BLKÖ:Selleny, Joseph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | ||
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Band: 34 (1877), ab Seite: 58. (Quelle) | ||
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Anton – beurkundete er frühzeitig ein ungewöhnliches Zeichentalent. Der Unterricht, den er in drei Elementarclassen, in der Ornamenten- und Blumenschule unter Professor Gruber an der Wiener Technik erhalten hatte, war dürftig genug und als er im März 1842 die Wiener Akademie der bildenden Künste bezog, war es sein eigener Eifer und nie rastender Fleiß, mit welchen er die Lücken seines Wissens nach allen Richtungen hin auszufüllen bestrebt war. So sprach und schrieb er correct sieben Sprachen, war in der Literatur der Engländer, Franzosen, Italiener und Deutschen wohl bewandert, besaß ein ziemlich umfassendes naturwissenschaftliches und historisches Wissen und war mit der Technik der zeichnenden Künste nach jeder Seite hin vollkommen vertraut. Autodidakt im buchstäblichen Sinne des Wortes, war er unterrichtet wie Wenige, so in Schulen und Lehranstalten herangebildet worden. Auf der Akademie waren es vorzugsweise zwei Menschen, von denen S., nach seinem eigenen Ausspruche, etwas gelernt zu haben vorgab; der eine der berühmte Landschaftsmaler Thomas Ender, der andere der damalige Professor der Anatomie, nachmaliger Custos der Hofbibliothek, Perger[WS 1]. Während Ersterer nicht müde wurde, ihn anzuleiten, treu nach der Natur zu zeichnen und zu malen und die Eigenart einer jeden Erscheinung in Contur und Farbe zu studiren, leitete ihn der Andere in das Bereich des kunsthistorischen Unterrichtes und führte ihn in die Kenntniß der Heroen der Dichtung aller Nationen ein. 22 Jahre alt, stellte S. zum ersten Male aus, u. z. in der Jahres-Ausstellung bei St. Anna 1846: „Eichen [59] an einem Bache“, mit dem Preise von 250 fl. bezeichnet; im folgenden Jahre waren neben kleineren Studien zwei Genrebilder: „Schmuggler“ (300 fl.) und „Feierabend“ (250) fl.) zu sehen, zwei Bilder, auf welchen, wie auch auf dem im folgenden Jahre ausgestellten „Ein verödeter Kirchhof“ (300 fl.) Selleny’s eigenstes Talent noch immer nicht zur Geltung kam; erst sein im österreichischen Kunstverein ausgestelltes „Die Alpenvegetation“ und ein Zweites „Das Sedimentgestein“ ließen die große Begabung des jungen Künstlers in seiner vollen Eigenart und Bedeutung hervortreten. Nun folgten neue Zeugen des noch gährenden und noch nicht abgeschlossenen Talentes des Künstlers: „Der Waldfrühling“ und als Frucht einer Reise nach Dalmatien eine von der Abendbeleuchtung angeglühte „Arena von Pola“ und „Spalata“. Indessen beschickte er die Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereines – eine Uebersicht der von S. daselbst seit 1822–1871 ausgestellten Bilder folgt – und im Jahre 1854 wurde ihm als Anerkennung seiner Fähigkeiten die Auszeichnung zu Theil, als kaiserlicher Pensionär der Akademie nach Italien reisen zu können, von wo er bald eine Folge der trefflichsten Reisestudien, Aquarellen, Bleistift- und Kohlenzeichnungen, die sein prächtiges Talent in volles Licht stellten, einschickte. Als die Novara-Expedition ausgerüstet wurde, fiel die Wahl des Künstlers, der dieselbe begleiten sollte, auf Selleny, und dem Rufe des Erzherzogs Ferdinand Max folgend, schiffte er sich im März 1857 ein und machte die Reise um die Welt mit, von welcher er im Jahre 1859 nach Wien