ADB:Scutken, Johann
*): Johann S., neben Heinrich Mande und Gerlach Peterse eine der hervorragendsten Persönlichkeiten des Windesheimischen Kreises. Er trat nach vierjährigem Aufenthalt im Fraterhause zu Deventer, in das Kloster zu Windesheim als Cleriker ein; hier starb er am 23. Januar 1423 an Lungenschwindsucht. Zwar ist er nicht zu den eigentlichen Chorbrüdern zu zählen, da er – man weiß nicht warum, – niemals die Priesterweihe erhielt; er übte aber einen bedeutenden Einfluß in seinem Kreise. Als Frater consiliarius waren ihm die Cleriker und Laienbrüder untergeordnet, welchen er Jahre lang mit Rath, Trost und Ermunterung beistand und deren geistlicher Erbauung er sich unermüdet widmete. Seine Klosterzelle war ihm ein himmlischer Ort, wo er am liebsten verweilte, um sich täglich in die Liebe Gottes zu versenken. Cella facit coelum war sein Wahlspruch. Mit dieser mystischen Gesinnung verband er eine streng methodische Pflichterfüllung, wobei er jeder Arbeit ihre bestimmte Zeit zuwies. Gebet, Contemplation, Selbstprüfung und andere geistliche Verrichtungen wechselten mit Copir- und Schriftarbeit ab. Große Verdienste erwarb er sich besonderß als Uebersetzer mehrerer lateinischer Kirchenbücher und Erbauungsschriften in die Landessprache, wie Gerhard de Groote ihm darin, mit Hinsicht auf den Laienunterricht vorangegangen war. Die Evangelienperikopen, der Psalter, vielleicht auch die Episteln und Evangelien mit den Sermonen für das ganze Jahr und das Soliloquium erhielten von ihm ihre niederländische Gestalt. Auch mehrere Festhymnen hat er in der Landessprache gedichtet, welche noch irgendwo handschriftlich verborgen liegen mögen.
Scutken- Moll, Kerkgesch. v. Nederl. II, 2e th. passim. – Acquoy, het Klooster Windesheim I, bl. 280 v. v. – van Slee, de Kloostervereen v. Windesheim bl. 50 v. v. 302, 304 und in den hier genannten Quellen.
*) Zu Bd. XXXIII, S. 499.