ADB:Stüler, Friedrich August

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Artikel „Stüler, Friedrich August“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 742–743, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:St%C3%BCler,_Friedrich_August&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 11:28 Uhr UTC)
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Stüler: Friedrich August St., Architekt, wurde am 28. Januar 1800 als Sohn eines Geistlichen zu Mühlhausen in Thüringen geboren. Ursprünglich für ein wissenschaftliches Studium bestimmt, besuchte er eine Zeit lang das Gymnasium seiner Vaterstadt, ging aber dann nach Erfurt und Berlin, um Mathematik und Feldmeßkunst zu treiben. Nachdem er im J. 1820 das Geometerexamen bestanden und vier Jahre in Weißenfels, Naumburg und Schulpforta praktisch gearbeitet hatte, kam er zur Vollendung seines Studiums auf die Bauakademie nach Berlin, an der er im J. 1827 seine Baumeisterprüfung glänzend bestand. Damals wurde Schinkel auf den jungen Architekten aufmerksam und zog ihn zur Mitarbeiterschaft bei dem Bau des Palais für den Prinzen Karl von Preußen am Wilhelmsplatz in Berlin herbei. In den Jahren 1829–1830 finden wir St. auf Reisen in Frankreich, in der Schweiz und Italien. Noch in Rom erhielt er die Ernennung zum Hofbauinspector. Infolge dessen kehrte er bereits im J. 1830 nach Berlin zurück, wo er bald zum Hofbaurath und Director der Schloßbaucommission vorrückte. Allerdings hatte er, solange Friedrich Wilhelm III. lebte, wenig in dieser Stellung zu thun und fand daher Zeit, sich in Privatbauten, namentlich in Entwürfen zu Villen, zu versuchen. Das änderte sich, als Friedrich Wilhelm IV. zur Regierung kam, dessen rechte Hand St. nach dem Tode Schinkel’s und Ludwig Persius’ in allen Bauangelegenheiten wurde. Es war St. vorbehalten, die zahlreichen Pläne, die der König faßte und zum Theil in ersten Entwürfen zeichnete, umzugestalten und zur Durchführung zu bringen, wozu ihm seine geschmeidige, wenig selbständige, aber auf einem sicheren Schönheitsgefühl ruhende Natur in hervorragendem Maaße befähigte. Nachdem St. im J. 1842 im Auftrage des Königs eine Reise nach England und Frankreich unternommen hatte, um namentlich den Kirchenbau zu studiren, schuf er als erste größere Leistung die Matthäuskirche in der Nähe des Thiergartens. Sein nächstes Werk war das Neue Museum in Berlin, das in den Jahren 1843–1855 unter seiner Leitung erbaut wurde. Ebenso geht die im Frühjahr 1866 in Angriff genommene Berliner Nationalgalerie auf einen von St. bearbeiteten, erst im J. 1865 vollendeten Plan zurück. Lange Zeit beschäftigten ihn die Entwürfe für einen großen protestantischen Dom in Berlin und für den damit in Verbindung zu bringenden Campo santo. Aber obwohl sein Entwurf eines Kuppelbaues mit quadratischem Grundriß und im Halbrund [743] heraustretenden Chor die Genehmigung des Königs fand, so kam er bekanntlich nur in sehr beschränktem Maaße, d. h. kaum über die Fundamente hinaus, zur Ausführung. Glücklicher war St. mit der Ausführung der Capelle im königl. Schlosse, die von einer achteckigen Kuppel überdeckt wird. Ebenso rührt die innere Ausstattung der Capelle und des weißen Saales von St. her. Seit dem Jahre 1854 auch als Decernent über das Kirchenbauwesen in Preußen thätig, hat St. in Berlin noch die Jakobikirche im Basilikenstil, die Bartholomäuskirche im gothischen Stil und die Marcuskirche im Stil der italienischen Centralbauten der Renaissance entworfen. Sehr zahlreich sind die Bauten, die St. außerhalb Berlins errichtet hat. Unter anderen rührt die Burg Stolzenfels, das Schloß in Erdmannsdorf und in Breslau, sowie die Börse in Frankfurt a. M. und das Nationalmuseum in Stockholm von ihm her. Ebenso wurde das prächtige, von Adolf Demmler begonnene großherzogliche Residenzschloß in Schwerin nach Stüler’s Plänen zu Ende geführt. – St. gehörte zu den Architekten, die sich vermöge ihrer Bildung und reichen geschichtlichen Kenntnisse in allen Sätteln zurecht fanden, aber nur wenig eigene, wirklich schöpferische Gedanken gehabt haben. So hat St. wesentlich dazu mit beigetragen, das Ansehen der Schinkel’schen Schule in Berlin und Deutschland zu schwächen und die Unausführbarkeit des Schinkel’schen Grundgedankens, aus hellenischem Geiste heraus die Aufgaben unserer Zeit zu lösen, deutlich zu beweisen. Uebrigens hat sich St. auch als Schriftsteller versucht. Er veröffentlichte ein größeres Werk über das von ihm erbaute Neue Museum in Berlin (Berlin 1860–62), und verbreitete sich in einer am Schinkelfest am 15. März 1861 gehaltenen Rede, die dann im Druck erschien, „über die Wirksamkeit König Friedrich Wilhelm’s IV. in dem Gebiete der bildenden Künste“. In seiner amtlichen Stellung stieg St. im J. 1848 zum Mitglied des Senats der Kunstakademie empor. Im J. 1849 wurde er Mitdirector der Bauakademie, und im folgenden Mitglied der neuerrichteten technischen Baudeputation des Handelsministeriums. Am Schlusse seines Lebens bekleidete er die Stellung eines Geheimen Oberbauraths. Seinem König, dem er im J. 1858 nach Rom folgte, blieb St. bis in die letzte Zeit, wo sich der Geist Friedrich Wilhelm’s IV. mehr und mehr verdüsterte, in unwandelbarer Anhänglichkeit zugethan. Er folgte ihm auch bald ins Grab nach, da ihn am 18. März 1865 ein plötzlicher Tod aus dem Leben abrief.

Vgl. Illustrirte Zeitung Nr. 1137, S. 255-256. Leipzig 1865. – Alfred Woltmann. Die Baugeschichte Berlins (Register). Berlin 1872. – Berlin und seine Bauten. Herausg. vom Architekten-Verein zu Berlin (Register). 2 Theile. 1877. – Adolf Rosenberg, Geschichte der modernen Kunst III, 343–349. Leipzig 1889.