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ADB:Schultz, Georg Julius

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Artikel „Schultz, Georg“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 715–716, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schultz,_Georg_Julius&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 19:41 Uhr UTC)
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Schultz: Georg Julius S. entstammte einer alten Predigerfamilie in Esthland, deren Ahnherr zur Reformationszeit aus Mecklenburg dorthin eingewandert war, und wurde am 22. September 1808 zu Reval geboren, wo sein Vater Oberpastor an der Domkirche war. Nach dem frühen Tode des letzteren (1809) kam der Sohn in das Haus seines Großvaters, des Propstes Asverus zu Torma in Livland – er nannte sich später nach diesem Orte auch wohl Schoultz de Torma – und erhielt hier seine Erziehung und durch Privatlehrer seinen Unterricht. Später kam er auf die Domschule zu Reval, und hier gab er vielfach Proben von seinem poetischen Talent, das aber im Kreise seiner Familie keinerlei Förderung erfuhr. Im J. 1826 bezog er die Universität Dorpat, wo er, halb unwillig, halb gleichgültig und ohne den geringsten Glauben an die ärztliche Kunst, bis 1833 Medicin studirte, um dann im Innern Rußlands seine ärztliche Praxis zu beginnen. So lange ein milder Krankheitsgenius herrschte, fühlte er sich ziemlich befriedigt; als aber Unfälle eintraten, drängte ihn sein Gewissen, die Praxis aufzugeben. Er führte nun ein wechselvolles Leben, reiste viel, besuchte die meisten Hauptstädte Europas und betrat dann unter dem Namen Dr. Bertram die schriftstellerische Laufbahn. Mit besonderer Vorliebe pflegte er den Sagen- und Märchenschatz der Ostseeprovinzen, der ihm unerschöpflich zu sein schien, und so entstanden die Sammlung finnischer Volksmärchen und Sprichwörter „Jenseit der Scheeren oder der Geist Finnlands“ (1854); die Erzählung „Martha Marzibill oder der Traum im Ulmbaum“ [716] (1857); „Wagien. Baltische Studien und Erinnerungen“ (1869); „Illuminator. Eine comedia turanica“ (1870); „Peivash Parnéh, die Sonnensöhne. Nach Bruchstücken einer epischen Volkssage aus Lappland“ (1872); „Sagen vom Ladogasee“ (1872) u. a. Den größten Erfolg erzielte S. indessen mit seinen „Baltischen Skizzen“, von denen nach und nach (1852–73) vier Hefte erschienen. In diesen Skizzen erfährt das Volk der baltischen Lande mit seinen Sitten und Lebensgewohnheiten eine so richtige Auffassung und eine so herzliche und treue Schilderung, daß es des feinen, humoristischen Tones gar nicht bedurft hätte, um sie beliebt zu machen. Im J. 1853 war S. Prosector an der medico-chirurgischen Akademie in Petersburg, wurde später Staatsrath daselbst und hat auch in der Folge seinen Wohnsitz dort festgehalten. Er starb auf einer Reise in Wien am 16 Mai 1875.

Handschriftliche Mittheilungen.