ADB:Solms-Braunfels, Heinrich Maastricht Graf von

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Artikel „Solms-Braunfels, Heinrich Maastricht Graf von“ von Pieter Lodewijk Muller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 580–581, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Solms-Braunfels,_Heinrich_Maastricht_Graf_von&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 09:49 Uhr UTC)
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Solms: Heinrich Maastricht, Graf v. S.-Braunfels, wurde 1636 geboren als sein Vater, der Graf Johann Albrecht, Gouverneur der Festung war, deren Name dem seinigen zugefügt wurde. Er durchlief rasch die niederen Chargen der niederländischen Armee und führte schon 1674 in der Schlacht bei Seneffe, in welcher er in französische Gefangenschaft gerieth, die erste Brigade des niederländischen Fußvolks. Zwei Jahre später ernannte Wilhelm III. ihn zum Generallieutenant und Obersten seiner Garde, an der Stelle des an seinen bei der Belagerung von Maastricht erhaltenen Wunden gestorbenen Rheingrafen Karl Florentius v. Salm, der Wilhelm’s Vertrauter und Rathgeber in militärischen Dingen gewesen war. Später erhielt er noch die einträgliche Stelle eines Gouverneurs von Herzogenbusch und die noch wichtigere eines Generals von der Infanterie. Denn, wenn er auch im Felde in sämmtlichen Feldzügen Wilhelm’s mit Ehren genannt wird, so hat er sich doch namentlich ausgezeichnet durch die Ausbildung der niederländischen Infanterie, welche damals dem besten französischen Fußvolk gleichgeachtet wurde. Ihm dankte sie neben Georg Friedrich von Waldeck (s. A. D. B. VIII, 701) den Ruhm, welchen sie damals bei Freund und Feind erwarb. Namentlich galt dies von der Garde, welche seiner besonderen Sorge anheim gegeben war. Als S. sie 1688 nach England mit hinüber geführt hatte, und sie 1690 in der Schlacht an der Boyne den Fluß durchwatet und die feindliche Stellung erstürmt hatte ohne in Unordnung zu gerathen oder zu stocken, erwarben Solms’ Blauen, wie die Engländer sie nannten, eine Popularität, welche selbst die Feindseligkeit der damaligen Engländer gegen fremde Kriegsvölker bewältigte. Ihr Führer aber war weit entfernt dieselbe zu theilen. Im Gegentheil machten ihn seine unerbittliche Strenge und die wohl zu öffentlich zur Schau getragene Geringschätzung der englischen Armee, welche allerdings zu schlecht beschaffen war, um einem bloß dem Dienst lebenden Kriegsmann zu gefallen, außergewöhnlich verhaßt, und als 1692 in der Schlacht bei Steenkerke die englische Infanterie arg mitgenommen wurde, ward seiner Fahrlässigkeit, ja seiner Ruchlosigkeit, welche sich an ihrer Noth soll geweidet haben, die Schuld beigemessen. Noch in Macaulay’s Darstellung der Schlacht hat die Erzählung Wiederhall gefunden; freilich ist dieselbe nicht weniger unrichtig und unverständlich [581] als die sonstigen militärischen Darstellungen des berühmten Historikers. Die öffentliche Meinung in England war so erregt, daß wenig fehlte, daß im Parlament eine Motion angenommen wäre, den König zu bitten, S. kein Commando über englische Truppen anzuvertrauen. Denn S., wenn auch immerfort in niederländischen Diensten, führte im Felde auch den Oberbefehl über die englische Infanterie, wie Wilhelm überhaupt seine englischen Generale immer den niederländischen, welche sich schon so lange bewährt hatten, unterzuordnen pflegte. Nicht lange jedoch brauchten die Engländer über ihn zu klagen. Schon im nächsten Jahre wurde er in der Schlacht bei Neerwinden oder Landen tödlich verwundet und starb noch den nämlichen Tag im feindlichen Lager. Noch über das Grab hinaus verfolgte ihn der Haß der englischen Soldaten.

Vgl. Sylvius, Vervolg op Aitzema; Europische Mercurius und die sonstigen Quellen der niederländischen Kriegsgeschichte der Zeit. – Bosscha, Nederlands Heldendaden te land II. – Macaulay, History of England. – Mein Wilhelm III. und Georg Friedrich v. Waldeck.