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ADB:Seber, Wolfgang

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Artikel „Seber, Wolfgang“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 506–507, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Seber,_Wolfgang&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 05:48 Uhr UTC)
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Seber: Wolfgang S., Schulmann und Philologe des 16. und 17. Jahrhunderts. Er wurde in Suhl am 4. October 1573 als Sohn eines Fuhrmanns geboren und, wie er selbst in den Widmungen mehrerer seiner Werke erwähnt, in dürftigster Armuth nur durch die Hilfe milder Menschen in seinen Studien schrittweise vorwärts gebracht. Da der Vater in der Fremde verschollen war, mußte der Knabe oft genug an den Thüren „panem propter Deum“ erbitten; wohlthätige Bürger nahmen ihn später abwechselnd in ihr Haus und sorgten für Bücher und Unterricht in der Suhler Stadtschule, der S. vom 12. bis zum 20. Jahre angehörte. Um 1592 kam er in die Prima des Gymnasiums in Schleusingen und genoß hier auch als Alumnus die Wohlthaten der „Communität“, bis er Ostern 1595 – vom Consistorium der Hennebergischen Grafschaft unterstützt – die Universität Leipzig beziehen konnte. 1597 erwarb er hier die Magisterwürde und war dann 2 Jahre hindurch Hauslehrer in Leipzig und Annaberg, wurde aber bald in die Heimath zurückberufen und hier am 31. Mai 1599 am Schleusinger Gymnasium als Conrector eingeführt. Schon im Juli 1600 wurde er Mitleiter der Anstalt neben dem erkrankten Rector, 1601 alleiniger Rector. Sein zehnjähriges Rectorat (1600–1610) gilt als die Glanzzeit des Schleusinger Gymnasiums; vornehmlich die Söhne des fränkischen Adels und der Nürnberger und Leipziger Kaufmannschaft wurden der Anstalt übergeben, deren Schülerzahl unter S. auf 400 stieg. In diese Jahre fallen auch die wissenschaftlichen [507] Arbeiten Seber’s, welche ihn in Verbindung mit den großen Philologen seiner Zeit brachten und ihm einen dauernden Namen verschafft haben: „Index vocabulorum in Homeri … poëmatis“ (1604), ein vollständiges homerisches Wörterverzeichniß, in welchem jede Form unter Anführung der Belegstellen aufgeführt wird; die Ausgabe des Onomasticon des Julius Pollux (1608), der Gedichte des Theognis mit den Scholien von J. Camerarius (1603), die Ausgabe der unter dem Namen des Pythagoras und des Phokylides überlieferten Gedichte, ebenfalls mit den Anmerkungen von Camerarius (1604), das „Florilegium graecolatinum“, eine nach den Anfangsbuchstaben des ersten Wortes geordnete Blumenlese von Sentenzen aus den epischen und elegischen Dichtern der Griechen mit lateinischer Uebersetzung (1605). Weniger einen wissenschaftlichen Werth, als den einer Curiosität hat das später (1613) erschienene Buch „Discursus philologicus de agricultura“, in welchem S. den Ursprung, die Wichtigkeit, den Nutzen und die Annehmlichkeit des Ackerbaus durch Aussprüche griechischer und lateinischer Schriftsteller belegt; für Theologen war eine „Mantissa“ über die auf den Ackerbau bezüglichen biblischen Parabeln beigefügt. Es ist ein rühmliches Zeugniß für die anregende Kraft Seber’s, daß er für diejenigen seiner Arbeiten, welche wesentlich Sammelwerke waren, wie der Index Homericus, seine Primaner zur Hilfsarbeit heranzuziehen verstand. Das mit so großem Erfolge geführte Schulamt, welches er u. a. auch durch die Begründung einer Gymnasialbibliothek zum dauernden Segen für die Anstalt gemacht hatte, gab S. 1610 auf, um als Decan nach Wasungen überzusiedeln; schon 1612 jedoch kehrte er nach Schleusingen zurück, jetzt als Superintendent und Ephorus Gymnasii. In dieser Stellung hat er noch längere Jahre auch für das Gymnasium, an welchem er die biblische Lection gab, segensreich gewirkt. Infolge eines Augenleidens, welches er sich durch seine Arbeiten zugezogen hatte, gab er 1632 das Pfarramt und das Ephorat, später auch die Superintendentur ab und starb in Schleusingen am 1. Januar 1634; seine Bibliothek hinterließ er dem Gymnasium.

Widmung zum Index Homericus, zum Florilegium und zur Ausgabe des Pythagoras. – Weiker, Abriß der Geschichte des Gymnasiums zu Schleusingen (1877), S. 45–50 und S. 37–38. – Bursian, Gesch. d. Philol., S. 295 bis 297.