zurückkehrte. Bald nach seiner Rückkehr von der Novarafahrt ging er mit dem Erzherzog Ferdinand Max nach Brasilien, welche Tour ein halbes Jahr in Anspruch nahm. So Vorzügliches S. überhaupt geleistet hat, so umfassen doch seine Studien während der Novarafahrt, welche die stattliche Sammlung von 946 Nummern bilden, und jene, welche von der brasilianischen Tour herrühren, weitaus das vorzüglichste, was der seltenbegabte Künstler geschaffen. Die Novarastudien waren nach seinem Ableben in einer Ausstellung im Künstlerhause vereinigt und in 13 Abtheilungen gesondert zu sehen. Sie bestehen zum größten Theile aus Aquarellen und Bleistiftzeichnungen, dann auch aus vielen lavirten Zeichnungen und Skizzen, aus Tusch- und Sepiazeichnungen und einigen Zeichnungen mit farbigen Stiften. Man sieht daraus, der Künstler war, was die Technik seiner Kunst betrifft, in allen Sätteln gerecht. Ein Besuch dieser merkwürdigen Ausstellung gab Zeugniß für die wahrhaft universelle Anlage des Malers, dem nur der Mäcen fehlte, um geraden Wegs in den Hafen des Glückes zu steuern. Es ist zu erstaunen, welch’ offener Sinn, welch’ scharfes Auge für das Charakteristische in der Erscheinungswelt der Künstler besaß. Was er schaute, schaute er mit den Augen des Künstlers, und wie er es wiedergab, verdiente es wieder geschaut zu werden. Mit wenigen Mitteln, mit einigen Strichen brachte er eine Stimmung hervor, welche Andere mit allen möglichen Farben der Palette zu schaffen ohnmächtig sind. Diese 13 Abtheilungen der Novara-Sammlung, für welche aus der ganzen Sammlung, die 50 Oelbilder ungerechnet, 523 Nummern ausgewählt wurden, sind folgendermaßen gesondert: „I. Bord-Studien und Triest“ 42 Nummern, meist Charakterstudien aus dem täglichen Schiffsleben und einige italienische Veduten, unter ersteren mehrere typische Matrosenbildnisse, [60] meist Aquarelle, darunter ein prächtiges Aquarell: „Schiffsmusik“, das Uebrige meist lavirte und Bleistiftzeichnungen; – „II. Gibraltar und Madeira“ 18 Nummern, worunter die zwölf bis in’s Detail durchgebildeten Studien von der Meerveste und -Enge besonders bemerkenswerth sind. Eine winzige Ansicht aber das Aquarell „Albaran“ (etwa 5 Zoll lang und 11/2 Zoll hoch) [im Katalog Nr. 104] wurde von den Kunstkritikern und mit Recht für ein wahres Juwel der Kunst bezeichnet; – „III. Rio de Janeiro“ 39 Nummern, darunter mehrere große und kleine Blätter mit Ansichten des herrlichen Golf von Rio, welche durch die volle Farbe schon Tropenglut verrathen, mehrere aquarellirte Gestalten der dortigen Bewohner sind auch für den Ethnographen interessant; – „IV. Cap der guten Hoffnung“ 25 Nummern, größtentheils Aquarellen, darunter mehrere Kafferngestalten und drei Marinen: ein Aquarell, eine Zeichnung mit farbigem Stift, eine Bleistiftzeichnung; – „V. St. Paul und Amsterdam“ 9 Nummern, Studien von der öden, vulkanischen St. Pauls-Insel im indischen Ocean, und ein paar Ansichten der Insel Amsterdam; – „VI. Ceylon und Madras“ 78 Nummern, zum größten Theil Aquarellen und Tuschzeichnungen, die sculpturreichen Götzentempel und die bunthäutigen Inwohner jener Gegenden darstellend – aus dieser nummerreichen Gruppe sind besonders bemerkenswerth die Aquarelle: „Galle auf Ceylon“ und „Am Aequator“, dann die Sepiazeichnung: „Am Adigarflusse“ und die vielen Tusch- und Bleistiftzeichnungen der granitenen Heiligthümer zu Mahamalaipur; – „VII. Nikobarische Inseln“ 19 Nummern, darunter