Zum Inhalt springen

ADB:Spleiß, Thomas

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Spleiß, Thomas“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 233, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Splei%C3%9F,_Thomas&oldid=- (Version vom 21. Dezember 2024, 17:43 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 35 (1893), S. 233 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Thomas Spleiss in der Wikipedia
Thomas Spleiss in Wikidata
GND-Nummer 138483922
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|35|233|233|Spleiß, Thomas|Siegmund Günther|ADB:Spleiß, Thomas}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138483922}}    

Spleiß: Thomas S., Physiker und Astronom, geboren am 27. December 1705 zu Schaffhausen, † ebenda am 16. December 1775. Obwohl Spleiß’s Vater ein einfacher Buchbinder war, so war doch in der Familie ein wissenschaftlicher Sinn zu Hause; der Großvater Stephan (1623–1693) war Rector des Gymnasiums in Schaffhausen, hatte verschiedene zu seiner Zeit geachtete astronomische Schriften herausgegeben und soll mit Leibniz und den Bernoulli’s Briefe gewechselt haben, während der Oheim David (1659–1716) als Arzt und Naturforscher – er veröffentlichte 1701 ein allerdings etwas eigenthümliches Werk über die Cannstadter Fossilienfunde – in der gemeinsamen Vaterstadt eine Rolle spielte. Dessen Bruder Johann Jacob unterrichtete seinen Neffen Thomas in der Mathematik, nachdem er die Stelle eines Spitalmeisters mit derjenigen eines Gymnasialprofessors vertauscht hatte. Von 1725 ab studirte S. in Basel, wo er als Hauslehrer der Söhne Johann Bernoulli’s thätig war und dafür in Verbindung mit seinem Freunde, dem nahezu gleichaltrigen Leonhard Euler, der Vergünstigung theilhaftig wurde, privatim in die neue Infinitesimalrechnung eingeführt zu werden. Euler hätte den Mitschüler gern nach St. Petersburg mitgenommen, allein da sich dessen Verwandte gegen diesen Plan erklärten, so blieb S. zunächst in Basel und promovirte dortselbst 1728 auf Grund seiner Dissertation: „De propagatione luminis ejusdemque refractione et reflexione“, in welcher er die bekannten optischen Grundgesetze theoretisch mit Hülfe der Differentialrechnung herleitete. Gleich nachher erhielt er als Nachfolger seines Oheims in Schaffhausen die Lehrstelle für Mathematik und Physik, 14 Jahre später auch noch die der Philosophie, und in diesen Stellungen verblieb er, da die zweimal auftauchende Hoffnung, eine Professur in Bern zu erhalten, jedesmal wieder zu nichte wurde. Sehr lesenswerth und rühmlich für Spleiß’s Auffassung seines Lehrberufes ist das ausführliche Schreiben, welches er, als die Berufungsangelegenheit bestimmtere Formen anzunehmen schien, unterm 18. Juni 1766 an den berühmten Albrecht v. Haller richtete. S. war allen Zeugnissen zufolge mit ganzer Seele Lehrer und erübrigte deshalb wenig Zeit zu eigentlich gelehrter Beschäftigung. Er liebte es, Sonnenuhren, Globen, Planetarien und vor allem Fernrohre und Mikroskope (späterhin auch achromatische) zu verfertigen, wie denn eine seiner Armillarsphären, das coppernicanische Weltsystem darstellend, um den nach damaligen Verhältnissen außerordentlich hohen Preis von 1700 Gulden nach Kopenhagen verkauft ward. In einem Brief an Euler (3. April 1752) erörtert er das von ihm bei der Construction künstlicher Erd- und Himmelskugeln beobachtete Verfahren. Außer mit dem genannten Jugendfreunde stand S. auch mit J. und D. Bernoulli, C. v. Wolf, Geßner und anderen hervorragenden Männern in Correspondenz; es erhellt daraus, daß er in der Gelehrtenwelt eine höhere Stufe einnahm, als nach seiner verhältnißmäßig geringfügigen schriftstellerischen Thätigkeit zu erwarten wäre.

Habicht, Nachricht von dem Leben des Herrn Thomas Spleiß, Schaffhausen 1776. – R. Wolf, Biographien zur Culturgeschichte der Schweiz, 1. Cyklus, Zürich 1858, S. 261 ff.