Zum Inhalt springen

ADB:Schmitz, Hermann Josef

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schmitz, Hermann Joseph“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 128–130, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmitz,_Hermann_Josef&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 13:12 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schmitz, Friedrich
Band 54 (1908), S. 128–130 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Hermann Joseph Schmitz in der Wikipedia
Hermann Joseph Schmitz in Wikidata
GND-Nummer 116816023
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|54|128|130|Schmitz, Hermann Joseph|Friedrich Lauchert|ADB:Schmitz, Hermann Josef}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116816023}}    

Schmitz: Hermann Joseph Sch., Weihbischof von Köln, Kanonist, geboren am 16. Mai 1841 zu Köln, † am 21. August 1899 ebendaselbst. Sch. gehörte einer alten Kölner Patricierfamilie an. Den ersten Unterricht erhielt er in der Domschule; 1853–60 besuchte er das Marzellengymnasium. Das Studium der Theologie begann er in Bonn 1860–61 und setzte es 1861–65 in Innsbruck fort, wo er 1865 Dr. theol. wurde. Im Herbst 1865 trat er in das Priesterseminar zu Köln ein und wurde am 7. April 1866 zum Priester geweiht. Auf Veranlassung des Cardinals Geissel begab er sich hierauf nach Rom, um hier noch kanonistische Studien zu betreiben; er blieb hier als Kaplan an der Kirche dell’ Anima über zwei Jahre, von Mai 1866 bis Juli 1868, und promovirte am Schluß dieser Studienzeit an der Sapienza zum Dr. iur. can. In die Heimath zurückgekehrt, wurde er dann zuerst kurze Zeit Pfarrverwalter zu Heimbach in der Eifel, 1868 Kaplan an St. Andreas in Düsseldorf, in welcher Stellung er achtzehn Jahre blieb. 1870 ging er als Feldgeistlicher der Corps-Artillerie und der 7. Division des IV. Armeecorps mit nach Frankreich und wurde im December mit dem Eisernen Kreuze ausgezeichnet. 1886 wurde er zum Oberpfarrer an St. Dionysius in Crefeld ernannt, am 4. October eingeführt. Nach siebenjähriger Wirksamkeit hier wurde er Weihbischof von Köln, am 25. August 1893 von Papst Leo XIII. zum Bischof von Zela i. p. i. ernannt, am 30. November 1893 im Dom zu Köln consecrirt. Im Sommer 1899 machte ein schweres Leiden die Amputation seines rechten Beins nöthig und führte das unerwartet frühe Ende seines reichgesegneten Lebens herbei.

Eine machtvolle Persönlichkeit von gewaltiger Leistungsfähigkeit und großer Energie, hat Sch. in allen seinen verschiedenen Wirkungskreisen bleibende Spuren seines Wirkens hinterlassen. Insbesondere förderte er alle socialen und charitativen Bestrebungen durch thatkräftiges persönliches Eingreifen und schuf in Düsseldorf wie in Crefeld und Köln bleibende und blühende Einrichtungen und Vereinsorganisationen. Er war ein bedeutender und wirkungsvoller Redner, auf der Kanzel wie in Versammlungen; so trat er insbesondere auf den Generalversammlungen der Katholiken Deutschlands, deren regelmäßiger Theilnehmer er war, seit 1877 öfter als Redner auf. In Crefeld verdankt die während seiner dortigen Wirksamkeit erbaute St. Josephskirche hauptsächlich seinem Eifer ihr Entstehen.

