ADB:Schmitz, Friedrich
Hanstein und schloß sich besonders an Letzteren an, der ihn zu seinem Assistenten machte und zunächst die Richtung seiner schriftstellerischen Thätigkeit beeinflußte. Schon während seiner Studienzeit erschien aus seiner Feder in den Sitzungsberichten der niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde (1869) eine mit seinem Lehrer zusammen verfasste Abhandlung. „Ueber die Entwicklungsgeschichte der Blüthen einiger Piperaceen“. Zur Fortsetzung seiner Studien begab sich Sch. Ostern 1870 nach Würzburg, um sich im Sachs’schen Laboratorium auch mit physiologischen Fragen vertraut zu machen, wurde aber sehr bald durch den Ausbruch des deutsch-französischen Krieges am wissenschaftlichen Arbeiten verhindert und machte den Winterfeldzug bei der Manteuffel’schen Armee mit. Nach seiner Rückkehr aus Frankreich promovirte Sch. in Bonn auf Grund einer Arbeit: „Das Fibrovasalsystem im Blüthenkolben der Piperaceen“, ging im Sommer des folgenden Jahres nach Halle und bald darauf als Assistent de Bary’s mit diesem nach Straßburg, von wo er zwei Jahre später nach Halle zurückkehrte, um eine Assistentenstelle am dortigen Herbarium anzunehmen. Gleichzeitig habilitirte er sich im Mai 1874 als Privatdocent für Botanik und Pharmazie. Seine [127] Habilitationsschrift führte den Titel: „Beobachtungen über die Entwicklung der Sproßspitze der Phanerogamen.“ Sie ist die letzte seiner unter dem Einflusse Hanstein’s entstandenen entwicklungsgeschichtlichen Arbeiten und ohne die beabsichtigte Fortsetzung geblieben. Abgesehen von einigen kleineren, mit seinen Vorlesungen zusammenhängenden Publikationen pharmakognostischen Inhalts in den Sitzungsberichten der naturforschenden Gesellschaft zu Halle von 1874 und in der Botanischen Zeitung von 1875 über „die anatomische Structur der perennirenden Convolvulaceen-Wurzeln“ und über „die sogenannten Masern der Radix Rhei“, wandte sich Schmitz schriftstellerische Thätigkeit von nun an vorwiegend den Kryptogamen, in erster Linie den Algen zu. In einer Reihe von Untersuchungen, deren Resultate zumeist in den Sitzungsberichten der niederrheinischen Gesellschaft zu Bonn während der Jahre 1879 und 1880 niedergelegt sind, gelang ihm der Nachweis, daß viele der bis dahin für kernlos gehaltenen Algen- und Pilzzellen thatsächlich eine Vielheit kleiner Kerne einschließen, womit er zuerst eine Thatsache feststellte, deren ganz allgemeine Gültigkeit durch die Arbeiten späterer Autoren bestätigt wurde. Bei seinen Untersuchungen bediente sich Sch. zum ersten Male in ausgiebiger Weise der Härtungs- und Färbungsmethoden, wie sie die Zoologen an der thierischen Zelle schon längst geübt hatten, und die er während eines Studiensemesters auf der zoologischen Station in Neapel im J. 1878 kennen gelernt hatte. Nach Deutschland zurückgekehrt, folgte Sch. im Winter desselben Jahres einem Rufe als außerordentlicher Professor nach Bonn, wo er noch zwei Jahre lang neben Hanstein wirkte. Nach dessen Tode verfaßte er einen pietätvollen Nachruf seines alten Lehrers (Leopoldina XVII, Nr. 9 und 10, und Botan. Centralblatt 1881) und gab zwei Arbeiten aus dessen Nachlaß heraus: „Einige Züge aus der Biologie des Plasmas“ und „Beiträge zur allgemeinen Morphologie der Pflanzen“ (Hanstein’s Botan. Abhandlungen), die er, ungeachtet seines abweichenden Standpunktes, ganz im Sinne des Verfassers zum Abdruck brachte. In die Bonner Zeit fallen auch noch zwei kleinere histologische Abhandlungen Schmitz: „Bildung und Wachsthum der pflanzlichen Zellenmembran“ (Berichte d. niederrh. Gesellsch. 1880) und „Ueber Flächenwachsthum der pflanzlichen Zellmembran“ (Tageblatt der 55. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Eisenach 1882), in welchen er einige Fälle von Membranwachsthum durch Apposition beschreibt.
Schmitz: Friedrich Sch., Botaniker, geboren am 8. März 1850 in Saarbrücken, † am 24. Januar 1895 in Greifswald. Nach Absolvirung des Gymnasiums seiner Vaterstadt bezog Sch. im Herbste 1867 die Universität Bonn zum Studium der Mathematik und Naturwissenschaften. Er hörte Botanik bei Pfitzer undAls Nachfolger Münter’s kam Sch. im Winter 1884 als Ordinarius nach Greifswald, wo er bis zu seinem Tode eine erfolgreiche Lehrthätigkeit entfaltete. Neben dieser bewährte sich sein Verwaltungstalent in der Neuorganisation des botanischen Gartens und der Schaffung besonderer Räume für mikroscopische Uebungen. Seine wissenschaftliche Arbeit aber wandte er jetzt mit Eifer dem Specialstudium der Florideen zu, auf welchem Gebiete er sich bald den Rang einer ersten Autorität erwarb. Zwecks seiner Forschungen hatte er schon wiederholentlich von Bonn aus Reisen nach verschiedenen Meeresküsten unternommen; er setzte sie von Greifswald aus fort, besuchte die Küsten Italiens, Frankreichs, Schottlands, Englands und Schwedens, überall reiches Material sammelnd und trat dadurch in Verbindung mit den bedeutendsten zeitgenössischen Algologen. Seine zahlreichen Einzelarbeiten über die Florideen, deren Titel, sowie auch die seiner übrigen Schriften, in dem unten angegebenen Nekrologe sich finden, sollten in einer groß angelegten Monographie einen zusammenfassenden Abschluß finden. Doch vereitelte Schmitz’ schon im 45. Lebensjahre infolge einer Lungenentzündung eingetretener Tod die Ausführung diese Planes. Immerhin hinterließ er der Wissenschaft wenigstens eine nahezu vollständige [128] Bearbeitung der Florideen in dem Engler-Prantl’schen Sammelwerke: „Die natürlichen Pflanzenfamilien.“
- Nachrufe: P. Falkenberg in Berichte der Deutschen Botan. Gesellsch., XIII. Jahrgang 1895, S. (47)-(53). – P. Hauptfleisch in Hedwigia, Bd. XXXIV, 1895.