ADB:Siegesbeck, Johann Georg

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Artikel „Siegesbeck, Johann Georg“ von Ludwig Stieda in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 199–200, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Siegesbeck,_Johann_Georg&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 17:23 Uhr UTC)
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Siegesbeck: Johann Georg S., namhafter Botaniker, am 22. März 1686 zu Merseburg geboren, studirte in Wittenberg Medicin und erwarb sich im Jahre 1716 nach Vertheidigung einer Dissertation (de Borella unter Adam Brendel den Doctorgrad. Er ließ sich zunächst in Seehausen als Arzt nieder und prakticirte daselbst bis zum Jahre 1730, dann ging er als Physiker nach Helmstedt; neben seiner medicinischen Praxis beschäftigte er sich sehr eifrig mit dem Studium der Botanik und veröffentlichte einige botanische Abhandlungen. Durch den berühmten Helmstedter Professor Heister, der gleichzeitig Chirurgie und Botanik las, wurde S. als tüchtiger Botaniker dem Dr. Fischer, Chef des russischen Medicinalwesens zu einer Anstellung in Rußland empfohlen. Am 21. Juli (1. August) 1735 traf S. in St. Petersburg ein und trat sofort als Arzt beim Seehospital in Dienst; gleichzeitig erhielt er die Stelle eines Verwalters des botanischen Gartens auf der sogenannten Apotheker-Insel. Ueber die ärztliche Praxis Siegesbeck’s ist nichts bekannt, dagegen wird seine Thätigkeit als Verwalter des botanischen Gartens rühmlichst hervorgehoben und anerkannt. Daneben war S. als Schriftsteller auf botanischem Gebiete thätig. Im J. 1742 richtete S. an die Akademie der Wissenschaften die Bitte, ihn zum Mitglied der Akademie für Botanik zu erwählen. Schumacher, der damals ohne Präsident zu sein, die Geschäfte der Akademie leitete, ging auf die Bitte ein, ohne die Akademie zu befragen. Der Grund dazu lag darin, daß Lestocq, der Nachfolger Fischer’s, sich des Dr. Siegesbeck, dessen Thätigkeit im Medicinaldepartement er für überflüssig hielt, entledigen wollte. – Schumacher folgte einem nachdrücklichen Wunsch des damals einflußreichen Lestocq. So wurde S. am [200] 5. April 1742 als Akademiker für Botanik und Naturgeschichte an Stelle des verstorbenen Amman angestellt. Die Verpflichtung den Botanischen Garten zu beaufsichtigen, behielt S. bei; dafür erhielt er 600 Rubel Jahresgehalt, eine freie Wohnung, freie Beheizung und Beleuchtung. Der Eintritt in die Akademie brachte aber dem Dr. S. keinen Vortheil, sondern nur Unannehmlichkeiten; es ist heute nicht möglich zu ergründen, wer die Schuld trägt, ob S. selbst oder seine Collegen, oder ob ungünstige Verhältnisse obwalteten. Viel mag der Umstand dazu beigetragen haben, daß S. gegen den Wunsch der Akademie zum Mitglied derselben ernannt worden war. Bald nach der Rückkehr Gmelin’s aus Sibirien begannen ärgerliche Streitigkeiten wegen des botanischen Gartens zwischen beiden Gelehrten, die einander bei der Akademie verklagten. Später hatte S. Differenzen mit dem Adjuncten für Botanik Kraschenninikow, dann mit dem Anatomen Weitbrecht, weiter mit Schumacher. Infolge dessen richtete Schumacher am 15. Januar 1745 an S. ein Schreiben mit der Aufforderung, seinen Abschied zu nehmen. S. weigerte sich selbstverständlich. Nachdem aber Graf Rasumowski Präsident der Akademie geworden war, erhielt S. am 1. Mai 1747 seine Entlassung. Trotz seiner Weigerung, trotz Berufung auf seinen Contract, wurde am 17. Juli 1747 ihm sein Paß übergeben und S. verließ St. Petersburg, kehrte nach Deutschland zurück und zwar wiederum nach Seehausen, nahm die ärztliche Praxis wieder auf und starb daselbst am 3. Januar 1755. – S. war verheirathet und hatte einen Sohn, der auch Mediciner war. Wegen dieses Sohnes, den der Vater zum Adjuncten für Anatomie vorgeschlagen hatte, kam es zum Zwist zwischen S. und Weitbrecht. Ueber die weiteren Schicksale dieses Sohnes fehlen Nachrichten. – S. hat zuerst während seines Aufenthaltes in Seehausen und Helmstedt einige medicinische und botanische Abhandlungen verfaßt, die in der Breslauer Sammlung von Natur- und Medicin-Geschichten gedruckt sind; außerdem ließ er in Helmstedt einige botanische Arbeiten erscheinen. In Petersburg übergab er der Akademie 1735 eine Abhandlung, „Dubia contra systema Copernicanum, die aber nicht veröffentlicht worden ist. Ferner gab er heraus: „Primitiae florae Petropolitanae“, Rigae 1736. Eine gewisse Berühmtheit erlangte S. durch sein Werk: „Botanosophiae verioris brevis sciagraphia. Systema plantarum sexuale et huic superstructam methodum Botanicam. Petropol. 1735. – S., der die Bedeutung der genialen Entdeckung Linné’s nicht erkannte, bekundet sich hier als Gegner Linné’s. Als Gleditsch (1740) die Ansichten Linné’s gegen S. vertheidigte, schrieb S. die Abhandlung: „Vaniloquentiae Gleditschianae Specimen“ Petropoli. Uebrigens ist bemerkenswerth, daß Linné, seinen Gegner ehrend, eine asiatische Pflanzengattung „Siegesbeckia“ benannte.

A. Andreae, Chronik der Aerzte des Reg.-Bez. Magdeburg I, Magdeburg 1860, S. 207. – P. Pekarsky, Geschichte der k. Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg. 1. Bd. St. Petersburg 1870, S. 723–728 (in russischer Sprache).