prachtvolle, farbengesättigte Vegetationsstudien, die Hälfte Aquarellen, die zweite Hälfte Blei- und Sepiazeichnungen; – „VIII. und Java“ 40 Nummern, meist Volkstypen in Aquarellen und Zeichnungen, ungemein charakteristische Typen der dortigen Volksstämme mit der ganzen Schärfe der Beobachtung, die unserem Künstler angeboren war; – „IX. Manila“ 17 Nummern, durchgängig Aquarellen und alle, sechs Ansichten ausgenommen, Volkstypen; – „X. Shanghai“ 42 Nummern, voll des interessantesten Details des buntwimmelnden chinesischen Lebens, darunter, außer einer großen Menge aquarellirter Volkstypen, besonders bemerkenswerth: „Ein Theegarten in Shanghai“ – „Der Mahok-Tempel in Makao“ – „Die Camoensgrotte ebenda“ – „Ein chinesischer Tempelhof“ – „Queens Street in Hongkong“, sämmtlich Aquarellen und die große Farbenskizze von der „Hongkongbucht“; – „XI. Neuseeland und Australien“ 64 Nummern, gleich den früheren meist aquarellirte Volkstypen von einer überraschenden Mannigfaltigkeit und mehrere charakteristische Ansichten von „Stuart Island“ – „Otahuhu“ – „Sidney“ – „Chisholms-Busch“; – „XII. Oceanien“ 46 Nummern, Trachten und Marinen, zwei Bleistiftzeichn.: „Tahiti Pupeete“ und eine Marine: „Bewegte See“ vorstellend, ausgenommen, alles Uebrige Aquarellen und Aquarellskizzen; – „XIII. Chili“ mit nur drei Nummern: „Santiago“ – „Plaza de la Independencia“ und „El mono de Subercaseaux“, alle drei Aquarelle. Daran schloß sich eine Abtheilung von 73 Nummern, davon ein Theil in Privatbesitz und das Uebrige noch als verkäuflich bezeichnet war und aus Cartons, Aquarellen und Zeichnungen bestand. Von seinen in den Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereines bekannt gewordenen Bildern, darunter viele Arbeiten aus der ersten Zeit seines künstlerischen [61] Schaffens, und andere, welche nicht in den Cyklus der Novara- und brasilianischen Reise gehören, sind anzuführen aus dem Jahre 1852 im März: „Am Neusiedlersee“, Bleistiftzeichn. (30 fl.), vom K. V. angek.; – „Nach einem Schneefall in den Alpen“, Bleistiftzeichn. (50 fl.), vom K. V. angek.; – „Sturm auf einer Puszta“, Bleistiftzeichn. (60 fl.); – „Marktplatz eines Städtchens“, Bleistiftzeichn. (60 fl.); – im April: „Schneesturm“, Oelbild (450 fl.); – im November: „Tempel der Diana zu Pola in Istrien“, Zeichnung (60 fl.); – „Das goldene Thor zu Pola“, Zeichnung (60 fl.), vom K. V. angek.; – 1853, im August: „Parthie bei Spalata“, Eigenthum der Frau Elise de Salvador; – im September: „Eingangshalle im Dome zu Spalata“, Aqu. (80 fl.); – im October: „Amphitheater zu Pola“, Oelgem. (400 fl.), vom K. V. angek.; – 1854 im Jänner: „Am „Strande in Spalata“, Eigenthum des Herrn J. Denk; – im April: „Vor der Porta delle Palme bei Terracina“, Oelbild (400 fl.); – im Mai: „Pinienhain aus der Villa Pomphili bei Rom“ (300 fl.); – im August und September: „Reisestudien aus Italien“, 33 Stück, von denen einzelne später in Privatbesitz übergingen, u. z.: „Schafhirt aus der Campagna zu Rom“, Aqu. (18 fl.); – „Mädchen der Cinciaren“, Aqu.; – „Serpentara die Olivana“, Kohlenzeichn.; – „Frau aus Netuna“, Aqu. (18 fl.); – „Mädchen von der Insel Ischia“, Aqu.; – „Aus dem Sabinergebirge gegen das Volskergebirge“, Kohlenskizze; – „Pifferare aus der Campagna von Rom“, Aqu.; – „Porta di Rocco in Olevano“, Bleistiftzeichn.; – Mädchen vom Malo di Gaeta“, Aqu. (18 fl.); – „Festcostum von der Insel Procida“, Aqu.; – „Aus der Villa Doria in