Zum Inhalt springen

ADB:Schneidewein, Thomas

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schneidewein, Thomas“ von Karl Rudolf von Jacobi in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 149–150, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schneidewein,_Thomas&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 05:36 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 32 (1891), S. 149–150 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Nach Wikipedia-Artikel suchen
Thomas Schneidewein in Wikidata
GND-Nummer 138180849
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|32|149|150|Schneidewein, Thomas|Karl Rudolf von Jacobi|ADB:Schneidewein, Thomas}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138180849}}    

Schneidewein: Thomas S. In der Stadt Jüterbog, welche damals in weltlichen Dingen zu dem Erzbisthum Magdeburg gehörte, in geistlichen Dingen dem Bischof von Brandenburg unterstellt war, hatte trotz der widerstrebenden Obrigkeiten die Reformation zeitig Anhänger gefunden. Schon 1520 war daselbst ein von Luther entsandter Geistlicher, der M. Paul v. Rhoda thätig, welcher aber bald wieder weichen mußte. 1525 oder etwas später wurde von dem Landesherrn, dem Erzbischof Albrecht – Bruder des Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg – durch Zahlung einer Geldsumme die Zustimmung zu der Berufung eines ordentlichen lutherischen Pfarrers in der Person des S. erkauft. Luther nennt ihn einen Bruder des Schössers zu Eisenberg (quaestoris Eisenbergensis), der quiete et bene sein Amt geführt habe (De Wette-Seidemann, Luther’s Briefe III, 435). Nach gleichem Zeugniß ist S. demnächst von dem Kurfürsten Joachim gefangen genommen. Die Jüterboger Chroniken erzählen, daß 40 Reiter des Kurfürsten mit vermuthlicher Zufriedenheit des Erzbischofs von Magdeburg in Jüterbog erschienen seien, S. und seine Gehülfen mit List vor das Zinnaer Thor gelockt, dieselben dann in der Gertraudtencapelle aufgegriffen und nach Berlin geführt hätten. Ein Theil der Bürger verfolgte die kurfürstlichen Reiter mit ihrer Beute bis Zinna; durch einen Tumult wurde der Rath genöthigt, zwei Gesandte nach Berlin zu schicken, um die Gefangenen zurückzufordern. Alles war vergeblich, über das weitere Schicksal der Jüterboger concionatores, insbesondere auch des S., ist nichts bekannt geworden. Die genannten Chroniken bringen das Eingreifen des Kurfürsten mit der 1528 erfolgten Flucht seiner Gemahlin Elisabeth in Verbindung; dieselbe habe bei S. übernachtet, von demselben das Abendmahl in beiderlei Gestalt empfangen, und deshalb habe sich der Zorn des Kurfürsten, der seine von dem Kurfürsten Johann von Sachsen aufgenommene Gemahlin nicht zurückerlangen konnte, gegen S. gerichtet. Die Geschichtsschreiber, welche die Flucht der Kurfürstin behandeln, haben zumeist die aus Jüterbog stammenden Nachrichten nicht gekannt oder nicht beachtet. Daß letztere aber ohne thatsächlichen Anhalt überliefert wären, läßt sich nicht annehmen. Brachvogel hat dieselben in seinem Roman „Der deutsche [150] Michel“ benutzt. Eine nähere Erforschung des Zusammenhanges jener Vorgänge wäre erwünscht. – Neuerdings ist das Gedächtniß Schneidewein’s in Jüterbog von neuem in Erinnerung gerufen. Auf der Inschriftentafel an dem Gitter, welches eine 1883 gepflanzte Luthereiche umgiebt, ist S. als der „erste evangelische Prediger der Stadt Jüterbog“ genannt.