BLKÖ:Sellenati, Andreas Karl

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Selleny, Joseph
Band: 34 (1877), ab Seite: 57. (Quelle)
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Sellenati, Andreas Karl (Arzt und Landwirth, geb. zu Brazzano, in Friaul 14. April 1807, gest. zu Udine 3. Mai 1860). Der Sohn nicht ganz unbemittelter Eltern erhielt er auf den Seminarien zu Portogruaro und Udine und dann im Lyceum der letztgenannten Stadt die vorbereitende Ausbildung für die Universitätsstudien, welche er in Padua, daselbst der Medicin sich widmend, beendete. Im Jahre 1830 erhielt er die medicinische Doctorwürde, nachdem er zuvor schon die philosophische erlangt hatte. Nun arbeitete er unter Melandri, einem auf dem Gebiete der medicinischen Staatspolizei in Italien anerkannten Manne, mehrere Jahre in der staatsarzneiwissenschaftlichen Sphäre, bis ihn der Tod seines Gönners auf eine andere Bahn, nämlich jene des Lehramtes, hinüberführte, indem er als Supplent das Lehramt der als Vorbereitungswissenschaft an der Paduaner Hochschule eben neu errichteten Lehrkanzel der Chirurgie übernahm. Als dann dieselbe definitiv an einen Anderen verliehen wurde, kehrte S. nach Udine zurück, übernahm dort 1839 wieder als Supplent das Lehramt der Philosophie und in den Jahren 1840 und 1841 jenes der Physik. Sein Aufenthalt wechselte, er hielt sich bald in Udine, bald in Padua auf und war als Secretär der Akademie in Udine, dann 1849–1851 als Decan der medicinischen Facultät und zugleich als Secretär der wissenschaftlichen Gesellschaft (Società d’incorraggiamento) in Padua thätig. 1852 wurde ihm neuerdings eine Supplirung an der Universität übertragen, aber die definitive Anstellung nicht ihm, sondern einem Anderen zu Theil. Sein offenes, freimüthiges Wesen, wozu sich jener Unabhängigkeitstrieb gesellte, der ihm seine volle Freiheit gestattete, zogen ihm in maßgebenden Kreisen manchen Gegner zu und unverdiente Kränkungen verbitterten dem strebsamen, unermüdlich thätigen Gelehrten das Leben. Für alle diese Zurücksetzungen suchte er Ersatz in der landwirtschaftlichen Pflege seines Gütchens Giassico, auf welchem seine Studien [58] und Forschungen manche Verbesserung einführten, so daß er als Arzt und Landwirth allgemein gesucht und anerkannt war. Aber auch da stellten sich Ungemach und Widerwärtigkeiten ein, wozu sich zuletzt die Folgen des Krieges gesellten, welch’ letztere S. völlig zu überwinden unvermögend war. In Würdigung seiner bisherigen Leistungen und gleichsam als Entschädigung für alles bisher erlittene Ungemach ernannte die damals neu gegründete Associazione agraria friulana Sellenati zu ihrem Secretär. An dem Aufschwunge dieses eben in’s Leben gerufenen Institutes hatte S. um so wesentlicheren Antheil, als er auch den mancherlei aus Uebelwollen oder Besorgniß entsprungenen Hemmnissen zu begegnen und deren Wirkung zu paralysiren wußte. Seine landwirtschaftlichen Vorlesungen erfreuten sich eines ausgewählten Zuhörerkreises, und seine Schriften, welche er vornehmlich in dem von ihm redigirten „Bollettino“ der Gesellschaft niederlegte, weckten manchen befruchtenden Gedanken. S.’s Opferwilligkeit gab sich besonders darin kund, daß er das aufreibende, seine ganze Thätigkeit in Anspruch nehmende Secretariat zu einer Zeit übernahm, da die finanziellen Verhältnisse des Instituts nichts weniger denn günstig standen, was er selbst, der Erste, empfinden mußte. Durch seinen frühen Tod verlor die Gesellschaft, wie es im Nachruf lautet: „den wirksamsten Factor ihrer Lebenskraft, eine ihrer besten Zierden, eine ihrer schönsten Hoffnungen“.

Bollettino dell’ Associazione agraria friulana (Udine, 4°.) Anno V, Nr. 5, Necrologia. – Gazetta uffiziale di Venezia 1860, Nr. 110 im Appendice. – Rivista friulano (Udine, 4°.) Anno II, Nr. 19: Nekrolog von C. Giussani.