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ADB:Schmidt, Friedrich Christian

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Artikel „Schmidt, Friedrich Christian“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 775–777, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmidt,_Friedrich_Christian&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 00:55 Uhr UTC)
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Schmidt *): Friedrich Christian S., Cameralist und auf dem Gebiete der Naturwissenschaften und der Baukunst als Schriftsteller thätig, geboren am 5. Mai 1755 zu Gotha, neben zwei Töchtern der einzige Sohn des Forstsecretärs und nachherigen Landkammerathes Chrn. Friedr. S., wurde schon im fünften Altersjahre von einem Augenübel befallen, das, öfter wiederkehrend, ihn bis zur Hochschule hinauf in seinen Studien vielfach hemmte. Während er das heimische Gymnasium besuchte, unterwies ihn sein Vater nebenbei im Zeichnen, namentlich im geometrischen, und nahm ihn auf seinen amtlichen Gängen mit in den Wald hinaus, wodurch er die Neigung zur Baukunst und die Liebe zur Natur in dem Sohne weckte und nährte. Im Herbst 1773 bezog dieser die Universität Leipzig und hörte dort philosophische und juridische Vorlesungen, unterbrach dieselben aber infolge des erwähnten Leidens im August 1774 wieder und setzte erst nach mehr als anderthalb Jahren, im April 1776, seine Studien in Jena fort, anfangs mit Unterstützung eines Vorlesers, der ihm bei der Vorbereitung und Wiederholung an die Hand ging, bis dann die Sehkraft seiner Augen durch einen glücklichen Zufall sich besserte und er fortan den Gehülfen entbehren konnte. In Jena betrieb er neben der Rechts- und Cameralwissenschaft noch Mathematik, Physik und Naturgeschichte, durchstreifte in seinen Mußestunden eifrig forschend Berg und Thal und betheiligte sich auch an einem Liebhabertheater, hier gewöhnlich bei der Decoration und Maschinerie, seltener auf der Bühne als Mitspielender thätig. – Als er im Mai 1778 nach Gotha [776] heimgekehrt war, übte er sich zunächst unter der Leitung seines Vaters in praktischen cameralistischen Arbeiten, vertrat dann ein Jahr lang den Amtsvoigt in Georgenthal und übernahm am 2. November 1780 in seinem Geburtsorte die Verwesung des sog. Vorsteheramtes, einer geschäftreichen Rentbeamtenstelle. Daneben veröffentlichte er die Frucht seiner akademischen Wanderungen, die „Historisch-mineralogische Beschreibung der Gegend um Jena, nebst einigen Hypothesen, durch was vor Veränderungen unsers Erdbodens diese Gegend ihre gegenwärtige Gestalt bekommen habe“ (1779; mit 2 Kpfrn.). Ueber seine Berufspflicht hinaus machte er sich in seinem Verwaltungsfache durch Anfertigung bisher nicht vorhandener Lehen- und Erbbücher verdient, kehrte aber, weil nach deren Vollendung (Ende 1786) die gebührende Entschädigung ausblieb, in seinen Nebenstunden zu einer Lieblingsthätigkeit seiner Knabenjahre zurück, indem er sich mit der Entwerfung von Baurissen beschäftigte. Sachkundige ermunterten ihn zur Veröffentlichung, und der Legationsrath F. J. Bertuch in Weimar erbot sich zur Uebernahme des Verlages, ohne jedoch bei seinem Entschlusse zu beharren, sodaß S. das kostspielige Werk im Selbstverlage und auf eigene Gefahr herausgeben mußte. Es erschien unter dem Titel: „Der bürgerliche Baumeister, oder Versuch eines Unterrichts für Baulustige, welcher sie durch eine große Anzahl ganz verschiedener Pläne in den Stand setzt, die Einrichtung ihrer Wohngebäude selbst zu entwerfen, und ihnen Alles lehrt, was sie vor, während und nach einem Bau zu wissen nöthig haben“ (4 Thle. in 8 Foliobdn., mit 398 Kupfertfln., 1790–99) und sollte im ganzen 10 Bände umfassen; doch blieb der 2. und 3. Band des 4. Theiles unausgeführt, weil eine schwere Krankheit, die Folge übermäßiger