ADB:Schramm, Melchior
Walther in seinem Lexikon sagt: in Münsterberg geboren, die späteren Lexika machen daraus einen Organisten in Münsterberg. Er diente seit 1574, wie er in der Dedication zu den „sacrae Cantiones“ von 1576 sagt, dem Grafen Karl von Hohenzollern, der seinen Sitz in Sigmaringen hatte und scheint dort bis 1595 geblieben zu sein, in welchem Jahre er sich in Offenburg ansiedelte, das Bürgerrecht erwarb und[WS 1] Organist wie Musikus war. Er nennt sich in den 1606 erschienenen Cantiones „Melchior Schramm, Silesius, civitatis imperialis Offenburgi organicus et musicus“. Das Offenburg liegt in Baden. Von seinen Compositionen sind uns die oben bereits bezeichneten zwei Motettensammlungen von 1576, welche er sein erstes Werk nennt, und von 1606 auf öffentlichen Bibliotheken in mehreren completten Exemplaren erhalten (Bibl. in Berlin, Augsburg, München, Lüneburg, Kassel, Nürnberg, germanisches Museum) und eine Sammlung deutscher Lieder „auff ein besondere art vnd manier mit vier Stimmen componiret“, die 1579 in Frankfurt a/M. erschien (Bibl. Berlin). Sämmtliche Musiklexika verzeichnen noch eine Motettensammlung von 1572, doch ist dies ein Irrthum, der sich auch in den geschriebenen und gedruckten Katalog der Kasseler Landesbibliothek, herausgegeben von Israel, eingeschlichen hat. Da er die Sammlung von 1576 selbst als sein erstes Werk bezeichnet, so fällt jede Muthmaßung eines früheren Werkes hinweg. Die Hofbibliothek in Wien besitzt aber noch handschriftlich von 1579 ein Officium nuptiale Octavio II, Fuggero, in dem sich je ein Gesang von Lassus und Kerle befindet. Wenn S. würdig befunden wurde, mit den berühmten Meistern Lassus und Jakob Kerle in die Schranken zu treten, so können wir wohl annehmen, daß er ein tüchtiger Componist gewesen ist. Die Neuzeit hat von ihm noch keine Kenntniß genommen und es muß einer künftigen Zeit vorbehalten bleiben, seine Compositionen durch Neudrucke in Partituren allgemein zugänglich zu machen.
Schramm: Melchior S., ein Meister des 16. Jahrhunderts, aus Schlesien gebürtig, wie er sich selbst bezeichnet.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: urd