmt und ihnen einige Behelfe für die Arbeit angedeutet. Breuning starb bald darauf. Rochlitz lehnte ab. S. hatte von der Wittwe Breuning die auf Beethoven bezüglichen Papiere erhalten und arbeitete in der Folge eine werthvolle Biographie des Meisters aus. 1840 erschien die erste Auflage (Münster bei Aschendorff). Bald folgte eine Schrift „Beethoven in Paris“, die besonders von der Aufnahme der Beethoven’schen Musik in der französischen Hauptstadt handelt (die vierte Auflage seiner Beethovenbiographie erschien 1871). Neben diesen großen Arbeiten, die sich übrigens nicht immer durch mustergültiges Deutsch auszeichnen, verfaßte S. auch viele kleinere für mehrere Zeitschriften. Mancher Federkrieg wurde ausgefochten; 1835 trat S. z. B. gegen die Echtheit der „Studien Beethoven’s im Generalbaß“ auf, die I. v. Seyfried 1832 herausgegeben hatte. Spätere kritische Studien haben S. Recht gegeben. Die Plänkeleien wegen der Aufführung Beethoven’scher Werke bei einem niederrheinischen Musikfeste spielten sich in der „Neuen Zeitschrift für Musik“ von 1844 ab und in Hirschbach’s „Repertorium“ (bes. S. 337 und 372 f.) Eine Menge Einzelheiten über Schindler’s Verkehr mit Beethoven erfährt man aus Beethoven’s zahlreichen Briefen und Billeten an S. selbst und an andere vertraute Freunde des Meisters, aus Schindler’s „Biographie von Ludwig van Beethoven“, sowie aus Schindler’s Briefen an Ign. Moscheles (vgl. „Aus Moscheles Leben“, Leipzig 1872, I. Bd.). S. als Quelle für die Lebensgeschichte Beethoven’s wird vielfach kritisch beleuchtet in A. W. Thayer’s Beethovenbiographie.