Zum Inhalt springen

ADB:Seidel, Johann Friedrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Seidel, Johann Friedrich“ von Max Mendheim in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 620–621, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Seidel,_Johann_Friedrich&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 21:42 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Seidel, Karl Ludwig
Band 33 (1891), S. 620–621 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Dezember 2018, suchen)
Johann Friedrich Seidel in Wikidata
GND-Nummer 120057557
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|33|620|621|Seidel, Johann Friedrich|Max Mendheim|ADB:Seidel, Johann Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=120057557}}    

Seidel: Johann Friedrich S. (1749–1836) wurde als der älteste Sohn des Bürgers und Schuhmachermeisters Seidel am 4. Juli 1749 zu Treuenbriezen geboren. Er erwarb sich auf der Stadtschule seiner Heimat außer der Kenntniß der Elementarfächer auch die Anfangsgründe des Lateinischen und Griechischen. Dem schon hier gehegten Wunsche zu studiren, mußte er jedoch vorläufig entsagen und nach Beendigung der Schulzeit 1763 bei einem Kaufmann in Berlin in die Lehre treten. Redlich seine Pflicht erfüllend, verwandte er dennoch die wenigen freien Stunden des Abends und der Nacht darauf, seinen Geist weiter zu bilden oder sich in der Dichtkunst zu versuchen. Gellert’s Weisen in seinen geistlichen Liedern, in Fabeln und Erzählungen fesselten am meisten den schlichten [621] frommen Sinn des Knaben und reizten ihn zur Nachahmung. Der Principal entdeckte das Talent seines Lehrlings, legte einige Lieder desselben sachverständigen Männern vor und wußte diese und andere Gönner zu Beiträgen von Geldsammlungen für die Weiterbildung des Jünglings zu bestimmen. Als daher S. 1768 seine Lehrzeit beendet hatte, konnte er mit Hilfe dieser Unterstützungen, den Wunsch zu studiren, wieder aufnehmen. Dr. Büsching, der Director des Gymnasiums zum Grauen Kloster gewährte ihm freien Unterricht an der Schule, sodaß S. nach 4 Jahren die Universität Halle beziehen konnte, um daselbst Theologie zu studiren. Nachdem er darauf einige Jahre als Hauslehrer gewirkt hatte, gründete er eine Privatschule in Berlin und wurde 1782 auf Veranlassung Büsching’s mit dem Titel eines Subconrectors als Lehrer an das Gymnasium zum Grauen Kloster berufen, 1797 zum Prorector ernannt und 1822 in den Ruhestand versetzt. S. hat sich besonders durch seinen liebevollen, milden und sanften Charakter, sowie durch die Geschicklichkeit und Treue, womit er die Kassengeschäfte der Schule leitete, besonders die Wittwenkasse und die sogen. Streit’sche Stiftung, ein dauerndes Andenken in den Annalen des Gymnasiums gesichert. Er starb, aufrichtig betrauert, am 6. Juli 1836. In seinen Dichtungen blieb er auch in späterer Zeit seiner früheren Neigung zur Gellert’schen Richtung treu. Während seine Fabeln, wenngleich schlicht und einfach erzählt, zuweilen etwas gesucht, in ihrer Moral etwas gekünstelt erscheinen, sind seine Gedichte, geistliche wie weltliche, wahr und treuherzig, aus einem tiefen, frommen und zufriedenen Gemüthe geschöpft, in anmutigen, gefälligen Versen geschrieben. Seidel’s selbständige Veröffentlichungen sind: Das anonym erschienene Schriftchen „Ueber das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker“ (1774), „Aufmuntrungen an die Jugend zur Ausübung ihrer ersten Pflichten“ (1781), „Wohlfeile und zweckmäßige Fabeln und Erzählungen für die Jugend zur Deklamationsübung in öffentlichen und Privat-Lehranstalten“ (1805, 6. Aufl. mit Vorrede von G. G. S. Köpke, 1835), „Gedichte. Ein Familienbuch“ (1810; 2. Aufl., nebst 18 Melodien von Fr. L. Seidel, Berlin 1830).

Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrgang 1836. (Weimar 1838). – G. G. S. Köpke im Programm „Zur Feier des Wohlthäterfestes“ im Gymnasium zum Grauen Kloster. (Berlin 1836). – J. Heidemann, Geschichte des Grauen Klosters zu Berlin (Berlin 1874).