ADB:Stöckel, Christian Gottlob

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Artikel „Stöckel, Christian Gottlob“ von Hermann Markgraf in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 281–282, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:St%C3%B6ckel,_Christian_Gottlob&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 22:34 Uhr UTC)
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Stöckel: Christian Gottlob St., schlesischer Dichter, wurde am 22. Mai 1722 zu Neobschütz im Fürstenthum Münsterberg als Sohn des Pastors Gottfried St. geboren; nach dessen frühem Tode kam er 1737 zu Verwandten nach [282] Breslau, besuchte das Magdalenäum und studirte 1742–1744 in Frankfurt a. O. die Rechte. Er befand sich damals in sehr dürftigen Verhältnissen, da ein Verwandter sein väterliches Erbtheil veruntreut hatte. Aber die Liebe zur Dichtkunst hielt ihn aufrecht. Er hatte sie vom Vater ererbt, und sie war durch illustrirte Ausgaben vom Theuerdank und Reineke Fuchs, die der Vater den Kindern zum Spielen gab, früh genährt worden. Schon als Knabe versuchte er sich in Versen, als Gymnasiast veröffentlichte er einige Gedichte. Die Eroberung Schlesiens durch Friedrich den Großen begeisterte ihn zu poetischer Verherrlichung seiner Siegesthaten. Als er, von Frankfurt zurückkehrend, zunächst beim General v. Derschau in Breslau Hofmeister wurde, und dort den Minister Graf Münchow kennen lernte, regte ihn dieser zu einem größeren patriotisch-epischen Gedichte an, „Das befreyte Schlesien“, das 1745 und 1746 in drei Abschnitten erschien und binnen Jahresfrist viermal aufgelegt worden sein soll. Es entbehrt jedoch aller epischen Gestaltung, es ist „ein fortwährender Lobpsalm“. Münchow’s Gunst verschaffte dem Dichter 1746 das Amt eines Stadtsecretärs in Brieg, worauf er sich mit seiner alten Liebe, Leonore geb. Winkler, vermählte. Seiner Frau verdankte man 1748 die Veröffentlichung seiner Gedichte, die im ersten Theil „Das befreyte Schlesien“, jetzt in sechs Bücher eingetheilt, im andern seine Oden, Elegien, Briefe und Cantaten enthalten. Auch sie erheben sich selten zu höherem Schwung, wenn sie auch eine glatte Handhabung der Sprache zeigen. Diese erzielte St. aber nur durch großen Fleiß. Als der Fleiß vom Amte in Anspruch genommen wurde, verstummte die Muse. Der Beginn des 7jährigen Krieges begeisterte ihn noch zu einem Nachtrag zum befreyten Schlesien: „Der Schlaf des Königs auf der Wahlstatt bei Sorr“, in zwei Stücken. 1761 folgten vier Oden auf den König. Auch als derselbe 1765 nach Landeck ins Bad ging, sang er ihn an. Eine Umarbeitung des befreyten Schlesiens hinterließ er im Manuscript. Er trieb sonst neben dem Amte noch rechtsgeschichtliche Studien. Seine „Abhandlung über die Mittheilung des Hallischen Schöffenrechts nach Neumarkt von 1235“, ist eine sorgfältige Arbeit. Im J. 1752 war er Syndikus in Brieg geworden, erlangte auch 1764 das Waisenamtspräsidium und die erste Beisitzerstelle beim dortigen Handels- und Stadtgericht. Er starb im September 1774.

Breslauische Nachrichten von Schriften und Schriftstellern auf das Jahr 1774 S. 303. – Streit, Alphab. Verzeichniß der 1774 in Schlesien lebenden Schriftsteller S. 129. – Kahlert, Schlesiens Antheil an deutscher Poesie S. 83, und die Schriften Stöckel’s selbst.