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ADB:Siebert, Friedrich

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Artikel „Siebert, Friedrich“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 181–182, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Siebert,_Friedrich&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 15:50 Uhr UTC)
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Siebert: Friedrich S., Arzt und Psychiater, als Sohn von August S. (s. S. 180) am 22. Febr. 1829 in Würzburg geboren, besuchte zunächst die lateinische Schule in Bamberg, wohin sein Vater mittlerweile als Oberarzt am Krankenhause berufen worden war, dann das Gymnasium in Weimar, das er 1849 mit dem Zeugniß der Reife für die Universität verließ. Seine medicinischen Studien machte er bis 1850 in Jena, von da ab in Würzburg unter Virchow und Kölliker und schließlich wiederum in Jena, wo er 1853 die Doctorwürde erlangte. Nachdem er kurze Zeit als Assistent der inneren Klinik bei seinem Vater, sowie der chirurgischen Klinik unter Ried fungirt hatte, absolvirte er 1854 das Staatsexamen in Weimar, beabsichtigte sich in München als Privatdocent zu habilitiren, ging aber nach dem plötzlichen Tode seines Vaters nach Jena zurück und habilitirte sich hier als Privatdocent für pathologische Anatomie. Litterarisch war er in dieser Zeit damit beschäftigt, daß er zu dem bekannten Lehrbuch der pathologischen Anatomie von Förster nicht unerhebliche Beiträge lieferte. Nachdem er 1864 in Weimar das Physicatsexamen bestanden hatte, übernahm er 1865 das Physicat in Jena und zugleich provisorisch als Nachfolger des verstorbenen Professors Schömann die Direction der alten Irrenanstalt daselbst, sowie 1866 die Leitung der von ihm eingerichteten landwirthschaftlichen Colonie Kapellendorf (die übrigens 1879 mit dem Karl-Friedrich-Hospital in Blankenhain unter Keßler’s Direction vereinigt wurde). Von jetzt ab wandte sich S. ausschließlich dem Studium der Psychiatrie zu, wurde 1869 definitiv in den obengenannten Functionen bestätigt und 1870 zum außerordentlichen Professor der Psychiatrie an der Universität zu Jena ernannt. Nebenher beschäftigte sich S. eingehend mit dem Studium der reinen Neuropathologie, begründete für Kranke dieser Art 1868 ein eigenes Familienpensionat, erlebte 1879 auch noch die Eröffnung der wesentlich nach seinen Intentionen von Gropius und Schmieder neuerbauten Landes-Irrenanstalt am 1. November genannten Jahres, wobei er die Festrede hielt, erkrankte aber schon zu Anfang des Jahres 1882 an einem Sarcom im Mediastinum und starb an den Folgen desselben am 20. Mai desselben Jahres. S. war, obwohl Autodidact in der Psychiatrie, doch ein ausgezeichneter und beliebter Lehrer in derselben. Seine Zuhörerzahl belief sich in den letzten Jahren auf 40–50 durchschnittlich, worunter junge Aerzte, Professoren und selbst Juristen sich befanden. Die Kunst der Diagnostik war ihm, ähnlich wie seinem Vater, in hohem Maße eigen. Seinen Kranken war er im wahren Sinne des Worts ein Vater, uneigennützig und selbstlos bis zur äußersten Grenze. Er war eine Zierde des ärztlichen Standes, ein eifriger Theilnehmer an ärztlichen Vereinen, sowie nicht weniger am Gemeindeleben. Seine litterarischen Arbeiten sind zwar geringfügig, zeugen aber von genialer Auffassung. Die Titel einiger derselben sind: „Ueber die menschliche Hand“; „Trichinose“; „Ueber die wichtigsten Phänomene im Geistesleben“; „Ueber die Ursachen der [182] Nervosität unserer Zeit“; „Ueber Erblichkeit und Erziehung“. Die letztgenannten sind mehr populär gehalten und für das gebildete Laienpublicum geschrieben.

Vgl. noch Biographisches Lexikon hervorragender Aerzte etc. von Hirsch und Gurlt, V. 389.