Albana“, Bleistiftzeichn., lavirt und weiß gehöht; – „Bauernweib aus Frosinone“, Aqu.; – „Panta di Mussa aus Sorrento“, Aquarellskizze: – „Campagnuola di Cerbara“, Aqu.; – „Festcostum von Sonina bei Terracina“, Aqu.; – „Monte St. Angelo bei Terracina“, Aqu.; – „Felsenparthie bei Ariccia“, Aquarellskizze; – „Die Palmen in der Villa Massima bei Rom“, Bleistiftzeichn.; – „Weib aus Saracinesca“, Aqu. (die eilf letztgenannten à 40 fl.); – „Hirte aus der Campagna von Rom“, Aqu. (18 fl.); – „Thal der Nymphe Egeria vor der Porta Egeria in Rom“, Kohlenzeichn.; – „Campagna di Roma bei Tavoleto“, Aqu.; – „Frau aus Sorrento“, Aqu. (18 fl.); – „Weib am Alvida“, Aqu. (18 fl.); – „Mädchen aus Albana“, Aqu. (18 fl.); – „Pifferare aus Rom“, Aqu. (18 fl.); – „Mädchen aus Mola die Gaeta“. Aqu. (18 fl.); – „Hirte aus der Campagna von Rom“, Aqu. (18 fl.); – „Ruinen des Theaters zu Taormina“, Aqu. (50 fl.); – „Morgen am Lago di Albana“, Oelskizze (60 fl.); – „Abend am Lago di Albana“, Oelskizze (60 fl.); – „Amalfi“, Aqu. (50 fl.); – „Das Mühlenthal bei Amalfi“, Bleistiftzeichn.; – „Villa Doria Pomphili in Albana“, Oelskizze (60 fl.); – „Marina piccola bei Capri“, Bleistiftzeichn. (alle anderen à 40 fl.); – 1855 im Jänner: „Cave im Sabinergebirge (150 fl.), vom K. V. angek.; – „Im Hafen von Spalata“, Bleistiftzeichn. (40 fl.); – „Oeffentlicher Notar unter den Arkaden des Theaters San Carlo“, Aqu. (100 fl.); – im Mai: „Cap Circello bei Terracina“, Oelbild (550 fl.); – im November: „Römischer Pifferare“ (150 fl.); – im December: „Ruinen des Amphittheaters von Terracina in Sicilien“, vom K. V. angek. (400 fl.), davon erschien ein von Selleny selbst gezeichneter und lithographirter Farbendruck im „Aurora-Album“ 1856; – 1856 im Jänner: „Römische Landleute (150 fl.); – 1857 im März: „Parthie aus der Serpentora bei Olevano im Sabinergebirge“, vom K. V. angek. (450 fl.); – 1863 [62] im März: „Itaparika bei Bahia. Brasilianische Colonistenwirthschaft“, im Besitze des Prinzen August v. Coburg (400 fl.); – im September: „Fanchal auf Madeira“, vom K. V. angek. (550 fl.); – im November: „Mangueirengruppe am Dyk von Bahia (650 fl.); – 1864 im Juni: „Cap der guten Hoffnung“ (550 fl.), vom K. V. angek.; – 1865 im Jänner: „Schloss Planta bei Meran“ (200 fl.); – 1866 im März: „Australische Waldlandschaft im Illamara-Gebiet“, Eigenthum des Professors Unger in Gratz; – im April: „Der Dom von Segovia“, Chromolithographie nach Fr. Eibner in München; – 1867 im Jänner: „Skizzen nach den Gemälden Karl Rottmann’s in der neuen Pinakothek in München. Ansichten aus Griechenland“, 26 ziemlich flüchtige Skizzen; – „Skizzen nach den Fresken Karl Rottmann’s in den Arkaden des Schlossgartens in München. Ansichten aus Italien“, 21 Skizzen; – „Die vulcanische Insel S. Paul im indischen Ocean“, Carton; – „Australischer Wald. Sir John Mitchells Pass.“, Carton; – „Der Tempel von Mahalamaipur an der Küste von Caromandel. Als Staffage eine Todtenverbrennung“, Carton; – 1868 im Mai: „Aus dem Dome zu Spalato“, im Besitze des Nikolaus Dumba, Aqu.; – „Illustrationen zu Schubert’s Müllerliedern: „Aufenthalt“ und „Eifersucht und Stolz“, beide Aqu., Eigenthum des Herrn Nikolaus Dumba; – im Juni: „Landschaft aus Taiti mit dem 6000 Fuss hohen Ouchua“, Eigenthum des Schwartz v. Mohrenstern in Wien; – 1869 im November: „Die Insel St. Paul“, Oelbild; – 1870 im April: „Barre an der Insel St. Paul im indischen Ocean“; – im Mai: „Landschaft