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ADB:Siber, Justus

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Artikel „Siber, Justus“ von Georg Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 132–133, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Siber,_Justus&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 21:16 Uhr UTC)
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Siber: Justus S., sächsischer Geistlicher und Poet des 17. Jahrhunderts, wurde am 7. März 1628 in Einbeck als Sohn eines Advocaten geboren. Nachdem er früh seinen Vater verloren hatte, verließ er bei dem Herannahen der kaiserlichen Armee im Jahre 1640 seine Heimath und führte das Leben eines fahrenden Schülers, wobei er viel freundliche Unterstützung fand. Von Hannover vertrieb ihn Hungersnoth und Pest nach Celle, von hier wandte er sich nach Lüneburg, wo er die Klosterschule zu St. Michael besuchte. 1647 bezog er die Universität Helmstedt, der er zwei Jahre angehörte. Nachdem er sich einige Jahre in Hamburg und Lübeck aufgehalten hatte, war er Hauslehrer in der Familie v. Eitzen zu Lüneburg. Von 1651 finden wir ihn auf der Universität Leipzig, wo er sich neben den theologischen Studien viel mit der Poesie beschäftigte [133] und von dem kurfürstlichen Geheimen Rathe v. Oppel als Dichter gekrönt wurde. Von 1653–1656 war S. Hauslehrer in adligen Häusern in der Oberlausitz, zunächst bei dem Landesbestallten, Johann Friedrich v. Brettin, später bei der Familie v. Bischofswerder zu Kreba. Weil er aber der wendischen Sprache nicht kundig war und so nicht viel Aussicht hatte in der Lausitz ein Pfarramt zu erhalten, so ging er 1656 nach Dresden, bestand hier vor dem Oberconsistorium die theologische Prüfung, erwarb sich auch in Wittenberg die Magisterwürde und war noch einige Jahre in Hohnstein (bei Pirna) und Dresden als Hauslehrer thätig. 1659 wurde ihm das Pfarramt Schandau (in der sächsischen Schweiz) übertragen, dem er trotz mancher ehrenvollen Berufungen in andere Stellungen bis zu seinem Tode treu geblieben ist. Er starb an den Folgen eines Falles am 23. Januar 1695.

Neben seiner praktisch-kirchlichen Thätigkeit war S. auf theologischem Gebiete auch schriftstellerisch thätig. Außer kleineren Abhandlungen, wie den „Considerationes de salute Philosophorum Gentilium“ (Dresdae 1659) ; „Gottes Kirche und des Teuffels Capelle“ (Dreßden 1667); „Alter Paulus“ (Leipzig 1668) und „Seneca divinis Oraculis quodammodo consonans“ (Dresdae 1675), sind namentlich seine Predigtsammlungen zu nennen: „Salomonische Inventions-Postille, da ein dictum Salomonis loco Exordii erkläret, und die daraus voraus genommene Invention in Sonntägliche und Festtägliche Abhandlung derer Evangelien behalten wird“ (Leipzig 1669) und „Evangelische Spruch-Postilla oder Erklärung der fürnehmsten Sprüche, so in denen Sonn- und Festtagsevangelien enthalten“ (Dreßden 1672). Hierher gehört auch „Esau oder Neidhart zum Abscheu vorgestellt im 1682. Jahre“ (Dreßden). Besonderes Ansehen aber genoß er als Dichter, wie er auch zu mehreren zeitgenössischen Poeten z. B. zu David Schirmer, in Beziehung stand. Eine versificirte Paraphrase des Hohenliedes sind seine „Seelen-Küsse oder Geistliche Liebs-Gedancken“ mit einem Anhange „Ein Sechs-Zehn-Jähriges Trauer-Lager über Vnsers Jesus Leiden und Sterben“ (Dresden[WS 1] 1656). Später erschienen die „Pest-Gebethe und Lieder“, „Davids … Bußfertiges Hertz oder Sieben Bußgesänge“. Die umfangreichste Sammlung ist die „Poëtisirende Jugend, oder Allerhand Geist- und Weltliche Teutsche Getichte“ (Dresden 1658) in zehn Büchern, deren jedem eine besondere Widmung vorangestellt ist. Außer kleineren Gedichten erschienen noch 1685 in Pirna die „Geistlichen Oden . . Bißhero daheime behalten, ietzo aber umb etlicher verlangender guten Hertze willen … herausgegeben“, und „Davids … Harffen-Psalme, nach Sang-üblichen Weisen in Teutsche Lieder versetzt“. – Vermählt war S. seit 1659 mit Katharina Zink, Tochter des Dresdner Bürgermeisters und Brückenamtsverwalters Paul Zink, welche ihm 16 Kinder schenkte. Ihnen ließ der Vater eine sorgfältige Erziehung zu Theil werden (Chladenius p. 329). Mehrere Söhne gelangten zu angesehenen Stellungen.

K. G. Dietmann, Priesterschaft in dem Churfürstenthum Sachsen. Dresden und Leipzig 1752. I, 1263–1270, wo 1269 der Stammbaum Siber’s abgedruckt ist. – Ranfft, Leben und Schriften aller Chur-Sächsischen Gottesgelehrten, die mit der Doctorwürde gepranget. Leipzig 1742. S. 171. 1198. 1204. – Konr. Sam. Schurtzfleisch in H. Pipping, Trias decadum … Theologorum. Lips. 1707, p. 1251 ff., wo p. 1356 die Schriften aufgezählt werden. – Die Gedichtsammlungen verzeichnet Karl Goedeke, Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung. Dresden 1887. III2, 707. – Joh. M. Chladenii Opuscula Academica. Lipsiae 1741, I, 328. – A. H. Kreyßig, Album der evangelisch-lutherischen Geistlichen im Kgr. Sachsen. Dresden 1883. S. 456. – Ueber Verse von ihm auf dem kleinen Winterberge vgl. W. L. Götzinger, Schandau. 2. Aufl. Dresden 1812. S. 299.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Dresen