Zum Inhalt springen

ADB:Smalian, Heinrich Ludwig

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Smalian, Heinrich Ludwig“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 476–478, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Smalian,_Heinrich_Ludwig&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 21:28 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Smalcius, Valentin
Nächster>>>
Smechel, Martin
Band 34 (1892), S. 476–478 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Heinrich Ludwig Smalian in der Wikipedia
Heinrich Ludwig Smalian in Wikidata
GND-Nummer 117633968
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|34|476|478|Smalian, Heinrich Ludwig|Richard Heß|ADB:Smalian, Heinrich Ludwig}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117633968}}    

Smalian: Heinrich Ludwig S., Forstmann; geboren am 13. Juli 1785 zu Lohra (unweit Nordhausen), † am 25. März 1848 zu Stralsund. Einer Beamtenfamilie entstammend (sein Vater war Amtsrath), wurde er zunächst im elterlichen Hause durch Privatlehrer vorbereitet und besuchte dann, von 1797 bis 1800, die Waisenhausschule zu Halle. Hierauf widmete er sich bis 1803 dem Studium der Forstwissenschaft auf der Forstakademie zu Dreißigacker, die er (im August), mit einem vortrefflichen Prüfungszeugniß ausgestattet, verließ, um als Volontär in das Königl. preuß. Corps der reitenden Feldjäger zu Cöpenick (bei Berlin) einzutreten. Nach bestandener Staatsprüfung erhielt er im Spätherbste 1805 seine erste Anstellung als Forstconducteur bei der königl. Eichsfeld-Erfurt’schen Kriegs- und Domänenkammer zu Heiligenstadt und wurde nach der Besitzergreifung des Landes durch die Franzosen zum Kalkulatur-Assistenten befördert. Eine abermalige erfolgreiche Prüfung verschaffte ihm 1807 die Beförderung zum wirklichen Kammerkalkulator an der genannten, vom Kaiser Napoleon I. bestätigten Kammer und zugleich die Erlaubniß zur Ausübung der Vermessungs- und Taxationsgeschäfte innerhalb des Dienstbezirkes dieser Behörde. Zu Beginn 1808 wurde er als „Verificateur“ nach Kassel versetzt und noch in demselben Jahre durch den Titel „Sous-Inspecteur“ ausgezeichnet. Aber nur ungern hatte er sich dem fremdherrlichen Joche gebeugt; daher duldete es ihn, nachdem das Jahr 1813 mit seiner kriegerischen Erhebung angebrochen war, nicht mehr in seiner Stellung. Freiwillig vertauschte er dieselbe mit vorläufig einer Assistentenstelle bei dem Inspector von Winzigerode in Halberstadt, mit bescheidenem Lohne sich begnügend. Seine hervorragenden Kenntnisse, namentlich auf forstmathematischem Gebiete, welchem er mit Vorliebe zugethan war, und zugleich seine Geschäftstüchtigkeit als Beamter lenkten aber bald das Auge der königl. preußischen Regierung auf ihn, und bereits Ende 1814 wurde er als Forstinspector zu Willerode angestellt. Der Wunsch, in dem 1815 neu ausgebrochenen Kriege gegen Frankreich mit gegen den deutschen Erbfeind kämpfen zu dürfen, wurde ihm zwar, was seinem patriotisch gesinnten Herzen wehe that, versagt, allein die Motivirung, „weil er für den Forstdienst unentbehrlich sei“, und seine Beförderung zum Forstmeister bei der Regierung zu Erfurt, wodurch ihm ein größerer Wirkungskreis sich eröffnete, entschädigten ihn doch reichlich und belebten seinen Eifer auf’s neue. Schon im folgenden Jahre (1816) erfolgte seine Berufung als Hülfsarbeiter in das Forstdepartement des Finanzministeriums nach Berlin und 1817 seine Ernennung zum Oberforstmeister bei der Regierung zu Danzig. 1827 wurde er in gleicher Eigenschaft nach Stralsund versetzt, wo er zwei Jahrzehnte lang segensreich wirkte.

