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ADB:Spaun, Franz Anton Ritter von

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Artikel „Spaun, Franz Anton Ritter von“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 69–70, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Spaun,_Franz_Anton_Ritter_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 23:48 Uhr UTC)
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Spaun: Franz Anton Ritter v. S., mathematischer, philosophischer und schönwissenschaftlicher Schriftsteller, wurde zu Linz im J. 1753 geboren und erhielt zunächst in seiner Heimathsstadt eine sorgfältige Ausbildung. Obgleich er die Rechte studirte, war doch Mathematik nebenbei die von ihm mit Vorliebe betriebene Wissenschaft und S. erlangte darin eine besondere Tüchtigkeit und Gewandtheit. S. trat nach vollendeten Studien in den Dienst der Verwaltungsbehörde und wir finden ihn als Beamten in Vorderösterreich angestellt, woselbst er bis zum Regierungsrath vorrückte und die Stelle eines Landvogts im Breisgau bekleidete. 1788 sollte er eine Stellung als Assessor des Reichskammergerichtes in Wetzlar antreten, noch ehe dies jedoch geschah, wurde er als Verfasser einer für staatsgefährlich angesehenen Schrift verhaftet und mußte eine nicht weniger als zehn Jahre währende Kerkerstrafe zuerst in Munkacs in Ungarn und sodann auf [70] der Festung Kufstein abbüßen. Als Beschäftigung während der Haft diente ihm das Studium seiner Lieblingswissenschaft, der Mathematik, und zwar beschäftigte er sich im Geiste mit der Lösung mathematischer Probleme, da ihm Bücher und Schreibmaterialien entzogen waren, er erhielt dadurch eine bewunderungswürdige Raschheit in der Lösung der schwierigsten mathematischen Aufgaben. Durch Vermittlung des ehemaligen Staatssecretärs Maret, welcher mit S. zusammen internirt war, erhielt letzterer eine Pension, von welcher er, als er 1798 seine Haft verließ, lebte. Die letzte Zeit seines Lebens verbrachte S. in München, wo er auch am 3. März 1826 starb. S. war ein vielseitig gebildeter scharfer Geist, jedoch derb und kräftig in seinen Aeußerungen insbesondere auf polemischem Gebiete. Seine eigenthümlichen Anschauungen möge die Thatsache illustriren, daß er eine besondere Abneigung gegen Goethe’s Poesie hatte und dieselbe in Wort und Schrift bekämpfte, wobei die Derbheit seiner Ausdrucksweise oft einen geradezu komischen Charakter aufwies.

Von seinen Schriften sind insbesondere die mathematischen und ähnliche Werke zu nennen wie: „Versuch, das Studium der Mathematik durch zweckmäßige Erläuterung einiger Grundbegriffe und Methoden zu erleichtern“ (1805), „Briefe über die ersten Grundsätze der Mechanik“ (1807), „Einleitung zur geometrischen Construktion aller Probleme der sphärischen Trigonometrie“ (1811), „Anleitung zur geradlinigen Trigonometrie“ (1818), „Mein mathematisches Instrument“ (1825). Außerdem war S. noch auf verschiedenen Gebieten litterarisch thätig, so veröffentlichte er: „Der sarmatische Lykurg“ Polit. Rom. (1811), „Die Lehrsätze des gesunden Menschenverstandes in Beziehung auf das Negative und das Unmögliche“ (München 1816), „Ueber die Grundverhältnisse des Staates zur Kirche“ (1818), „Vom Wechsel und vom Wechselrechte“ (1819), „Etwas über das Eigenthum“ (1822), „Politische und litterarische Phantasien“ (1817), „Staberls Promotion zum magnetisirenden Doctor. Eine Posse“ (1817), „Träume eines Wachenden“ (1819), „Sammlung seiner litterarischen Werke“ (München 1821), „Ueber privilegirte Umtriebe“ (1821), „Vermischte Schriften“ 2 Bdch. (1822), „Ueber die religiösen Phantastereien der neuesten Zeit“ (1824).

Wurzbach, Biographisches Lex. XXXVI, 75 ff.Brümmer, Lex. deutscher Dichter und Prosaisten von den ältesten Zeiten.