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ADB:Solger, Bernhard

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Artikel „Solger, Bernhard“ von Paul Johannes Rée in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 566–567, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Solger,_Bernhard&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 18:50 Uhr UTC)
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Solger: Bernhard S., Architekt, geboren 1812 in Rentweinsdorf, besuchte in Nürnberg das Gymnasium und die polytechnische Schule und studirte dann in den Jahren 1831–1834 an der Universität und Bauakademie in München, wo er sich besonders an Gärtner anschloß. 1834 wurde er Bauführer bei den Restaurationsarbeiten des Bamberger Doms und vier Jahre später berief man ihn als städtischen Baurath nach Nürnberg. In dieser Stellung verblieb er bis zum Jahre 1872, in dem seine Pensionirung erfolgte, doch war er noch fernerhin in Nürnberg als Baumeister thätig, wurde 1878 nach der Vollendung des Justizgebäudes von der Regierung zum königl. Oberbaurath ernannt und starb am 11. Juli 1889. Seinem Wesen nach Gothiker, suchte er seinem Lehrer Gärtner gleich den verschiedensten Baustilen gerecht zu werden, ohne es jedoch zu abgeklärten künstlerischen Schöpfungen zu bringen. Seine Architekturformen sind weder genaue Nachbildungen noch organische Weiterbildungen der alten Vorbilder, sondern vielmehr verflaute und verblaßte, zuweilen auch verzerrte Abbilder derselben. Am besten läßt sich seine Art als willkürliche Modernisirung altüberkommener Formweisen bezeichnen. Besser als die künstlerische gelang ihm die praktische Durchbildung seiner Bauten. Vortrefflich in der Anlage ist vor allem das gothisch charakterisirte Krankenhaus, sein 1835–1839 ausgeführtes Lieblingswerk, und mit Geschick wußte er die Schwierigkeiten zu überwinden, welche die Ausführung verschiedener Brücken über die Pegnitz bot. Auch in der Anlegung von Wasserwerken bewährte sich seine Kraft. Unter den übrigen Werken, welche die Eigenthümlichkeit seiner Stilrichtung erkennen lassen, ragen hervor: verschiedene Schulhäuser, darunter die 1844–45 erbaute Handelsschule, mehrere Leichenhäuser, das Telegraphenamt auf dem Hauptmarkt, verschiedene Stadtthore, die seitdem zum Theil umgestaltet oder wie das Walchthor, Marien- und Königsthor neuerdings eingelegt sind. Von seinen Brücken sind in künstlerischer Hinsicht zu nennen die Heubrücke 1841–42 und die Maxbrücke 1850 bis 1851. Keines seiner Werke charakterisirt ihn deutlicher als das erwähnte, [567] von 1872–78 in unverstandenen romanischen Formen ausgeführte Justizgebäude. Sein ohne Zweifel anerkennenswerthes Streben, die Neubauten Nürnbergs in einer dem alterthümlichen Charakter der Stadt angepaßten Weise zu gestalten, scheiterte an der jenen Tagen überhaupt eigenen oberflächlichen Auffassung und willkürlichen Wiedergabe und Verwendung der Vorbilder. Erst seit etwa einem Jahrzehnt ist man in Nürnberg zu einer, freilich nur von Einzelnen vertretenen charakteristischen, der alten Reichsstadt eigenthümlichen Bauweise hindurchgedrungen.

Die Daten sind dem Bericht eines von E. Hecht bei der Gedenkfeier für Oberbaurath S. im Mittelfränkischen Architekten- und Ingenieurverein gehaltenen Vortrags im Fränkischen Kurier 1889, Nr. 550 entnommen.