auf Tahiti (500 fl.); – 1871 im Jänner: „Waldbach am Grimmel“ (450 fl.); – im Juni: „An der Rossnitz bei Deutsch-Landsberg“ (400 fl.); – „Ein verlorener Posten im indischen Ocean“ (Albatros und Pinguine auf der Insel St. Paul. 1869). Eigenthum des Sectionschefs Heider (170 fl.); von diesem Bilde führte S. selbst eine Chromolithographie aus, – 1872 im December: „Schlosshof aus Eppan“ (Südtirol). Außer diesen Bildern sind noch viele im Privatbesitz befindliche und solche, welche nach seinem Ableben im Nachlasse sich vorfanden und verkäuflich waren, bemerkenswerth, so von Oelbildern und Oelskizzen: „Aus dem Parke in Battaglia“; – 2 Oelgemälde im Besitze des Grafen Victor v. Wimpfen in Wien: „Vedretta Marmolata“, – „Arena in Pola“; – in der Pesther National-Gallerie: „Die Ruinen des Herculestempels in Sorrento“; – „Pinienwald“; – „Capri“; – „Herculestempel in Sorrento; – „Bei Terracina“; – „Kastanienbäume bei Nago am Gardasee“; – „Strasse in Olevano“; – dann mehrere prächtige Tiroler und Steirer Landschaften, darunter eine „Naturstudie bei Botzen“; – „Wildbachstudie im Thale von Schalders“; – „Bachstudie in Deutsch-Landsberg“; – „Parthie bei Waidbruck“, letzte Naturstudie des Künstlers, jetzt in der k. k. Gemälde-Gallerie im Belvedere, es stellt vom Herbst kahlgefegte Baume dar, ein Bild des Niederganges, dessen Vorahnung bereits ihren Dämmerfittich über die Phantasie des Künstlers ausgebreitet hatte; – „Alpenvegetation“; – „Das alte Gerichtshaus in Eppan“; – „Von dem Schlossberge bei Deutsch-Landsberg“; – „Aus dem Dorfe Vahrn bei Brixen“; – „Vom Virgilberg bei Botzen“, Eigenthum des Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha; – dieses Motiv wiederholt und verändert; – dann eine Folge ausgeführter Ansichten und Studien von der Novarareise: „Die Insel St. Paul“, in der Gallerie Coburg, eine Composition von überwältigender Düsternheit, welche der [63] Künstler in verschiedenen größeren und kleineren Bildern immer wieder gemalt hat, seine Seele hing an dieser melancholischen Landschaft mit einer geradezu unheimlichen Treue; – „Die Felsentempel von Mahamulaipur“, im Besitze des Ritter v. Drasche: – „Australische Waldlandschaft“; – „Waldbrand“; – „Tiurkan am Waikota River in Neuseeland“, ein mit durch Nasenreiben sich begrüßenden Neuseeländern staffirtes Bild; – „Kaffeeplantage in Ceylon“; – „Cap der guten Hoffnung“, nur untermalt, des Künstlers letztes Bild. jetzt in der Coburg-Gallerie. Noch sind erwähnenswerth vier Bilder, zu zwei und zwei aus einem Bilder-Cyklus, mit dessen Ausführung sich der Künstler lange im Geiste trug. „Palmenwald“ und „Der verzauberte See“ (Laguna encandada) aus dem Ansichten-Cyklus: „Charakterbilder der Erde“, mit welchem S. die malerische Ausbeute der Novara-Weltumseglung in zwölf Gemälden (jedes 41/2 bis 5 Schuh hoch und 7 bis 8 Schuh breit) darstellen wollte. Die Novara-Commission hatte auch das hohe vaterländische Interesse an der Errichtung dieses Denkmals in Bildern anerkannt, aber Selleny, der die Reclame nicht verstand, wußte nicht das öffentliche Interesse für seine Idee zu einem positiven Auftrag für den geschlossenen Cyklus zu steigern und so unterblieb das Ganze; dann aber zwei andere ganz originelle Bilder: „Präadamitische Landschaft“ (Motiv von Euböa) und „Aus der Steinzeit, Todtenmahl“, beide im Nachlaß des Professors Unger in Gratz, auch aus einem Bilder-Cyklus, in welchem durch einzelne Gemälde die