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ADB:Skalich, Paul

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Artikel „Skalich, Paul“ von Ludwig Theodor Elze in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 443–444, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Skalich,_Paul&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 18:18 Uhr UTC)
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Skalich: Paul S., Gelehrter und Abenteurer, geboren 1534 zu Agram, † zu Danzig im Mai oder Juni 1575. Sohn des aus bäuerlicher Familie abstammenden Schulmeisters Michael Jelenchych in Agram, kam er nach dessen frühem Tode als Kind nach Laibach, wo seine Mutter Katharina Skalychka sich wieder verheirathete und noch 1564 als Näherin lebte. Durch die Gunst des Laibacher Bischofs Urban Textor kam der junge „Paul Skalitz aus Zagrab“ (Agram) schon 1547 als Stipendiat zur Universität nach Wien, wo er 1551 Magister, sowie 1552 auf der Universität zu Bologna Doctor der Theologie ward. Von Rom mit Empfehlungen Papst Julius III. nach Wien zurückgekehrt, wurde er von Kaiser Ferdinand I. zum Hofcaplan und zum Coadjutor des Bischofs von Laibach ernannt, jedoch infolge verschiedener Vorgänge, wegen deren der Kaiser selbst ihn als den hoffährtigsten Menschen und Lügner bezeichnete, aus Wien 1557 verwiesen. Mit Empfehlungen des Königs Maximilian begab er sich nach Stuttgart und Tübingen, wo er mit Pr. Truber, P. P. Vergerius und Freiherrn H. Ungnad in Berührung kam und in deren litterarische Unternehmungen in slovenischer und kroatischer Sprache sich einzudrängen versuchte, und von 1558–61 sich aufhielt. Hier erklärte er sich für evangelisch und gab sich auf Grund des von ihm geführten Namens seiner Mutter für einen Nachkömmling der fürstlichen Familie der Scaliger von Verona aus. Nun nannte er sich: Paul Scalich oder Scaliger, Fürst de la Scala, oder von der Leiter, Landherr des römischen und Heergraf des ungarischen Reichs, Heergraf zu Hunn, Markgraf zu Verona, Doctor der hl. Schrift, ein Orphanus und Exul Christi, und behauptete Erbansprüche auf große Herrschaften in Ungarn, [444] Croatien und Oesterreich, ja auf Verona, Vicenza und Benevent zu haben. Den alten Freiherrn H. Ungnad wußte er mit diesen Schwindeleien so weit zu bethören, daß derselbe ihm, zur Wiedererlangung aller seiner Erbgüter gegen Abtretung der Hälfte derselben behilflich zu sein versprach, ein Vergleich, welchen (wenn er anders echt ist) sogar Pfalzgraf Wolfgang vom Rhein, Herzog Christoph von Württemberg, die Grafen Ernst und Poppo von Henneberg, und die Grafen Ulrich und Sebastian von Helfenstein als Zeugen mitunterzeichneten. Mit Empfehlungen einiger dieser Herren reiste S. Ende 1561 zu Herzog Albrecht von Preußen nach Königsberg, bei dem er die beste Aufnahme und vollen Glauben fand. Durch allerhand Ränke wußte er sich so sehr die Gunst dieses Fürsten zu erwerben, daß derselbe ihn nicht nur am Hofe behielt und zu seinem Rath ernannte, sondern ihn und seine Ansprüche auch dem Könige Sigismund August von Polen, Schwiegersohn des Kaisers Ferdinand I., empfahl, und ihm sogar Stadt und Herrschaft Kreuzburg in Preußen schenkte. Zwar wurde S. bald darauf von einem preußischen Edelmann für einen Abenteurer und Schwindler erklärt, allein Herzog Albrecht nahm ihn dagegen in Schutz, doch in einer Weise, daß der preußische Adel sich deshalb 1565 an den König von Polen als Oberlehnsherrn wendete. S. wartete die Ankunft der polnischen Commissäre nicht ab, sondern flüchtete alsbald nach Danzig, von wo er, angeblich in einer Sendung des Herzogs, über Berlin, Wittenberg und Frankfurt a. M. nach Paris reiste. Infolge der Untersuchung seiner Angelegenheit durch die polnischen Commissäre (August 1566) ward er in die Acht erklärt, drei seiner Helfershelfer wurden in Königsberg hingerichtet, ein vierter des Landes verwiesen. Der geächtete Flüchtling begab sich von Paris nach Münster, wo er sich für katholisch erklärte, seine ihn begleitende Wirthschafterin, Anna Fege, eine Bürgerstochter aus Danzig, heirathete und des Bischofs Gunst zu erwerben wußte. Mit Hülfe desselben und einiger polnischen Großen, namentlich des Bischofs Stanislaus Karnikowski, gelang es ihm endlich 1574 vom neuen König von Polen, Heinrich von Valois, die Aufhebung der gegen ihn erlassenen Achtserklärung, und freies Geleit nach Preußen zu erlangen, weshalb er sich nach Danzig begab und von hier aus mit dem jungen Herzog Albrecht Friedrich von Preußen und dessen Räthen Verhandlungen wegen Rückgabe seiner Herrschaft anknüpfte. Mittlerweile ereilte ihn der Tod. Begabt und gelehrt, aber durch Eitelkeit und Hoffahrt zu Betrug und Urkundenfälschung, und endlich in schwere Verurtheilung geführt, endete dieser ungewöhnliche Mann, kaum 41 Jahre alt, in Armuth und Elend, und ward in der Karmeliterkirche der Altstadt Danzig begraben. Es giebt von ihm 25 gedruckte Schriften, deren einige früher gegen das Papstthum, spätere für dasselbe, noch andere in seinen eigenen persönlichen Angelegenheiten geschrieben sind.

S. Scalichiana, in Acta Borussica, 3. St., Königsberg u. Leipzig 1730. – J. Voigt, Paul Scalich, der falsche Markgraf von Verona, im Berliner Kalender für 1848.