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ADB:Selleny, Joseph

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Artikel „Selleny, Joseph“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 685–686, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Selleny,_Joseph&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 19:59 Uhr UTC)
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Selleny: Joseph S., Maler, geboren zu Meidling bei Wien am 2. Februar 1824, † am 22. Mai 1875. S. war der Sohn eines Jägers des Erzherzogs Anton. Von Hause aus ungewöhnlich begabt, erregte er schon auf der Wiener Akademie, an der Thomas Ender und Franz Steinfeld seine Lehrer waren, durch vortreffliche Zeichnungen und Aquarelle Aufsehen. Sie wurden als Vorlagen für die Landschaftszeichenschule angekauft und werden heute in der Bibliothek der k. k. Akademie aufbewahrt. Unter seinen ersten Bildern wird der „verödete Kirchhof“ in der Belvederegallerie als charakteristisch für seine tiefernste Richtung angeführt. Als Anerkennung für seine Leistungen erhielt S. die Erlaubniß, als Pensionär der Akademie nach Italien zu reisen. Er durchstreifte das Land mit fliegender Hast und brachte eine Unmasse von Studien mit heim, die sämmtlich eine eigene Größe der Auffassung verrathen. Leider fehlten ihm die Mittel, um sie in geeigneter Weise zu verwerthen. Um sich den nöthigen Lebensunterhalt zu beschaffen, mußte er seine beste Zeit auf lithographischen Farbendruck verwenden und gelangte somit nicht dazu, sein glänzendes Talent auszubilden. Im J. 1857 wurde er auf Befehl des Erzherzogs Ferdinand Max als Künstler der Novaraexpedition beigegeben. Er machte die Reise um die Welt mit, von der er im Jahre 1859 wieder in Wien eintraf. Bald darauf folgte S. dem Erzherzog Ferdinand Max auf einer halbjährigen Reise nach Brasilien. Von beiden Reisen brachte er eine Sammlung von 946 Studienblättern mit in die Heimath, welche nach seinem Tode im Wiener Künstlerhause in 13 Abtheilungen ausgestellt wurden. Die Ungunst des Schicksals wollte es, daß S. niemals in die Lage kam, diesen gewaltigen Schatz für seine Kunst wirklich auszubeuten. Dies ist um so mehr zu bedauern, als er, „wie keiner vielleicht, der Mann zur Lösung der schwierigsten landschaftlichen Probleme war“. Er mußte nach wie vor seinen Unterhalt mit Holzschnittzeichnen und Lithographiren erwerben und scheint in der That in den ärmlichsten Verhältnissen gelebt zu haben. Er starb nach schwerer Krankheit in der Privatheilanstalt zu Inzersdorf bei Wien am 22. Mai 1875. Sein Tod wurde in Wien als ein großer Verlust empfunden. „Mit S.“, sagt August Schäffer, „ging der österreichischen Kunst ein Stern erster Größe unter, der, sei es nun durch sich selbst, sei es durch äußere Verhältnisse, nicht zu vollem Schimmer zu gelangen vermochte.“ [686] Als die bedeutendsten ausgeführten Gemälde Selleny’s gelten die Ansicht der Insel St. Paul und die Tempel von Mahamalaipur. Ein Verzeichniß seiner sämmtlichen Werke, deren Zahl sich auf 573 Nummern erhebt, findet man im „Katalog der Selleny-Ausstellung“ Wien 1875.

Vgl. Wurzbach XXXIV, 58–66 und (Eitelberger) Die historische Ausstellung der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien 1877, Wien 1877 S. 247–250.