verschiedenen Perioden der Erde charakteristisch dargestellt werden sollten. Aus der Folge der Cartons, Aquarellen und Zeichnungen, welche nicht in die Novara-Sammlung eingereiht wurden, sind anzuführen: „Ein Stillleben“, Aqu.; – „Skizze von Alpenblumen“; – „Drei Praterstudien“, eine Tusch- und zwei Bleistiftzeichnungen; – „Abend“, Bleistiftzeichn.; – „Aus Neuwaldegg“., Bleistiftzeichn.; – „Spitalkirche in Mödling“; – „Aus Laxenburg“; – „Schönbrunn“, Aqu., im Besitze Sr. kais. Hoheit Erzherzogs Karl Ludwig; – „Gratz vom Rosenberge aus“, Aqu.; – dann eine Folge dalmatinischer, italienischer und südtirolischer Landschaften und Volkstypen: „Marktszene in Spalatro“, Tuschzeichn.; – „Ein Morlake“, Aqu.; – „San Trinita in Naga“, Aqu.; – „Fall des Fiumera bei Fiume“; – „Auf Capri“, Aqu.; – „Petrarca’s Grab in Arqua“, farbige Zeichnung; – „Aus dem Mühlenthale von Amalfi“; – „Das Capuzinerkloster in Amalfi“; – „Die Marina von Amalfi“; – „Sorrento di Capo di Monte“, die vier letztgenannten Aquarelle und die letzteren drei im Besitze von Frau Rosa Heimann; – „Aus Terracina“, Aqu.; – „Ochsengespann“, lavirte Zeichnung; – „Piazza S. Rocco in Olevano“; – „Palmenstudie aus Dalmatien“; – „In Eppan“, Federzeichn., Eigenthum des Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha; – „Tropische Vegetationstruppen“, zwei Bilder, beide Eigenthum des Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha; – „Auf Ceylon“, Kohlenzeichn.; – „Felsengräber auf den canarischen Inseln“; – „Cap verde Islands“; – „Mahamalaipur“, Aqu., Eigenthum des Grafen Victor Wimpffen; – „St. Paul“; – „Wald auf Neuseeland“, dieses und das vorige Cartons und beide in der Belvedere-Gallerie; – „Mittelalterliches Costum“, Aqu.; – „Demi part“, Costumbild, Aqu. In vorstehender Uebersicht dürfte kaum ein bedeutendes Bild fehlen. Den letzten Pinselstrich that der Künstler zu Ischl am 15. April 1873, es war die Skizze zu [64] einer Salondecoration für die kais. Villa. Diese Reliquie, im Besitze seines langjährigen, aufopfernden Freundes und Lebensgenossen, des bekannten Landschaftsmalers Gottfried Seelos [Bd. XXXIII, S. 311], befindet sich in einem kleinen Notizbuche und zeigt ein in Form und Farbe gänzlich zerflatterndes Aquarell. Die müde Hand des Künstlers war nicht mehr sicher genug, um feste Umrisse zu zeichnen. Die künstlerische Ausbeute seiner im Jahre 1859 mit dem Erzherzog Ferdinand Max nach Brasilien unternommenen Reise, eine Reihe der farbenreichsten, die Schönheiten dieses Wunderlandes mit aller Treue darstellenden Skizzen, ist, wie von verschiedener Seite berichtet wird, nach Brüssel gewandert. Es ist eine reiche, wenngleich nicht abgeschlossene Thätigkeit, welche uns in Selleny’s rastlosem Schaffen entgegentritt. Und doch ist sein Schaffen und Wirken mit dem Gesagten noch nicht erschöpft. Er war auch mit der Feder thätig und in einem Wiener Blatte waren seine Reiseberichte enthalten, die lebendig und, wie eigenartig geschrieben, treue Darstellungen seiner Erlebnisse waren. Ferner leitete er seiner Zeit die artistische Direction des Novara-Werkes, wobei er freilich in eine Polemik gerieth, die ihn zuletzt veranlaßte, um Enthebung von der Leitung und Ueberwachung des Novara-Werkes zu bitten. Am heftigsten wurde der Künstler von R. v. Waldheim’s xylographischer Anstalt [vergl. das Eingesendet in der Presse 1861, Nr. 202] angegriffen. Ferner entwarf er den preisgekrönten Plan zum Wiener Stadtpark