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ADB:Sohn, Georg

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Artikel „Sohn, Georg“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 543–544, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sohn,_Georg&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 03:28 Uhr UTC)
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Sohn: Georg S., hessischer gelehrter Theologe reformirten Bekemitnisses, † 1589. S. wurde zu Roßbach in der Wetterau im hessen-darmstädtischen Gebiete am 31. December 1551 in bürgerlichen Verhältnissen geboren, erhielt seine Vorbildung auf der Schule zu Friedberg und bezog 1567 die Universität Marburg. Hier wurde er am 8. April 1568 Baccalaureus. Im J. 1569 setzte er seine Studien in Wittenberg fort und wurde daselbst am 6. September 1571 Magister. Als Fachstudium wählte er sich zunächst die Rechtswissenschaft; aber schon im J. 1571 wandte er sich auf Grund einer plötzlich in ihm aufgetauchten Begeisterung für die „Majestät und Hoheit der heiligen Theologie“, wie er seinem Vater schrieb, vom Rechtsstudium ab, begab sich 1572 nach Marburg zurück und trieb von nun an theologische Studien. In diesen arbeitete er mit solchem Fleiße und so großem Erfolge, daß ihm schon im J. 1574 an dieser Universität eine Professur der Theologie und 1575 zugleich die der hebräischen Sprache übertragen wurde. 1578 promovirte er als Doctor der Theologie. Seine Wirksamkeit fällt in ein Zeitalter des confessionellen Streites der protestantischen Theologen; so verhinderte er die Annahme der Concordienformel in Hessen und stritt mit Aegidius Hunnius über die drei dogmatischen Lehrpunkte, an denen der Unterschied zwischen lutherischer und reformirter Glaubenslehre seitdem am deutlichsten zu Tage getreten ist, über die Gnadenwahl, die Person Christi und das Abendmahl. Verdruß, den er darüber empfand, veranlaßte ihn, Hessen zu verlassen und 1584 einem Rufe nach Heidelberg zu folgen. Hier übernahm er eine Professur der Theologie und das Inspectorat des Collegium sapientiae, das durch ihn und D. Pareus wieder in Blüthe kam. 1588 erhielt er den Charakter eines Kirchenrathes, starb aber schon im folgenden Jahre am 23. April, erst 37 Jahre alt. Sein Epitaphium in der Peterskirche zu Heidelberg preist ihn als „gelehrt, unbescholten, bescheiden und fromm (Vir doctus, integer, modestus et pius)“. S. war seit 1575 mit Christine, Tochter des juristischen Professors Konrad Matthäus in Marburg verheirathet; bei seinem Tode hinterließ er sie, vier Söhne und zwei Töchter. Von seinem großen Fleiße zeugen zahlreiche von ihm in lateinischer Sprache veröffentlichte Schriften; dieselben sind theils akademische Disputationen und andere Gelegenheitsschriften, theils dogmatische Lehrschriften einerseits gegen Lutheraner in Bezug auf die oben angegebenen Streitpunkte, andererseits gegen die römische Kirche. Wir sehen hier von seinen Einzel-Editionen ab und berichten nur, daß seine gesammelten Werke nach seinem Tode zu Herborn in Nassau 1591 und 1592 unter dem Titel G. Sohnii opera, tom. I & II 1591, tom. III 1592 erschienen sind. Die für S. charakteristischen Werke stehen im I. Bande, z. B. „De verbo Dei et ejus tractatione libri duo, in quibus de verbo Dei scripto et non scripto, de scripturae versionibus, de interpretatione ejusdem scholastica et ecclesiastica, de methodo theologiae et de disputationibus theologicis agitur“ (vorher gedruckt Heidelb. 1588, später noch Genev. 1614). – „Idea locorum communium theologicorum.“„Synopsis totius corporis doctrinae Phil. Melanchthonis (vorher gedruckt Heidelb. 1588) [544] vgl. Unschuld. Nachrichten 1717, S. 730). – Der II. Band enthält eine „Exegesis praecipuorum articulorum Augustanae confessionis“. - Den III. Band füllt eine minder werthvolle dogmatische Erklärung ausgewählter Psalmen. – Außer dieser Sammlung liegen von S. vor „Epistolarum theologicarum centuriae.“ Biponti 1598.

Sein Lebensgang ist dargestellt in einer dem ersten Bande seiner gesammelten Werke (1591) vorangeschickten „Oratio funebris in obitum G. Sohnii“ (zuvor gedruckt Heidelb. 1589); auf ihr ruht die Biographie Sohn’s in Adami vitae theologorum (3. Aufl. in fol. Frankf. 1705, pag. 296 sqq.), die in (Löscher’s) Unschuldigen Nachrichten, Jahrg. 1728, S. 878 ff. und auch die in Friedr. Wilh. Strieder’s Hessischer Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte 15. Bd. 1806, 108 ff.; bei Strieder findet sich auch S. 109–112 ein dankenswerthes Verzeichniß der einzelnen Schriften Sohn’s und ihrer besonderen Ausgaben. – Derselbe Autor citirt noch zur Litteratur über S. Jo. Tilemann, Vitae prof. Marb. p. 129 sqq.