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ADB:Spazier, Richard Otto

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Artikel „Spazier, Richard Otto“ von Friedrich Brandes in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 75–76, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Spazier,_Richard_Otto&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 05:26 Uhr UTC)
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Spazier: Richard Otto S., Schriftsteller, Sohn des Vorigen, geb. 1803 in Leipzig, wurde in Dresden erzogen, lebte 1825–26 bei seinem Oheim Jean Paul in Baireuth und ging dann nach Nürnberg, wo er 1830–31 die „Nürnberger Blätter für öffentliches Leben, Litteratur und Kunst (literar. Ztschr. aus u. für Süddeutschland)“ herausgab. 1831 aus Baiern gewiesen, hielt er sich in Leipzig auf und verfolgte hier, wie schon in Nürnberg, mit warmer Theilnahme das Schicksal der unglücklichen Polen, für die er in verschiedenen kleineren (theils selbständigen, theils aus dem Polnischen übersetzten) Schriften mit Geist und Kühnheit eintrat. Eigene Reisen durch Polen (vgl. „Ost und West“, Stuttgart 1835), sowie persönliche Bekanntschaft und Briefwechsel mit den meisten der geflüchteten polnischen Staatsmänner und Generäle boten S. die beste Grundlage zu seiner klar und begeistert geschriebenen, großen „Geschichte des Aufstandes des polnischen Volkes [76] i. d. J. 1830 u. 1831“ (3 Bde., 1832; neue außerord. verm. Ausg. mit Karten u. s. w. 1834). Nicht zu verwechseln mit dieser von den Zeitgenossen oft gerühmten Revolutionsgeschichte ist die kürzere „Geschichte des polnischen Volkes u. s. w.“ (4 Hfte., 1831). Spazier’s fruchtlose Bemühungen für die polnische Sache, in deren Interesse er einen allgemeinen europäischen Krieg erwartete, verbitterten ihm den Aufenthalt in Deutschland; er ging 1833 nach Paris und kehrte erst kurz vor seinem Tode (1854) nach Leipzig zurück. Seine Uebersetzungen (Scott’s Gedichte, das Trauerspiel „Numancia“ von Cervantes) und eigenen litterarischen Versuche, die er in „Scherz und Ernst“ (1830) und „Gesammelte Blätter, 1. u. 2. Bdchen., Novellen, musikal.-dramat. Aufsätze und Gedichte enthaltend“ (1833) veröffentlichte, sowie „Die Uzkokin, Novelle mit histor. Erläuterungen“ (1831) haben keine Bedeutung. Dauerndes Verdienst dagegen erwarb S. durch vorzügliche biographische Schriften über Jean Paul: „Jean Paul Friedrich Richter in seinen letzten Tagen und im Tode“ (1826); „J. P. Fr. Richter. Ein biographischer Commentar zu dessen Werken“ (mit Widmung an Ludwig Börne; 5 Thle., 1833; neue Ausg. 1835; 1840).

Goedeke, Grdr. III1, 1399, 442. – Fr. Muncker, A. D. B. XXVIII, 484.