und componirte das mit so großem Erfolge im Carltheater gegebene Stück: „Um die Welt“. Dabei aber ist er, wie uns seine Biographen erzählen, der Sorgen, so lange er gesund war, nie los geworden. Jahrelang sah er sich gezwungen, für Kunsthändler zu lithographiren oder Lectionen zu geben! An Ehren fehlte es ihm auch schon seit seinen Lehrjahren nicht. Aber sie sättigten ihn nicht. Er hatte neun akademische Preise, darunter den Kaiserpreis; Kaiser Franz Joseph hatte ihn mit dem Orden der eisernen Krone, Erzherzog Ferdinand als Kaiser von Mexiko mit dem Guadelupe-Orden, der Kaiser von Brasilien mit dem Rosen-Orden ausgezeichnet; die kais. Akademie der bildenden Künste hatte ihn unter ihre Mitglieder aufgenommen; und als der Kronprinz Erzherzog Rudolph in der Malerkunst Unterricht erhalten sollte, fiel die Wahl auf Selleny. Zur Zeit, als er Vorstand der Künstler-Genossenschaft war, eröffnete er in dieser Eigenschaft im Jahre 1868 mit der großen deutschen Kunstausstellung das neu erbaute Künstlerhaus. So lange S. gesund war, erschien diese originelle Kernnatur von unverwüstlicher Laune; sein Humor, echter Künstlerhumor, half ihm durch die Nothdurft des Lebens, die freilich gar zu oft und peinlich an ihn herantrat. Wenn er in Wien war – denn seine Kunst eben veranlaßte ihn nicht selten zu längeren Ausflügen – lebte er mit seinen Collegen Nowopacky und Seelos in einem Hause (Nr. 10 in der Weyringergasse) in guter Kameradschaft und wurde von seinen beiden Kameraden als das Haupt des Triumvirates angesehen. Der Niedergang der schönsten Hoffnungen, wiederholte Krankheit, fieberhaft rastlose und sorgenvolle Arbeit und mancherlei, ja vielerlei Ungunst der Verhältnisse hatten den geistigen und körperlichen Verfall dieser hochbegabten Natur allmälig vorbereitet. Kurz vor seiner letzten Erkrankung war er, um sich, wie er sagte, zu erholen, zu erfrischen und [65] zu stählen, in Venedig gewesen, wo er sich sehr wohl befunden hatte; bald nach seiner Rückkehr brach das furchtbare Leiden, wovon ihn nach zweijähriger Dauer der Tod erlöste, hervor, und, ein Lebendigtodter, siechte er in der Privat-Heilanstalt zu Inzersdorf dem Ende entgegen, wo kaiserliche Huld dem umnachteten Künstler ein stilles Krankenasyl geschaffen. Sein wohlgetroffenes Bildniß wurde im Jahre 1875 im Wiener Künstlerhause ausgestellt und eine Porträtbüste hat Swoboda ausgeführt. Man beabsichtigte, sie in Marmor ausführen zu lassen, um sie dann zum bleibenden Gedächtnisse in den Räumen des Künstlerhauses aufzustellen. Wie übel es dem edlen Künstler bei Lebzeiten erging, erhellt aus einer Notiz, welche die alte „Presse“ unter dem Titel: „Künstler-Misère“ brachte, worin gemeldet wird: „daß ein Besucher seines Ateliers entdeckte, der talentvolle Künstler bemale Ziegelöfen, weil er sonst –“ (verhungern müßte, verschweigt der Berichterstatter). Das Haarsträubende dieser Mittheilung sollte durch eine darauf gefolgte Berichtigung: „daß Joseph Selleny nicht Ziegelöfen anstreiche, aber in Wahrheit nur die Ziegelöfen Drasche’s als bestellte Veduten für denselben male“, gemildert oder doch beseitigt werden. Wenn es sich in der That so verhielt, so waren die Drasche’schen Ziegelöfen jedenfalls für den Maler der „St. Pauls-Insel im Ocean“ ein ebenbürtiger Stoff!! – Was Selleny’s künstlerische Bedeutung anbelangt, so steht er dem norddeutschen Maler E. Hildebrandt, dessen Ansichten mit ihrer bestechenden Farbenglut ebenso