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ADB:Schwarz, Gottfried

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Artikel „Schwarz, Gottfried“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 237–238, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwarz,_Gottfried&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 12:42 Uhr UTC)
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Schwarz: Gottfried S., † 1786, evangelischer Theologe. S. wurde zu Iglo in Ungarn (Zipserland) am 19. November 1707 geboren, wo sein Vater als Kaufmann und Rathsherr eine angesehene bürgerliche Stellung einnahm. Vorgebildet zu Leutschau und zu Eperies, machte S. vier Jahre in Deutschland und zwar in Jena Universitätsstudien, worauf die Stadt Leutschau den 21jährigen jungen Mann als Conrector an ihre Schule berief. Im folgenden Jahre (1731) wurde er schon Rector derselben, legte aber bald wegen Mißhelligkeiten sein Amt freiwillig nieder und ging 1735 aus seinem Vaterlande, um es nie wieder zu betreten. Sein Sinn stand nach Deutschland, und hier gelangte er zu wissenschaftlichem Rufe und amtlichen Ehren. Nachdem er sich ein Jahr lang in Marburg aufgehalten und den damals noch dort docirenden Philosophen Wolf gehört hatte, zog er 1739 nach Halle, begann dort Vorlesungen zu halten und wurde 1740 Magister. Von 1742–1749 wirkte er als Rector in Osnabrück; 1749 aber berief ihn der Landgraf von Hessen-Kassel als Superintendenten der Grafschaft Schaumburg (Hessen-Kasselschen Antheils), als Assessor des Consistoriums und ersten Professor der Theologie nach Rinteln. Da er dieses hohe Amt nicht ohne die theologische Doctorwürde antreten durfte, erlangte er dieselbe jetzt (1750) von der Universität Helmstedt „in absentia“, worauf ihn der Landgraf alsbald auch noch zum Consistorialrathe ernannte. 33 Jahre wirkte S. in seinen Aemtern, bis er 1782 wegen Altersschwäche die Superintendentur und das Consistorialamt aufgab. Wenige Jahre darauf, am 13. November 1786, starb er zu Rinteln. Seine wissenschaftliche Thätigkeit bezog sich auf die Fächer der Theologie, Philosophie, Geschichte und Münzkunde; in der Geschichte bearbeitete er mit besonderer Liebe und mit wissenschaftlichem Freimuthe die seines Vaterlandes Ungarn. Seine zu Halle 1739 (in 4°) erschienene Schrift „Dissertatio inauguralis historico-critica de initiis religionis christianae inter Hungaros Ecclesiae orientalis assertis iisdemque a dubiis et fabulosis narrationibus repurgatis“ erschien dem Bischofe zu Raab so wichtig, daß er sie noch in demselben Jahre zu Raab neu auflegen ließ, und 1749 erlebte sie zu Clausenburg eine dritte Auflage, welche dort als Prämie bei einer Promotion ausgetheilt wurde. Im Zeitalter der Aufklärung repräsentirte S. die litterarische Gelehrsamkeit mit Hinneigung zu den modernen Denkern. Seine zahlreichen selbständigen Schriften (von denen heute keine mehr bedeutend ist), seine theologischen Programme und Dissertationen, endlich die durch den Druck veröffentlichten Predigten sind alle bei Meusel (s. unten), die selbständigen Schriften auch bei Wurzbach (s. unten) aufgezählt. S. war vermählt mit Gerhardine, gebornen Brouning, die zu den gelehrten Frauen ihrer Zeit gehörte; sie übersetzte mehrere Predigten Flechier’s aus dem Französischen ins Deutsche, die mit Vorrede und Anmerkungen ihres Gatten gedruckt erschienen.

Ueber S. handeln: Strodtmann (Joh. Christ.), Neues gelehrtes Europa (Wolfenbüttel), Theil I, S. 179 ff. – Horanyi (Alexius), Memoria Hungarorum et Provincialium scriptis editis notorum (Viennae 1776 8°) Tom. III, p. 236 sq. – (De Luca), Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778 8°) I. Bd. 2. Stück, S. 119. – Klein (Johann Samuel), Nachrichten von den Lebensumständen und Schriften evangelischer Prediger in allen Gemeinen des Königreichs Ungarn (Leipzig u. Ofen 1789 8°) Bd. I, S. 465. – Strieder, Grundlage zu einer hessischen Gelehrten- und Schriftstellergeschichte (Kassel 1780 ff.), Bd. XIV, S. 110 ff. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon [238] der vom Jahr 1750–1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller, Bd. XII (1812), S. 608–815. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°), Bd. IV, S. 612. – Wurzbach, Theil XXXII (1876), S. 291–295.