Anstrengung, den Verfasser 1802 für längere Zeit arbeitsunfähig machte. Zwei Jahre zuvor hatte er noch ein „Haushaltungs-Manual“, ein „Haushaltungs-Journal“ und als Beilage zu dem ersteren ein „Schema zu einem Haushaltungs-Inventario“ herausgegeben, zweckmäßige Hülfsmittel für sorgliche Wirthschafter, aber doch wenig gekauft, weil sie beim Gebrauche allzu hohe Anforderungen an Fleiß und Genauigkeit stellten. – Neben den erwähnten Arbeiten hatte S. den bedeutenden Fortschritten seiner naturwissenschaftlichen Lieblingsfächer, der Mineralogie und Geologie, nicht genügend folgen können. Aus diesem Grunde und weil ihm nach dem Tode seines Vaters (Mai 1792) ein geräumiger Garten in der Vorstadt als Erbe zugefallen war, verlegte er sich zeitweise auf die Botanik und stattete seinen Besitz mit ausländischen Holz- und Straucharten aus, ehe solche noch in anderen Gartenanlagen heimisch wurden; später wandte er sich dem Studium der Schalenthiere zu und blieb dieser Neigung bis zum Ende seines Lebens treu. Er begann eine Conchyliensammlung anzulegen, die sich durch Ankäufe und durch Beiträge seiner zahlreichen Freunde schnell vergrößerte und allmählich die Blicke der Kenner auf sich zog, so daß fremde Gelehrte und Neugierige sich deswegen öfter in Gotha einfanden. Durch Alexander v. Humboldt, der im December 1826 dorthin kam, lernte Herzog Ernst I. die Bedeutung dieses Schatzes würdigen und erwarb denselben 1827 zum Preise von 4000 Thalern für die Friedenstein’schen Sammlungen, wobei dem bisherigen Besitzer der lebenslängliche Gebrauch des Cabinets vorbehalten blieb, er dagegen sich verpflichtete, es auch ferner nach Kräften zu mehren und das schon weit vorgeschrittene handschriftliche Verzeichniß zu vollenden. Dieser Aufgabe konnte er sich ohne Störung hingeben, denn 1825 war er in den Ruhestand getreten und zwar als Commissionsrath, ein Titel, den ihm Herzog August 1813 verliehen hatte. Er beschrieb in 15 Foliobänden insgesammt 17,200 Stück seiner Sammlung; die letzten 200 zu verzeichnen hinderte ihn der Tod. Kurz vor Weihnachten 1830 befiel ihn eine Brustkrankheit, und schon am 26. December verschied er. Bald darauf wurde das Cabinet nach dem Friedenstein [777] übergeführt und befindet sich gegenwärtig in dem stattlichen Gebäude des neuen Museums hinter dem Schlosse, die vollständigste der dort vorhandenen naturwissenschaftlichen Sammlungen, ja „eine der größten, wenn nicht die allergrößte ihrer Art in Deutschland“. – Schmidt’s vieljährige Thätigkeit auf dem Felde der Conchylienkunde und die Besichtigung mehrerer anderer Sammlungen hatten ihm die Mängel der bisherigen Anordnung fühlbar gemacht. Seine Gedanken und Erfahrungen darüber enthält der „Versuch über die beste Einrichtung und Aufbewahrung der verschiedenen Naturkörper und Gegenstände der Kunst, vorzüglich der Conchyliensammlungen, nebst kurzer Beurtheilung der conchyliologischen Systeme und Schriften“ u. s. w. (1818). Er schuf damit einen so zuverlässigen Leitfaden für dieses Gebiet, daß Oken in der „Isis“ sagen durfte, das Buch sollte in jedem Conchyliencabinet auf dem ersten Schranke bereit liegen. Seine wissenschaftlichen Verdienste blieben nicht ohne Anerkennung: seit 1821 war er auswärtiges Ehrenmitglied der Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena und seit 1824 correspondirendes Mitglied der naturforschenden Gesellschaft des Osterlandes und der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft zu Frankfurt a. M.

Meusel, Gel. Teutschland. – N. Nekr., 8. Jahrg. 1830, 2. Thl. (1832). S. 878–888. – A. Beck, Ernst II., Herzog zu Sachsen-Gotha u. Altenburg, Gotha 1854, S. 143. – J. C. Poggendorff, Biogr.-Literar. Handwörterbuch, 2. Bd., Leipzig 1863, S. 815. – Vgl. auch: A. Bube in L. Storch’s „Friedenstein“, Gotha 1843, S. 61.

[775] *) Zu Bd. XXXI, S. 721.