Zum Inhalt springen

ADB:Solbrig, Christian Gottfried

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Solbrig, Christian Gottfried“ von Max Mendheim in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 553–554, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Solbrig,_Christian_Gottfried&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 04:00 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Soiron, Alexander von
Band 34 (1892), S. 553–554 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Carl Friedrich Solbrig (Schauspieler) in der Wikipedia
Carl Friedrich Solbrig in Wikidata
GND-Nummer 115843477
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|34|553|554|Solbrig, Christian Gottfried|Max Mendheim|ADB:Solbrig, Christian Gottfried}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=115843477}}    

Solbrig: Christian Gottfried S. (wie nach den Leipziger Kirchenbüchern seine Vornamen gelautet haben müssen, die er später wahrscheinlich eigenmächtig in Karl Friedrich verändert hat), Declamator, wurde als Sohn des Bürgers und Weißbäckers Joh. Gottfr. Solbrig und dessen Ehefrau Christiane Elisabeth geb. Meißner in Leipzig (wahrscheinlich am 7. November, in den Kirchenbüchern ist nur der Tauftag eingetragen und als solcher der 13. November, ein Sonntag, bezeichnet) im November 1774 geboren. Er sollte, wie sein Vater, Bäcker werden, ging aber bald zur Oekonomie über, fing dann einen Pferdehandel an und widmete sich schließlich, als er auch damit kein Glück hatte, dem [554] Theater. Bereits in Baireuth, wo er den ersten Versuch wagte und auch als Declamator auftrat, erntete er Beifall, so daß er sich nun ausschließlich der Kunst zuwandte. Nachdem er wieder mehrere Jahre in Leipzig gelebt hatte, trat er in Prag, Breslau, Dresden und vielen anderen Orten Deutschlands als Declamator und Lehrer der Declamirkunst auf. Von 1822 an lebte er dann wieder in Leipzig (das Leipziger Adreßbuch führt ihn von 1822–1838 auf), wahrscheinlich jedoch immer wieder kleinere oder größere Gastreisen unternehmend, bis er am 14. October 1838 in Braunschweig starb.

S. war weniger Schauspieler als Declamator; er suchte die bedeutendsten Schauspieler seiner Zeit in Stimme und Geberde nachzuahmen oder auch durch vielfachen Wechsel der Stimme im Vortrag von kleinen, besonders komischen Stücken mit zahlreichen Personen zu wirken, wozu ihm besonders der Kotzebue’sche Almanach dramatischer Spiele jedes Jahr reichen Stoff bot. Als er einmal, wie er selbst berichtet, weniger Ausbeute für seine alleinige Aufführung passend in dem Almanach fand, schuf er sich selbst ein paar geeignete Stücke, die beiden Possen „Die Dorfschule. Eine charakteristische Posse in einem Akte nach Erhard“ (zuerst gegeben in Dresden, den 8. März 1812) und „Die Judenschaft in der Klemme. Eine Posse in einem Akte. Seitenstück zu Unser Verkehr (von K. B. A. Sessa[WS 1]). Nach einer wahren Anekdote aus dem siebenjährigen Kriege frei bearbeitet“ (zuerst in einem Declamatorio gegeben in Leipzig, den 25. December 1811), beide zuerst 1818 und in zweiter, vermehrter und verbesserter Ausgabe 1825 als „Dramatische Possen von C. F. Solbrig“ erschienen und 1826 um einen zweiten Band, enthaltend: „Die Stadtschule. Seitenstück zur Dorfschule“ und „Die Braunschweiger Wurst oder böse Beispiele verderben gute Sitten. Jüdischer Schwank, als Sprüchwort behandelt, nach Jul. von Voß“ vermehrt. Auch ein Trauerspiel in 3 Aufzügen „Vaterliebe oder der Engländer in Amerika“ (1811) erschien von ihm. Diese seine eigenen dramatischen Werke haben als solche wenig Werth, sie können einzig und allein als Mittel zum Zweck, nämlich der Recitation, betrachtet werden. Auch gab S. einen „Almanach der Parodien und Travestien“ (1816) heraus. Sehr zahlreich sind seine Anthologien, Sammlungen von Prosastücken und Dichtungen, mit Anmerkungen und Anweisungen zum declamatorischen Vortrag, für Schulen und zum Selbstunterricht.

Er ließ in diesen Büchern die zu betonenden Stellen mit gesperrter Schrift drucken und gab dazu Erläuterungen wie z. B. zu Friedr. Kind’s „Der Christabend“ (in „Solbrig’s Declamatorisches Lesebuch. Ein Lehr-, Lern- und Sittenbuch für Schulen und zum Selbstunterricht; mit Erläuterungen über den Vortrag“, 1832) unter anderen folgende: Ton ängstlicher Besorgniß; daher die Stimme weniger fest. – Die Worte „Soll ich mich zurücke wagen u. s. w.“ sind im Tone der Ueberlegung, Unentschlossenheit verrathend, vorzutragen. – Mit freudiger Bewunderung, in gut gehaltenen Pausen, welche dem Anschauen des jedesmaligen Gegenstandes vorangehen; die Aeußerungen selbst fordern ein schnelleres Zeitmaß. – Von einem Seufzer begleitet. – Mit Gefühl der Theilnahme. –

Eine Aufzählung von Solbrig’s Anthologien bringt der Neue Nekrolog der Deutschen Bd. 16, S. 1154 ff., vgl. ferner Allgem. Theaterlexikon, hrsg. von Blum, Herloßsohn, Marggraff und Goedeke’s Grundriß.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Karl Borromäus Alexander Sessa (1786–1813), Breslauer Mediziner. Die antisemitische „Posse“ Der Verkehr erschien zuerst 1814.