Zum Inhalt springen

ADB:Spohn, Gottlob Lebrecht

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Spohn, Gottlob Lebrecht“ von Carl Gustav Adolf Siegfried in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 238–239, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Spohn,_Gottlob_Lebrecht&oldid=- (Version vom 8. Oktober 2024, 15:20 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Spohr, Louis
Band 35 (1893), S. 238–239 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Gottlieb Lebrecht Spohn in der Wikipedia
Gottlieb Lebrecht Spohn in Wikidata
GND-Nummer 127868607
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|35|238|239|Spohn, Gottlob Lebrecht|Carl Gustav Adolf Siegfried|ADB:Spohn, Gottlob Lebrecht}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=127868607}}    

Spohn: Gottlob Lebrecht S. ward geboren am 15. Mai 1756 zu Eisleben, war von 1788–1794 Prorector des Gymnasiums zu Dortmund, woselbst er, soeben zum ordentlichen Professor der Theologie und Propst nach Wittenberg berufen, am 2. Juni 1794 starb. (Winer, Handbuch der theol. Lit. II, 786).

Seine hervorragendsten wissenschaftlichen Arbeiten beziehen sich auf die Kritik des Textes und der Uebersetzungen des Alten Testaments. – In der deutschen Uebersetzung des sogen. Prediger Salomo mit kritischen Anmerkungen 1785 (s. den vollständigen Titel bei Winer a. a. O. I, 213) ist das Hauptaugenmerk des Verfassers auf eine genaue Vergleichung des massoretischen Textes mit den alten Uebersetzungen gerichtet, auf Grund deren er Emendationen versucht. (Rosenmüller, Handbuch für die Lit. der bibl. Kritik II, 140.) Ein Anhang enthält eine Variantensammlung insbesondere aus den LXX. Ein besonderes Studium wandte S. der Peschittho zu. So in den 1785 und 1794 erschienenen 2 Specimina einer collatio versionis Syriacae … cum fragmentis in commentariis Ephraem Syri obviis (s. den vollst. Titel bei Winer a. a. O. I, 56), in welchen er eine reiche Variantensammlung zum Peschitthotexte des Jesaia aus den Schriften des Ephraem Syrus zugleich unter kritischer Vergleichung derselben mit den andern alten Uebersetzungen bot (Rosenmüller a. a. O. III, 26 f.; Meyer, Geschichte der Schrifterklärung V, 403; über spec. II s. Eichhorn, Allg. Bibl. VIII, 1074 f.) In der Abhandlung „de ratione textus biblici in Ephraemi Syri commentariis obvii ejusque usu critico“, 1786 beschäftigt sich der Verfasser mit der auffälligen Erscheinung, daß in den biblischen Citaten Ephraem’s, der doch im allgemeinen in seinen Commentaren die Peschittho zu Grunde legt, sich häufig solche finden, die auf die LXX zurückgehen. Er erklärt dieselbe aus späteren Correcturen dieser Citate bei Ephraem, die auf Grund der LXX gemacht seien. Da nun infolge dieser Fälschungen die Benutzung des Ephraem für die Textkritik der Peschittho schwierig wird, so bemüht sich der Verfasser, eine Reihe von Regeln festzustellen, nach denen bei Emendationsversuchen zu verfahren sei. Vgl. Eichhorn, Allg. Bibliothek der biblischen Lit. I, 135–144. – Eichhorn, Einleitung in das alte Testament II, 148. – Ein besonders gründliches Studium wandte S. dem griechischen Text des Jeremias zu. 1794 erschien „Jeremias vates e versione Judaeorum Alexandrinorum Vol. I.“ (s. den vollst. Titel bei Winer a. a. O. I, 49). Der Plan des Verfassers ging dahin, vom ganzen Alten Testament den ältesten hexaplarischen Text herzustellen und am Jeremia sollte eine Probe davon gegeben werden. Trotz alles Fleißes, aller Sorgfalt im einzelnen, aller Umsicht, welche der Verfasser hier aufwandte, konnte doch das Unternehmen nicht gelingen, weil einmal sein kritischer Apparat noch zu begrenzt war (die Ausgabe von Grabe war für die eigentliche LXX seine einzige Grundlage, die arabische Version war nach dem cod. Al., die syrisch-hexaplarische nach der editio Norberg, die Citate der Kirchenväter waren nach Stroth’s Collectaneen benutzt), andererseits die Methode der Textkritik damals noch nicht weit genug vorgeschritten war, [239] um eine solche Aufgabe zu bewältigen. Im ganzen wird man nur sagen können, daß er zum Grabe’schen Text vielfache brauchbare Emendationen beigebracht hat. Der Verfasser selbst ist nur bis c. 24 gekommen. Das Folgende ist mit Benutzung des Nachlasses später von seinem Sohne herausgegeben worden (s. d. Art. Friedr. Aug. Wilh. S.), vgl. Meyer a. a. O. V, 291 ff., Rosenmüller II, 333–336; Eichhorn, Allg. Bibl. VI, 331–348; Einleitung in das Alte Testament I, 505 und IV, 212–217. – Auch dem Text des Neuen Testaments wandte S. seine Aufmerksamkeit zu. Von den gelehrten Prolegomenen, mit welchen C. G. Woide 1786 die prächtige Nachbildung des Codex Alexandrinus vom Neuen Testament begleitet hatte, veranstaltete S. im J. 1788 einen Abdruck und theilte zugleich eine vollständige Collation des cod. Al. mit (s. d. vollst. Titel bei Winer a. O. I, 100). Dazu fügte S. kritische Bemerkungen über Alter und Werth der Handschrift, vgl. Eichhorn, Allg. Bibl. V, 699– 701; Rosenmüller a. a. O. II, 195 f.; Meyer a. a. O. V, 396. – Im J. 1790 veröffentlichte S. eine verbesserte Ausgabe des lexicon graeco-latinum in Novum Testamentum von Ch. Schöttgen 1746, wieder bearbeitet von J. T. Krebs 1765 (s. den Titel bei Winer a. a. O. I, 128). S. vervollständigte das Material, berücksichtigte die textkritischen Arbeiten zum Neuen Testament von Griesbach und Matthaei und zahlreiche damals erschienene lexikalische und exegetische Einzeluntersuchungen. Auch zog er die alten Uebersetzungen und Glossensammlungen zu Rathe und verbesserte die Bedeutungsentwickelung, sowie die formelle Anordnung der Artikel.

Vgl. Eichhorn, Allg. Bibl. IX, 605–607. – W. Grimm in Theol. Studien und Kritiken 1875, III, 495 sagt als der berufenste Beurtheiler: Spohn’s Lexikon habe „den Ruhm des gründlichsten und beziehungsweise vollständigsten der bis dahin erschienenen neutestamentlichen Wörterbücher in Anspruch nehmen“ können.