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ADB:Seeger, Christoph Dionysius Freiherr von

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Artikel „Seeger, Christoph Dionysius Freiherr von“ von Eugen Schneider in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 570–572, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Seeger,_Christoph_Dionysius_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 13:27 Uhr UTC)
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Seeger: Christoph Dionysius Freiherr v. S. ist am 7. October 1740 zu Schöckingen im württembergischen Oberamte Leonberg als Sohn des dortigen Pfarrers Johann Gottlieb S. geboren. Der Vater bestimmte auch ihn zum Geistlichen, und so durchlief er die niederen theologischen Seminarien in Blaubeuren und Bebenhausen. Wie er aber die Hochschule beziehen sollte, brach bei ihm die Liebe zum Soldatenstande durch; er wandte sich ohne Vorwissen der Verwandten an den einflußreichen Geheimen Kriegsrath Rieger und dieser verschaffte ihm im Juni 1759 eine Stelle als Standartenjunker in einem Kürassierregimente. Hatte S. schon im Seminare sich das Lob großen Fleißes und tadelloser Führung erworben, so verstand er es beim Militär dasselbe sich zu erhalten. In den beiden ersten Jahren nach seinem Eintritt machte er die unglücklichen Feldzüge des Herzogs Karl von Württemberg gegen Preußen mit und wußte bald die Aufmerksamkeit des Herzogs auf sich zu lenken. 1761 wurde er Lieutenant bei den Grenadieren; 1762 sehen wir ihn als Ordonnanzofficier seines Fürsten. Seine gute Schulung, seine rasche Auffassung, seine zähe Thatkraft und nicht zum mindesten sein glühender Ehrgeiz, sich die Zufriedenheit des Herzogs zu erwerben, [571] befähigten ihn, die vielerlei Aufträge des letzteren gewandt auszuführen und neben dem Dienste auch noch beim Straßenbau, bei der Einrichtung der herzoglichen Gärtnereien mit Erfolg thätig zu sein. Die Brauchbarkeit auf diesem Gebiete sollte ihn gegen seinen Willen an die Spitze einer berühmt gewordenen Anstalt führen. Nachdem S. 1768 zum Hauptmann ernannt und bald darauf unter Verleihung der Stellung eines Flügeladjutanten in den Generalstab versetzt worden war, erhielt er 1770 den Auftrag, einen Plan zu einer Erziehungsanstalt für Gärtner und Stuccatoren zu entwerfen, in welche arme Soldatenkinder aufgenommen werden sollten. Aus diesem Militärwaisenhaus entstand 1771 die Militärpflanzschule für Cavalier- und Officiersöhne und 1773 die Militärakademie, zu deren Intendanten S., seit 1772 Obristwachtmeister, bestellt wurde. Zu der Umbildung hatte S. mitgewirkt; daß die Militärakademie sich zur hohen Karlsschule, seit 1781 als zweite Landesuniversität, sich entwickelte, geschah gegen seinen Rath, zum Theil ohne sein Wissen. Trotzdem blieb er bis zu ihrer 1794 erfolgten Aufhebung Intendant und wußte sie durch Eingehen auf die Pläne des Herzogs und selbständige Rathschläge zu einer Anstalt zu machen, die sein wie des Herzogs Gepräge trug. Bei großer Vielseitigkeit des Lehrplans stand in erster Linie das Streben nach in die Augen fallenden Erfolgen, nach Glanz, Sauberkeit, Weckung von Corpsgeist. Deshalb unterwarf er die Karlsschule einer strengen, oft pedantischen Zucht und schloß sie möglichst von Außenstehenden ab. Häufige Zeitungsmittheilungen verkündeten den Ruhm der Schule, Feste und Preisvertheilungen setzten sie in ein prächtiges Licht; Prämien und Orden weckten den Ehrgeiz der Zöglinge. In der persönlichen Leitung war S., wenn auch manchmal gewaltthätig, doch unparteiisch, wohlwollend, uneigennützig und von nie erlahmendem Eifer. Ihm und seiner Frau, Johanna Luise geb. Seeger, welche mit der Leitung der 1773 in’s Leben gerufenen école des demoiselles betraut worden war, verdanken viele Kinder der Heimath und des Auslandes eine strenge, aber tüchtige Erziehung. Zugleich wußte er sich dem Herzog als Festordner wie der Akademie so des Hofes unentbehrlich zu machen. 1777 rückte er zum Oberstlieutenant, 1778 zum Oberst und Ritter des militärischen Karlsordens vor, 1779 zum Oberst und Generaladiutanten des schwäbischen Kreises. Nach der Aufhebung der Karlsschule ernannte ihn der letztere zum Generalmajor und S. wandte sich wieder dem activen Heeresdienste zu. Er war bestimmt, ein Kreisheer von 40 000 Mann zu führen, ohne daß freilich diese jemals zusammengebracht wurden. Der spätere König Friedrich verlieh S. 1798 den genannten Rang auch bei den württembergischen Truppen und die Kriegswirren gaben ihm manche Gelegenheit, sich zu bewähren. So geleitete er 1799 auf Befehl des deutschen Kaisers ein russisches Heer mit großer Umsicht durch die Länder des Kreises und lieferte mit dem General v. Phull in demselben Jahre den Franzosen ein glückliches Gefecht bei Bietigheim. 1800 erhielt er zunächst das Commando in Mannheim, dann den Oberbefehl über das württembergische Reichscontingent, mit dem er den Rückzug der Kaiserlichen bis über den Inn mehrmals mit Erfolg deckte. Das Jahr 1801, in dem S. nach Württemberg zurückkehrte, brachte ihm die Erhebung in den erblichen Freiherrnstand durch den Kaiser, welcher im Patente vom 13. Juni seine Verdienste hoch erhob. 1805 wurde er Generallieutenant und führte das jetzt in französischem Dienste stehende württembergische Heer von 7000 Mann bis nach Krems, ohne jedoch in den Kampf zu kommen. Den Oberbefehl über die im October 1806 gegen Preußen ausziehenden 10 000 Mann lehnte er wegen Schwächung seiner Gesundheit ab und trat in den Ruhestand. Er zog sich in den Kreis der Seinigen zurück und starb am 26. Juni 1806 zu Blaubeuren, allgemein verehrt als ein Mann, der seinem Vaterlande in den verschiedensten Stellungen die trefflichsten Dienste geleistet. Sein ältester Sohn, den Herzog [572] Karl, um den Vater zu ehren, unentgeltlich in die Karlsschule aufgenommen hatte, zeichnete sich als württembergischer Generalmajor, Straßen- und Wasserbaudirector und Staatsrath aus.

Familienpapiere; Deutsche Chronik vom 20. Juli 1808, wieder abgedruckt in v. Georgii, Biographisch-genealogische Blätter. – Wagner, Geschichte der hohen Karlsschule.