Zum Inhalt springen

ADB:Schreibers, Karl Ritter von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schreiber, Karl Franz Anton Ritter von“ von Wilhelm Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 477–478, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schreibers,_Karl_Ritter_von&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 17:17 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schreiber, Michael
Band 32 (1891), S. 477–478 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Franz Anton von Schreibers in der Wikipedia
Karl Franz Anton von Schreibers in Wikidata
GND-Nummer 117045535
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|32|477|478|Schreiber, Karl Franz Anton Ritter von|Wilhelm Heß|ADB:Schreibers, Karl Ritter von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117045535}}    

Schreiber: Karl Franz Anton Ritter v. S. wurde am 15. August 1775 in Preßburg geboren, wo sein Vater, der aus einer angesehenen Familie Westfalens stammte, Feldkriegsarchivar war. Schon im 9. Lebensjahre verließ er das Vaterhaus, um seine Ausbildung in dem Löwenburg’schen Convict zu empfangen. Nachdem jedoch sein Vater als Secretär beim Hofkriegsrath nach Wien versetzt war, nahm er ihn wieder zu sich und ließ ihn das Gymnasium in Wien besuchen. Der tägliche Umgang mit bedeutenden Naturforschern wie Jacquin, Ingenhous, Fichtel und andern entfachte bei dem Jüngling die Liebe zu den Naturwissenschaften, und als er die Schule absolvirt hatte, entschloß er sich, Naturwissenschaften und Medicin zu studiren. Kaum 17 Jahre alt veröffentlichte er sein erstes Werk: „Versuch einer vollständigen Conchylienkenntniß nach Linné’s System“, 2 Bde., Wien 1793. Während seiner Studienzeit bot er sich Gall, angeregt von dessen neuen Ideen über die Schädellehre, als Gehülfen an und leistete ihm wesentliche Dienste. Nachdem er 1798 das Doctordiplom erworben hatte, widmete er sich zunächst eine kurze Zeit unter Anleitung seines Onkels, des damals berühmten Arztes Johann Ludwig v. S., welcher der österreichische Boerhave genannt wurde, der ärztlichen Praxis. Darauf unternahm er eine wissenschaftliche Reise durch ganz Deutschland, die Schweiz, Frankreich, England und Schottland. Während derselben erhielt er die Nachricht, daß er zum Assistenten seines früheren Lehrers Jordan für die specielle Naturgeschichte mit dem Titel eines adjungirten Professors und der Zusicherung der Nachfolge in der ordentlichen Professur ernannt sei. Nach seiner Rückkehr hielt er die naturgeschichtlichen, namentlich zoologischen Vorlesungen und widmete sich zugleich der ärztlichen Praxis. Im J. 1801 veröffentlichte er eine vortreffliche Arbeit über den damals noch fast ganz unbekannten Proteus aus der Adelsberger Grotte in Philosophical Transactions Vol. 91, pag. 241–264 und bald darauf eine Beschreibung neuholländischer Käfer in Linnean Transactions Vol. VI, Nr. 19, 20, 21. Im J. 1806 wurde durch Pensionirung des Propstes Eberl das Directorat des zoologischen Museums und durch den Tod des Abbé Stütz dasjenige des mineralogischen Museums frei. Man beschloß beide zu vereinigen und bot sie S. an. Obwohl zu derselben Zeit durch die Berufung des Professors Jordan als Director des landwirthschaftlichen Instituts zu Vösendorf der Lehrstuhl für Naturgeschichte, für welchen S. designirt war, frei geworden, entschloß er sich doch, die erstere Stelle anzunehmen. Bis zur definitiven Besetzung des Lehrstuhls für Naturgeschichte setzte S. noch seine Vorlesungen fort, dann widmete er sich völlig den ihm unterstellten Museen und bekleidete dieses Amt 46 Jahre lang bis kurz vor seinem Tode. Er brachte es durch eisernen Fleiß und unermüdliche Ausdauer dahin, daß diese Anstalten, welche durchaus nicht den Anforderungen der Zeit entsprachen, allen größeren Museen ebenbürtig zur Seite gestellt werden konnten. Im J. 1808 unternahm S. eine Reise nach Stannern, wo Meteorsteine niedergefallen waren, und lieferte ein mustergültiges Referat. Als 1809 das Heer Napoleon’s Oesterreich zu überfluthen drohte, erhielt er den gefährlichen und verantwortlichen Auftrag, die wichtigsten Schätze der öffentlichen Museen und Bibliotheken, sowie der Schatzkammer zu retten. Im J. 1815 wurde er nach Paris gesandt, um die aus Oesterreich fortgeführten und nach den Friedensbedingungen zurückzuerstattenden Kunstschätze und Bücher wieder in Empfang zu nehmen. Ein besonderes Verdienst erwarb sich S. noch dadurch, daß er die erste österreichische Expedition nach Brasilien in Anregung brachte und von 1817–22 das Referat über dieselbe führte: „Nachrichten von den kaiserl. österreichischen Naturforschern in Brasilien und den Resultaten ihrer Betriebsamkeit“, 2 Hefte, Brünn 1820, 21. Von den mitgebrachten Thieren beschrieb S. die Colibri: „Collectanea ad Ornithologiam Brasiliae, Neue Arten [478] von Blumenspechten, Colibri“, Wien 1833. Außer mit den Spinnenthieren, von denen er zuerst die österreichischen Arten sammelte und wissenschaftlich bearbeitete, beschäftigte er sich hauptsächlich mit den Reptilien, zu denen ihn seine Beobachtungen über den Proteus geführt hatten, und er veröffentlichte zwei interessante Abhandlungen über die Salamander: „Ueber Entwickelung der beiden Arten der Erdsalamander“ in Meißner’s naturwissenschaftlichem Anzeiger der allgemeinen Schweizer Gesellschaft, Jahrgang 1819 und „Ueber die spezifische Verschiedenheit der Salamandra atra und maculata“ in Isis 1833. Im J. 1833 wurde ihm der Titel eines Hofraths verliehen, nachdem er schon 1823 zum Regierungsrath ernannt war. In seinem Alter traf ihn das harte Mißgeschick, daß seine Sammlungen, seine Bibliothek und seine Aufzeichnungen ein Raub der Flammen wurden. S. starb am 21. Mai 1852 an Altersschwäche.

Marschall’s Nekrolog in Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins in Wien. Bd. 2, 1852.