S. hat sich nicht nur in allen Dienstesstufen, welche er bekleidete, als ein kenntnißreicher, eifriger, geschäftstüchtiger und pflichtgetreuer Beamter bewährt, sondern auch die Wissenschaft gefördert. Seine Specialitäten waren Holzmeßkunde und Forsteinrichtung. Was zunächst seine amtliche Thätigkeit in der preußischen Verwaltung betrifft, so mag insbesondere die von ihm mit großem Geschick durchgeführte umfangreiche Aufforstung der Schabe, eines schmalen Landstriches zwischen den Halbinseln Jasmund und Wittow, mit Kiefern und Eichen hervorgehoben werden. Die bezeichneten wissenschaftlichen Gebiete bereicherte er durch Erfindung einiger Baummeßinstrumente, Aufstellung mehrerer neuer Formeln und Ausbildung einer besonderen Forstabschätzungsmethode. Von Instrumenten erfand er eine auf dem Principe des Keils beruhende Baumkluppe [477] und einen Höhenmesser. Beschrieben und abgebildet sind diese Instrumente in seinem „Beitrag zur Holzmeßkunst“ (1837), welcher noch in den neuesten Schriften über Holzmeßkunde Erwähnung und Würdigung findet. Ueber den „Baumhöhenmesser und (ein) einfaches Verfahren der Baummessung und Holzberechnung“ erschien 1840 eine für Forstmänner, Bauherrn und Holzhändler berechnete Schrift, welcher vier Zahlentafeln zur Erleichterung der Veranschlagung und Auswahl der Bau- und Nutzhölzer und zwei (praktische) Formulare zum Holzanschlag und zur vergleichenden Nachweisung des danach wirklich verabfolgten Holzes beigegeben waren. Hierdurch führte er zugleich die auf die Stärkenmessung (des Baumes) in einem constanten Theile (und zwar in 1/20) der Baumhöhe berechneten Formzahlen, d. h. die sog. „ächten“ Formzahlen in die Litteratur ein. Obgleich die neuere Praxis aus Utilitätsgründen ausschließlich den Brusthöhen- (oder „unächten“) Formzahlen sich zugewendet hat, so kann doch den später namentlich von Preßler weiter bearbeiteten „ächten“ Formzahlen die Bedeutung einer principiell richtigeren Bemessung der Baumform (bezw. des Vollholzigkeitsgrades) nicht versagt werden. Er empfahl zur Kubirung der Baumschäfte die Formel des abgestutzten Paraboloides aus der oberen und unteren Kreisf1äche (s. Hartig’s Journal für das Forst-, Jagd- und Fischereiwesen etc. 1806, 3. Heft) und stellte eine neue Methode der Altersbestimmung eines ungleichalterigen Bestandes (aus Masse und Durchschnittszuwachs) auf. Die bezügliche Formel, welche zur Bestimmung des durchschnittlichen Alters für alle Fälle der Praxis ausreicht und namentlich für Bestände vom Mannbarkeitsalter an aufwärts zutreffende Resultate liefert, ist in der Litteratur auch unter dem Namen der Heyer’schen bekannt, da (später) auch Karl Heyer (A. D. B. XII, 364), jedenfalls selbständig, auf dieselbe kam. Seine mathematisch-speculative Richtung bethätigte er auch durch weitere Fortbildung der Hundeshagen’schen Forsttaxationsmethode namentlich in dem Sinne, daß er der Berechnung des Normalvorraths nicht Ertragstafeln wie Hundeshagen (A. D. B. XIII, 401), sondern örtlich durch Reconstruction aller früheren Glieder der Massenreihen vermittelst Baumanalysen hergestellte Tafeln zu Grunde legte. Bei diesen Analysen wollte er gefunden haben, daß der jährliche Massenzuwachs der Bäume bis zur Umtriebszeit in einem geometrischen Verhältniß höherer Ordnung stehe, und er betrachtete die wissenschaftliche Begründung dieses Verfahrens als die Hauptaufgabe seines Lebens. Diese Theorie hat aber jetzt nur noch historischen Werth, weil später – durch Forschungen Anderer – der Nachweis erbracht wurde, daß das Holz nicht in einer geometrischen Reihe, sondern bloß nach arithmetischem Verhältniß zunimmt. Demungeachtet kann ihm das Verdienst eines originellen und scharfsinnigen Forschers nicht abgesprochen werden, und es gebührt ihm in der Lehre von der Holzmeßkunst ein dauernder Ehrenplatz. Seine eigenartigen Ansichten über die beregten und andere Fragen aus den Gebieten der Holzmeßkunst und Waldertragsregelung, finden sich insbesondere in der „Anleitung zur Untersuchung und Feststellung des Waldzustandes, der Forsteinrichtung, des Ertrages und Geldwerthes der Forste, sowie zur Forstverwaltung und deren Kontro1e auf den Grund der Forstschätzung“ (1840) und in seinen „Beiträgen zur Forstwissenschaft“ (erstes Heft, 1842; zweites Heft, 1845) entwickelt. Ein praktisches Beispiel zur Veranschaulichung seiner Methode enthält die Schrift „Buchenhochwald-Betrieb und Schätzung der Forstbeläufe Hagen und Rusewase, Forstreviers Werder“ (1846) auf der Insel Rügen. Endlich hat S. auch noch verschiedene Tafelwerke veröffentlicht, welche sich durch Genauigkeit und zweckmäßige Einrichtung empfehlen. Hierher gehören: „Allgemeine Holzertrag-Tafeln für den Abtriebsertrag, Zuwachssatz, jährlichen Durchschnitts-Ertrag, die gesammte Holzmasse und den Ertragsatz, zur wissenschaftlichen Holzertrag- und Wald-Werth-Berechnung, [478] im Auszuge von 10 zu 10 Jahren“ (1837), ferner „Kreisflächen-, Durchmesser-, Halbmesser- und Umfangtafeln“ (1840) und endlich „Walzentafel zur Erleichterung der Holzmassenberechnung der Baustämme von 1 bis 100 Fuß Länge und 0,001 bis 46,2 Quadratfuß Querfläche, mit den entsprechenden Durchmessern und Umfängen“ (1846). Er war Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften.

Allgemeine Forst- und Jagdzeitung, 1860, S. 115 (Verzeichniß seiner Schriften). – Fr. v. Löffelholz-Colberg, Forstliche Chrestomathie I. S. 46, Nr. 139; IV. S. 61, Nr. 2356; S. 149, Nr. 2691; S. 173, Nr. 2722. – Bernhardt, Geschichte des Waldeigenthums etc. III. S. 280, 285, 286, 287, 288, 290, 291, 393 und 400. – Heß, Lebenbilder hervorragender Forstmänner etc., 1885, S. 346. – Schwappach, Handbuch der Forst- und Jagdgeschichte Deutschlands II. 1888, S. 798, 802 und 805.