ADB:Soltau, Friedrich Leonard von
v. Fouqué seiner mit Interesse angenommen zu haben. – Die Litteraturgeschichte des deutschen Volksliedes gedenkt v. Soltau’s dankbar um einer Publication willen, die zu Leipzig 1836 herauskam: „Hundert deutsche historische Volkslieder. Gesammelt und in urkundlichen Texten chronologisch herausgegeben“ (Titelauflage Leipzig 1845). S. scheint durch O. L. B. Wolff’s Sammlung historischer Volkslieder und Gedichte der Deutschen (Stuttg. 1830) unmittelbar angeregt zu sein, stellt aber mit gerechtem Selbstbewußtsein seine eigene quellenmäßige und urkundlich treue Leistung in scharfen Gegensatz zu diesem liederlichen Opus. Er hat nach dem Maße seiner Kräfte, die nur allzufrüh ermatteten, die Aufgabe gefördert, die er selbst zuerst formulirt hat: „ein Corpus deutscher historischer Volkslieder zur Erläuterung der deutschen [588] und europäischen Geschichte … einen poetischen Geschichtsspiegel.“ Es ist dieselbe Aufgabe, die im J. 1859 Jac. Grimm der Münchener historischen Commission ans Herz legte und die dann auf eigenen Pfaden v. Liliencron in seinem groß angelegten Werke für den wichtigsten Zeitraum gelöst hat. v. Liliencron selbst hat die Sammlung v. Soltau’s nebst dem zweiten Hundert, welches 1856 Rud. Hildebrand mit Benutzung von Soltau’s Nachlaß herausgab, geradezu als den Grund bezeichnet, auf dem er weiter gebaut habe.
Soltau: Fr. Leonard v. S., Volksliedersammler. Er war im J. 1800 in Lübeck geboren und hat in Jena und Leipzig neben deutscher Litteratur hauptsächlich orientalische Sprachen studirt, in denen er jedenfalls soviel Kenntnisse erwarb, um sich mit allerhand litterarischen Projecten zu tragen. Später indessen wurden diese Neigungen ganz verdrängt durch sein Interesse am deutschen Volkslied. Ohne einen festen Abschluß der Universitätsstudien ließ sich S. in Dresden nieder, begann aber bald, durch schweres Mißgeschick seiner wohlhabenden Familie völlig verarmt, ein trauriges Wanderleben, das ihn nach vorübergehenden Aufenthalten in Meißen, Leipzig, Jena, Weimar schließlich in Halle stranden ließ. Dort hat er vom Jahre 1836 bis zu seinem Tode am 15. Juli 1846, getrennt von Weib und Kind, als ein Sonderling mit Don Quixote-Allüren eine kümmerliche Existenz gefristet, zu der ihm die Mittel systematisch ausgesandte Bettelbriefe, zunächst an die deutschen Höfe, dann an die Schriftsteller und Schriftstellerinnen Deutschlands verschaffen mußten. In der ersten Zeit scheint sich der alte Major- Neuer Nekrolog der Deutschen, 24. Jahrgang 1846 (Weimar 1848) S. 447–453.