Zeugen des Genius des Künstlers als des mächtigen Fortschrittes des Farbendruckes in den Salons der Reichen aufliegen, nicht nach. Aber für Hildebrandt nahm ein Alexander von Humboldt ein werkthätiges Interesse und so wurden Hildebrandt’s Arbeiten Gemeingut der Nation, während sich um Selleny’s Farbendichtungen Niemand weiter kümmerte. Die Selleny-Ausstellung bewies es eben, welch’ ein Meister der malerischen Charakteristik er war und welchen gewaltigen, mit geradezu vulkanischer Phantasie begabten Farbendichter die Kunst in ihm verloren hatte. Wenn je von einem Künstler, so von Selleny, gilt Grillparzer’s auf Schubert gerichtete Grabesinschrift: „Die Kunst begrub hier einen reichen Besitz, doch noch viel schönere Hoffnungen“.
Selleny, Joseph (Maler, geb. zu Meidling nächst Wien 2. Februar 1824, gest. in Wien 22. Mai 1875). Der Sohn mittelloser Eltern – sein Vater war Jäger im Dienste des Erzherzogs- Katalog der Kunstausstellung im Künstlerhause. Wien, den 15. November 1875: „Selleny-Ausstellung“ [enthält eine kurze Lebensskizze Selleny’s von E. Ranzoni und ein Verzeichniß der ausgestellten Bilder des Künstlers, das sich, Oelbilder und Studien zusammen, auf 573 Nummern erhebt. Da also ein so ausführliches Verzeichniß Selleny’scher Bilder gedruckt vorhanden ist, beschränkte sich Herausgeber dieses Lexikons bei der Aufzählung Selleny’scher Bilder nur auf jene, welche in den Jahres-Ausstellungen bei St. Anna seit 1846 und in den Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereines seit 1852 bis 1872 zu sehen waren und auf seine sonst im Privatbesitz befindlichen Hauptwerke]. – Bei der Heimkehr unseres Freundes Selleny. Nach der Erdumseglung auf der k. k. Fregatte „Novara“. Dargebracht in dem Wiener Künstlervereine „Eintracht“ am 3. October 1859 (Wien 1859, Sommer, 8°.). [Gemüthliche Strophen in oberösterreichischer Mundart, von C. A. Kaltenbrunner.] – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.), im Anhang S. 397. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1875, Beilage Nr. 334, S. 5206, in (von Vincenti’s) „Wiener Brief“. LVII. – Tages-Post (Gratz) 1868, Nr. 33, im Feuilleton: „Das [66] neueste Gemälde Selleny’s, nach Motiven von Unger“. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1861, Nr. 198: „Novara-Album“: Nr. 200 und 202, im „Eingesendet“; 1872, Nr. 222, im Feuilleton: „Aus dem Künstlerhaus“. – Neue freie Presse (Wien, Fol.) 1875, Nr. 3858, Abendblatt; Nr. 3859, Morgenblatt; Nr. 3860, Morgenblatt; Nr. 4035, Abendblatt. – Wiener Abendpost (Beilage der amtlichen Wiener Zeitung) 1875, Nr. 140. – Neue illustrirte Zeitung. Redigirt von Johannes Nordmann (Wien, Zamarski, kl. Fol.) 1875, III. Jahrg, Nr. 22. – Monats-Verzeichnisse des österreichischen Kunstvereins, 1852: März, April, November; 1853: August, September, October; 1854: Jänner, April, Mai, August, September; 1855: Jänner, Mai, November, December; 1856: Jänner; 1857: März; 1862: Juni; 1863: März, September, November; 1864: Juni; 1865: Jänner; 1866: März, Mai; 1867: Jänner, März, April, Juni; 1868: Mai, Juli; 1869: November, December; 1870: April, Mai; 1871: Jänner, Juni; 1872: December. – Porträt. Holzschnitt von W. F. in der „Neuen illustrirten Zeitung“ (Wien, Zamarski) 1875, Nr. 22. –
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Anton Ritter von Perger, geb. 1809, Sohn des Sigmund Ferdinand von Perger, vergleiche auch Perger, Anton Ritter von (ADB).