Auch als Gelehrter entfaltete Sch. eine bedeutende Thätigkeit. Sein Hauptwerk ist das große zweibändige Werk: „Die Bußbücher und die Bußdisciplin der Kirche. Nach handschriftlichen Quellen dargestellt“, dessen 1. Band zu Mainz 1883 erschien; fünfzehn Jahre später folgte der 2. Band: „Die Bußbücher und das kanonische Bußverfahren nach handschriftlichen Quellen dargestellt“ (Düsseldorf 1898). In der Zwischenzeit bewiesen zahlreiche in Zeitschriften veröffentlichte Abhandlungen, daß Sch. mitten in seiner anstrengenden, vielseitigen praktischen Thätigkeit seine Studien und archivalischen Forschungen für dieses Werk wie auch sonstige kanonistische und historische Studien nicht ruhen ließ. Von seinen im Archiv für katholisches Kirchenrecht veröffentlichten Arbeiten seien die folgenden genannt: schon vor dem 1. Bande des großen Werkes war hier erschienen: „Das Poenitentiale Romanum, mit einer literar-historischen Einleitung herausgegeben“ (33. Bd. 1875, S. 3–48; [129] 34. Bd. 1875, S. 233–258); später: „Columban und sein angeblicher Einfluß auf das Bußwesen im fränkischen Reich“ (49. Bd. 1883, S. 3–21); „Neue Beiträge zur Geschichte der Pönitentialbücher“ (51. Bd. 1884, S. 3 bis 46); „Die Pönitentialien in den Bibliotheken Dänemarks und Schwedens“ (51. Bd. 1884, S. 377–418); „Das sog. Theodor’sche Bußbuch in der königl. Bibliothek zu Berlin“ (54. Bd. 1885, S. 381–411); „Metropolitanverfassung und Provinzialsynode in Gallien während des 5. Jahrhunderts“ (57. Bd. 1887, S. 3–40); „Zu Columban’s Klosterregel und Bußbuch“ (59. Bd. 1888, S. 209–223); „Das Poenitentiale Romanum und die Bußordnung Halitgars in den Hamilton-Handschriften“ (63. Bd. 1890, S. 391 bis 419); „Spuren eines römischen Bußbuches im orientalischen Kirchenrecht“ 70. Bd. 1893, S. 278–290); „Die Tendenz der Provinzialsynoden in Gallien seit dem 5. Jahrhundert und die römischen Bußbücher“ (71. Bd. 1894, S. 21–33); „Sebaß und Hinschius in ihrer Stellung zur Columban-Frage“ (71. Bd. 1894, S. 436–464); „Die Rechte der Metropoliten und Bischöfe in Gallien vom 4. bis 6. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Geschichte des kanonischen Rechts“ (72. Bd. 1894, S. 3–49). Im „Katholik“ erschienen die Arbeiten: „Die Gefängnißstrafe in ihrer Beziehung zur Buß-Disciplin“ (1884, I, S. 484–509, 603–629); „Kanonische Kirchenbuße und Ablaßertheilung“ (1885, I, S. 349–378, 477–502, 617–637); „Der Primat in der Kirche Galliens und der 6. Kanon des Nicänum“ (1887, I, S. 39 bis 58, 189–213); „Die Anna-Bilder in ihrer Beziehung zur unbefleckten Empfängniß Mariä“ (1893, I, S. 14–37); „Der Cultus der hl. Anna am Ausgange des Mittelalters“ (1893, II, S. 251–260). Im Historischen Jahrbuch: „Der Vikariat von Arles. Eine historisch-kirchenrechtliche Untersuchung“ (12. Bd. 1891, S. 1–36, 245–276); „Groß-Siegelbewahrer Professor Dr. J. G. Kauffmans und die Universität Köln während ihrer letzten fünfzig Jahre“ (15. Bd. 1894, S. 1–50). Mehrere größere Beiträge kirchenrechtlichen Inhalts schrieb Sch. auch für die 2. Auflage des Kirchen-Lexikons von Wetzer und Welte, Bd. X u. XI.

In den früheren Jahren erschienen noch die kleineren Schriften: „Cola di Rienzi, Roms Tribun“ (Freiburg i. Br. 1879; = Sammlung historischer Bildnisse, 4. Serie, Bd. V); „Das Volksschulwesen im Mittelalter“ (Frankfurt a. M. 1881; = Frankfurter zeitgemäße Broschüren, Neue Folge II, 10); „Der Bettler von Assisi und das Ritterthum, die Poesie und Kunst seiner Zeit“ (ebd. 1883; N. F. V, 2). Dem letzten Jahrzehnt seines Lebens gehören die aus Predigtcyklen hervorgegangenen, besonders die sociale Frage berührenden schönen Werke an: „Die acht Seligkeiten des Christenthums und die Versprechungen der Socialdemokratie“ (M.-Gladbach 1891; 3. Aufl., Köln 1900, m. Portr.); „Tobias, ein Vorbild für die Katholiken der Gegenwart. Predigten über unsere Pflichten gegenüber den socialen Gefahren“ (Mainz 1892; 3. Aufl. 1904); „Der Prophet Elias, seine Sendung zur Belebung des Glaubens. Predigten über die Bedeutung des Glaubens für das gesellschaftliche Leben“ (Köln 1897; 2. Aufl. 1898, m. Portr.); „David, der Mann der Hoffnung auf Gott in einem Cyklus von Predigten zur Belebung der christlichen Hoffnung dargestellt“ (Köln 1899, m. Portr.). Aus seinem Nachlasse gab G. Hütten heraus: „Gegen den Strom. Erwägungen und Rathschläge für christliche Jungfrauen der gebildeten Stände“ (Einsiedeln 1901, m. Portr.; 2.- 6. Aufl. 1902), und eine neue Ausgabe der Schrift: „Gattin und Mutter im Heidenthum, Judenthum und Christenthum“ (Einsiedeln 1905), die zuerst unter dem Pseudonym Fabricius zu Bonn 1885 erschienen [130] war. Genannt sei endlich noch das in einer Reihe von Auflagen gedruckte „Büchlein vom hl. Geist zur Vorbereitung auf den Empfang des hl. Sakramentes der Firmung“ (Düsseldorf 1894).

R. Ficker, Weihbischof Dr. Herm. Jos. Schmitz. Das Leben und Wirken eines sozialen Bischofs. Bonn 1900. Mit Porträt. – Kölnische Volkszeitung 1899, Nr. 779 vom 22. August.